Das Bourne Ultimatum
gerade ein Hengst, du Bastard.«
»Hat dieses Gespräch einen besonderen Sinn?«
»Ich denke schon. Vor einer Stunde, kurz bevor du aus dem Büro nach Hause kamst, war ein Mann an der Tür. Denise putzte gerade das Silber, also ging ich öffnen. Ich muss sagen,
er sah beeindruckend aus. Er war außerordentlich teuer gekleidet und fuhr einen schwarzen Porsche.
»Und?«, unterbrach Gates, sich in seinem Sessel vorbeugend und die Augen plötzlich weit geöffnet und hart.
»Er sagte, ich solle dir sagen, dass le grand professeur ihm zwanzigtausend Dollar schulde und nicht dort war, wo er vergangene Nacht hätte sein sollen... Ich nehme an, er meinte das Ritz.«
»Nein, nein... O verdammt, er versteht nicht. Was hast du ihm gesagt?«
»Mir gefiel weder seine Sprache noch seine Haltung. Ich sagte ihm, ich hätte nicht die leiseste Ahnung, wo du wärst. Er wusste, ich lüge, aber konnte ja wohl kaum was dagegen tun.«
»Gut. Lügen, das kennt er.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass zwanzigtausend für dich so ein Problem sind...«
»Es ist nicht das Geld, es ist die Art der Bezahlung.«
»Wofür?«
»Für nichts.«
»Ich glaube, so was nennst du einen Widerspruch, Randy.«
»Halt’s Maul!«
Das Telefon läutete. Gates sprang aus dem Sessel hoch und starrte zum Tisch hin. Er machte keine Anstalten, den Hörer aufzunehmen. Stattdessen sagte er mit kehliger Stimme: »Wer immer es ist, sag ihm, ich bin nicht hier... ich bin weg, nicht in der Stadt - du weißt nicht, wann ich zurück sein werde.«
Edith ging zum Telefon. »Das ist deine Privatnummer«, sagte sie, als sie den Hörer hochnahm. »Das Anwesen von Gates«, begann Edith - ein Spaß, den sie seit Jahren machte. Ihre Freunde wussten, dass sie sich so meldete, und die anderen zählten für sie sowieso nicht. »Ja... Ja? Tut mir Leid, er ist nicht da, und wir wissen nicht, wann er zurück sein wird.« Sie betrachtete kurz das Telefon und legte dann auf. Sie drehte sich zu ihrem Mann um. »Das war Paris... Seltsam. Jemand fragte nach dir, aber als ich sagte, du wärst nicht da, fragte er nicht einmal, wo man dich erreichen könnte. Einfach aufgelegt - ganz abrupt.«
»O mein Gott!«, schrie Gates, sichtlich erschüttert. »Es ist irgendetwas passiert... irgendetwas ist schiefgegangen, irgendjemand hat gelogen!«
Mit diesen rätselhaften Worten drehte sich der Rechtsanwalt auf dem Absatz um, lief quer durch den Raum und wühlte in seiner Hosentasche. Er ging zu dem Teil der Bücherwand, wo etwa in Brusthöhe ein safeähnliches Schränkchen mit einer geschnitzten Holztür eingelassen war. Wie in Panik drehte er sich um und schrie seine Frau an: »Mach, dass du rauskommst. Raus hier, raus!«
Edith Gates ging langsam zur Tür, wo sie sich noch einmal zu ihrem Mann umdrehte und ruhig sagte: »Es geht alles auf Paris zurück, nicht wahr, Randy? Vor sieben Jahren in Paris. Dort ist etwas passiert, oder? Du kamst ziemlich verstört wieder zurück, mit einer tiefen Bedrückung, über die du nicht sprechen wolltest.«
»Raus hier!«
Edith ging hinaus und schloss die Tür hinter sich, ließ aber die Klinke nicht los, und Sekunden später öffnete sie die Tür nur einen Spalt breit und sah zu ihrem Mann hinüber. Der Schock übertraf alle ihre Vorstellungen. Der Mann, mit dem sie seit dreiunddreißig Jahren zusammenlebte, der Rechts-Gigant, der weder rauchte noch trank, stieß sich eine Nadel in den Unterarm.
10.
Dunkelheit war über Manassas hereingebrochen, und die Natur belebte sich mit geheimen Aktivitäten. Bourne kroch durch den Wald, der den Besitz des Generals Norman Swayne umgab. Erschrockene Vögel flatterten aus ihren Nachtverstecken auf, Krähen erwachten in den Bäumen, schlugen Alarm und verstummten wieder, als ob sie durch den beutesuchenden Mitverschwörer beruhigt worden seien.
Dann war er da und fragte sich, ob das wirklich wahr sein konnte. Ein Zaun, sehr hoch, aus dichtem Maschendraht in grünem Plastik. Der nach außen geneigte Überhang war mit Stacheldraht gesichert. Zutritt verboten. Peking . Das Jing-Shan-Gehege . Für einige streng geheime Dinge, um die die Regierung eine unüberwindbare Barriere errichtet hatte. Aber warum sollte ein Schreibtischgeneral in Amt und Würden solch eine Barrikade um seinen Grund errichten, ein Hindernis, das Tausende von Dollar kostete?
Wie in China waren keine elektrischen Alarmdrähte durch die Maschen gezogen, denn dann hätten Vögel und andere Tiere dauernd falschen Alarm ausgelöst. Aus
Weitere Kostenlose Bücher