Das Bourne Ultimatum
- mit ein paar kleineren Ausnahmen, die als unschuldige Zuschauer bezeichnet werden konnten, die in der Hitze des Gefechtes oder einer Explosion umgekommen waren. Das ganze Leben bestand aus Schmerzen, sagte das nicht schon die Schrift?... Andererseits, was für eine Art Gott erlaubte solche Brutalitäten? Merde! Denk nicht an solche Dinge!
Das Telefon klingelte, und Fontaine legte den Hörer an sein Ohr. »Hier ist Paris fünf«, sagte er.
»Kind Gottes, was kann so außerordentlich wichtig sein, dass du eine Nummer benutzt, die du bislang nur einmal gewählt hast?«
»Ihre Großzügigkeit, Monseigneur, ist grenzenlos gewesen, aber ich habe das Gefühl, dass wir unseren Vertrag neu definieren müssen.«
»In welcher Weise?«
»Mein Leben gehört Ihnen, und Sie können damit verfahren, wie es Ihnen beliebt, aber nicht mit dem meiner Frau.«
»Was?«
»Ein Mann ist hier, ein Gelehrter aus Boston, der mich mit neugierigen Augen beobachtet, Augen, die mir sagen, dass er andere Absichten im Kopf hat.«
»Dieser arrogante Idiot ist auf eigene Faust nach Montserrat geflogen? Er weiß nichts!«
»Offensichtlich doch, und ich bitte Sie, ich werde alles tun, was Sie befehlen, aber lassen Sie uns nach Paris zurückkehren... Lassen Sie sie in Frieden sterben. Um mehr bitte ich Sie nicht.«
»Du bittest mich? Ich habe dir mein Wort gegeben!«
»Warum ist dann der Gelehrte aus Amerika hier und folgt mir mit undurchsichtigem Blick, Monseigneur?«
Das tiefe, hohle Rollen eines schweren Hustens erfüllte das Schweigen, bevor der Schakal wieder sprach. »Der große Rechtsgelehrte hat seine Kompetenzen überschritten, hat sich eingemischt, wo er nichts zu suchen hat. Er ist ein toter Mann.«
Edith Gates, Ehefrau des berühmten Rechtsanwalts und Professors, öffnete leise die Tür zu seinem Arbeitszimmer in ihrem eleganten Haus am Louisburg Square in Boston. Ihr Gatte saß bewegungslos in seinem schweren Ledersessel und starrte in das knisternde Feuer, ein Feuer, auf dem er bestand, trotz der warmen Nacht draußen und der Zentralheizung drinnen.
Wieder wurde Mrs. Gates von dem schmerzlichen Bewusstsein überwältigt, dass es... Dinge... an ihrem Mann gab, die sie niemals verstehen würde. Sie wusste nur, dass er von Zeit zu Zeit unter furchtbaren Schmerzen litt, sich aber nicht mitteilte, obwohl ihm, wenn er nur davon sprechen könnte, vielleicht leichter würde. Dreiunddreißig Jahre zuvor hatte eine einigermaßen attraktive junge Frau mit mittlerem Vermögen einen außerordentlich großen, schmächtigen, brillanten, aber verarmten Jurastudenten geheiratet, dessen Strebsamkeit und Eifer die großen Firmen in der damals noch verhaltenen Zeit leicht skeptisch gegenüberstanden. Weltklugheit und das Streben nach Sicherheit wurden mehr geschätzt als ein schwelender, unruhiger, hervorragender Geist, insbesondere ein Geist in einem Kopf mit ungekämmtem Haar, in einem Körper, der sich in billige Imitationen von J. Press und Brooks Brothers kleidete, die umso armseliger
aussahen, da sein Bankkonto nur selten eine Neuanschaffung erlaubte und nur wenige Läden seine Größe überhaupt führten.
Die frisch gebackene Mrs. Gates jedoch hatte verschiedene Ideen gehabt, die die Aussichten ihres gemeinsamen Lebens verbessern konnten. Dazu gehörte, dass die juristische Karriere erst einmal beiseite gelegt wurde - besser gar keine als eine in einer unbekannten Firma oder Gott behüte, eine Privatpraxis mit jener Art von Klienten, die so eine Praxis nun einmal anziehen würde, Leute nämlich, die sich keine bekannteren Rechtsanwälte leisten konnten. Es war besser, seine natürlichen Begabungen zu nutzen, seine eindrucksvolle Größe und seine schnelle, aufnahmefähige Intelligenz, die, kombiniert mit seiner Energie, eine umfangreiche akademische Kapazität ausmachten. Edith schuf ihrem Mann mit ihren bescheidenen Mitteln ein neues Äußeres, indem sie ihn neu einkleidete und ihn Sprechunterricht nehmen ließ. Der nicht sehr aussichtsreiche Hochschulabsolvent bekam auf diese Weise bald Lincolnsche Qualitäten, mit einem Schuss John Brown. Und schon war er auf dem besten Weg, ein Rechtsexperte zu werden. Er blieb vorerst an der Universität, qualifizierte sich weiter und weiter, bis der schiere Umfang seines Expertenwissens auf bestimmten Gebieten so unbestreitbar war, dass er von ebenjenen Firmen um Rat gebeten wurde, die ihn früher zurückgewiesen hätten.
Diese Strategie kostete beinahe zehn Jahre, bevor sie konkrete
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