Das Bourne Ultimatum
Swaynes ›Farm‹ war keineswegs ein nicht eingetragener, versteckter Besitz, sondern lag offen und zugänglich da, wurde vielleicht neidisch von Freunden, Nachbarn und Kollegen besucht. Am hellen Tag konnten Gäste die gelehrigen Hunde in ihren gepflegten
Zwingern bewundern, ohne zu ahnen, was sie wirklich waren. Norman Swayne, Leiter der Heeresbeschaffung des Pentagon und Schüler von Medusa, war offiziell ein Liebhaber von Rassehunden. Vielleicht verdiente er sogar an ihnen - schließlich gab es im Kanon der militärischen Ethik nichts, was eine solche Praxis untersagt hätte.
Die vorgetäuschte Hundezucht war also ein Ablenkungsmanöver. Der ganze Besitz selbst war vermutlich ebenso falsch wie die Erbschaft, die den Kauf ermöglicht hatte. Medusa.
Eins der beiden merkwürdigen dreirädrigen Fahrzeuge tauchte drüben aus dem Schatten des Hauses auf und fuhr die Ausfahrtstraße hinunter. Bourne fing es mit seinem Glas ein und war nicht überrascht zu sehen, dass der Weimarer angerannt kam und spielerisch um das Gefährt sprang. Er bellte und wollte vom Fahrer belohnt werden. Der Fahrer! Die Fahrer waren die Hundepfleger! Der vertraute Geruch ihrer Körper beruhigte die Hunde. Diese Erkenntnis bestimmte seine Taktik. Jason musste sich auf dem Gelände des Generals bewegen können, zumindest freier als jetzt. Dazu brauchte er die Begleitung eines Tierpflegers! Er musste eine Patrouille in seine Gewalt bekommen. Er rannte zurück in den Schutz der dunklen Pinien, dorthin, wo er eingedrungen war.
Das kugelsichere Fahrzeug hielt auf dem schmalen Pfad etwa in der Mitte zwischen den beiden Toren. Es stand im Schatten der Büsche. Bourne stellte sein Fernglas ein. Der schwarze Dobermann war offenbar ein bevorzugter Hund. Der Fahrer öffnete die rechte Klappe, der Hund sprang hoch und legte die Pfoten auf den Sitz. Der Mann warf Kekse oder Fleischstücke in das weit geöffnete Maul und kraulte das Tier dann am Hals.
Bourne wusste, dass er nur Sekunden hatte, um seine noch ungenaue Strategie zu ordnen. Er musste den Wagen zum Halten bringen und den Fahrer herauszwingen, aber ohne ihn zu alarmieren, ohne ihm irgendeinen Grund zu liefern, sein Funkgerät zu benutzen und um Hilfe zu rufen. Der Hund? Wenn er auf der Straße lag? Nein, der Fahrer konnte annehmen, dass er von der anderen Seite des Zauns erschossen
worden war, und womöglich das Haus alarmieren. Was konnte er tun? Er sah sich in der Dunkelheit um. Seine Angst nahm zu. Dann hatte er eine Idee.
Die große Ausdehnung des kurz geschnittenen Rasens, die exakt beschnittenen Büsche, die gepflegte Auffahrt - auf dem Grundstück des Generals herrschte Ordnung. Jason konnte beinahe hören, wie Swayne seine Leute zur Säuberung des Geländes abkommandierte. Bourne schielte zum Wagen hinüber. Der Fahrer schubste den Dobermann spielerisch zur Seite und wollte die Klappe wieder schließen. Nur noch Sekunden! Was? Wie?
Er sah den Umriss eines Astes auf dem Boden - ein halb verrottetes Stück von einer Pinie. Schnell schlich er hin und zerrte ihn zur Straße. Den Ast quer über die Straße zu legen, hätte zu sehr nach einer Falle ausgesehen, aber so am Rand, das würde nichts tun, als die Ordnung stören, das sauberkeitsgewohnte Auge beleidigen. Das war etwas, das man am besten gleich erledigte, bevor der General sich darüber aufregen konnte... Die Männer auf Swaynes Besitz waren entweder Soldaten oder Ex-Soldaten, in jedem Fall Leute, die militärischer Disziplin unterlagen. Sie würden sicher vermeiden wollen, den General zu verärgern. Umso besser für Jason. Er packte den Ast an einem Ende und schob ihn etwa eineinhalb Meter auf die Fahrbahn. Er hörte, wie der Wagenverschlag geschlossen wurde und sich das Fahrzeug in Bewegung setzte. Es wurde schneller, und Bourne sprang zurück in den Schatten.
Jetzt bog der Fahrer unten in die Auffahrt ein. So schnell, wie er beschleunigt hatte, verringerte er plötzlich die Fahrt. Sein Strahler hatte das Hindernis erfasst, das auf die Straße ragte. Vorsichtig näherte er sich ihm, mit geringer Geschwindigkeit, als wäre er sich nicht sicher, was das sein könnte. Als er offensichtlich erkannt hatte, was es war, fuhr er wieder schneller. Angekommen, öffnete er, ohne zu zögern, die Tür. Der Plexiglasschild klappte nach vorn, der Fahrer stieg aus und ging um das Fahrzeug herum.
»Rex, du Kanaille«, sagte der Fahrer in halblautem Südstaatendialekt. »Was hast du schon wieder rangeschleppt, du
blödes Vieh? Wenn unser hoch
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