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Das Bourne Ultimatum

Titel: Das Bourne Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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demselben Grund würde es wahrscheinlich auch keine verborgenen Lichtfallen geben - wenn überhaupt, dann höchstens nahe beim Haus auf flachem Grund und in Brusthöhe. Bourne nahm seine kleine Drahtschere aus der Gesäßtasche und begann mit den Maschen in Bodennähe.
    Bei jedem Schnitt begriff er deutlicher das Offensichtliche, das Unausweichliche, das von jedem seiner schweren Atemzüge und vom Schweiß, der sich auf seiner Stirn bildete, nur noch bestätigt wurde. Egal, wie sehr er sich bemühte - nicht fanatisch, aber beharrlich um sich in einigermaßen guter Verfassung zu halten, er war nun einmal fünfzig Jahre alt. Doch daran durfte er jetzt nicht denken, jetzt, wo er Stück für Stück
Fortschritte machte. Da waren Marie und die Kinder, seine Familie. Im Moment gab es nichts, was er nicht konnte, solange er es nur wollte - er, das Raubtier Jason Bourne.
    Er war durch! Er packte den Zaun und zog ihn auf, dann kroch er in das seltsam befestigte Gelände hinein. Er horchte, und sein Blick schoss in alle Richtungen, durchbohrte die fahle Dunkelheit. Gefiltert durch die dichten Zweige der großen Pinien, die die Gartenanlagen umgaben, sah er Lichter aufflackern, die vom großen Haus kamen. Langsam arbeitete er sich nach dorthin durch, wo er die Auffahrt vermutete. Er erreichte den Asphaltrand und lag auf dem Bauch unter den niedrigen Zweigen einer Pinie. Er holte Atem und sammelte sich, während er die Umgebung genau beobachtete. Plötzlich war da ganz rechts ein Lichtstrahl, weit hinten am Ende eines Schotterweges, der von der Auffahrt abzweigte.
    Eine Tür war geöffnet worden. Sie gehörte zu etwas, das wie ein kleines Haus oder eine große Hütte aussah, und sie blieb geöffnet Zwei Männer und eine Frau kamen heraus und redeten... nein, sie redeten nicht einfach, sie stritten heftig miteinander. Bourne nahm sein kleines, aber starkes Fernglas und sah hindurch. Schnell hatte er die drei eingefangen, deren Stimmen an Stärke zunahmen, wobei die einzelnen Worte unverständlich blieben, der Zorn war jedoch offensichtlich. Er studierte die drei Leute und wusste augenblicklich, dass der Mann mittlerer Größe, der sich stockgerade hielt und laut protestierte, der Pentagon-General Swayne war, die großbrüstige Frau mit den glatten dunklen Haaren seine Frau, aber was ihn verblüffte - und faszinierte -, das war die plumpe, massige Figur nahe der offenen Tür. Er kannte ihn! Jason konnte sich nicht erinnern, von wo oder wann, aber die Reaktion seiner Eingeweide bei seinem Anblick war nicht normal. Ihn ergriff ein sofortiger Abscheu, ohne dass er wusste, warum, da ihm nichts einfiel, womit er den Mann hätte in Beziehung bringen können. Nur Gefühle des Ekels und der Abneigung. Wo waren die Bilder, das kurze Aufblitzen, das so häufig seinen inneren Bildschirm erhellte? Vergeblich... er wusste nur, dass der Mann, den er da im Blickfeld seines Feldstechers hatte, sein Feind war.

    Dann tat der riesige Kerl etwas Außergewöhnliches. Er griff nach Swaynes Frau und legte beschützend seinen linken Arm um ihre Schultern, während seine Rechte im Raum zwischen ihr und dem General wild hin und her stieß. Was immer er sagte - oder bellte, bewirkte bei Swayne eine Reaktion, die zwischen stoischer Ruhe und geheuchelter Gleichgültigkeit zu liegen schien. Er drehte sich um und schritt in militärischer Haltung über den Rasen zu einem rückwärtigen Eingang des Hauses. Bourne verlor ihn in der Dunkelheit aus dem Blick und richtete das Fernglas wieder auf das Paar im Licht der Tür. Der Mann ließ die Frau des Generals los und sprach mit ihr. Sie nickte, küsste ihn flüchtig und rannte ihrem Mann hinterher. Der andere, offensichtlich ihr Geliebter, ging in das kleine Haus zurück und warf die Tür ins Schloss. Danach wurde es dunkel.
    Jason befestigte das Fernrohr wieder an seiner Hose und versuchte zu verstehen, was er gesehen hatte. Es war wie ein Stummfilm ohne Zwischentitel gewesen, allerdings mit realistischeren und weniger theatralischen Gesten. Dass es innerhalb dieses eingezäunten Areals eine menage à trois gab, war offensichtlich, aber das konnte schwerlich den Zaun erklären. Der musste einen anderen Grund haben, einen Grund, den Jason herausfinden wollte.
    Sein Instinkt sagte ihm, dass der riesige, schwere Mann, der wütend in sein kleines Haus zurückgekehrt war, etwas damit zu tun hatte. Er musste zu dem kleinen Haus gelangen, er musste den Mann sehen, der ein Teil seiner vergessenen Vergangenheit war. Bourne

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