Das Bourne Ultimatum
dass ich ein Feuer in der Villa vierzehn gesehen hätte. Dann wird zweifellos ein ziemliches Tohuwabohu entstehen: der Sturm, der Feueralarm, Schreie... Das wird Ihr Signal sein. Nutzen Sie die Konfusion. Sie schlängeln sich durch und erledigen jeden, der sich noch vor der Villa der Frau befindet - achten Sie auf Ihren Schalldämpfer. Dann gehen Sie hinein und machen die Arbeit, zu der Sie sich verpflichtet haben.«
»Ich warte also auf das Feuer, auf das Geschrei der Wachen und auf Ihre Rückkehr zur Nummer elf.«
»Genau. Bleiben Sie unter dem Vordach stehen, bei geschlossener Tür natürlich.«
»Natürlich.«
»Es kann fünf Minuten dauern, vielleicht auch zwanzig.«
»Natürlich... Darf ich fragen, Madame - oder vielleicht Mademoiselle, obwohl ich keinen Grund sehe...«
»Was denn?«
»Sie werden fünf oder zwanzig Minuten brauchen, um was zu tun?«
»Sie sind ein Rindvieh, Alter. Zu tun, was getan werden muss.«
»Natürlich.«
Die Schwester hüllte sich fester in den Regenmantel, zog den Gürtel stramm und verließ die Villa.
»Packen Sie Ihre Ausrüstung zusammen und seien Sie in drei Minuten draußen«, befahl sie.
»Natürlich.« Der Wind riss ihr die Haustür aus der Hand, sie ging hinaus in den strömenden Regen und zog die Tür wieder hinter sich zu. Erstaunt und verwirrt blieb der alte Mann regungslos stehen. Er versuchte einen Sinn in das Unerklärliche zu bringen. Die Dinge ereigneten sich zu schnell für ihn und wurden durch den Tod seiner Frau noch unschärfer. Es blieb keine Zeit zu trauern, keine Zeit zu fühlen... Nur denken, schnell denken musste er. Eine Enthüllung folgte auf die andere und hinterließ unbeantwortete Fragen, die
aber beantwortet werden mussten, damit das Ganze verständlich würde - damit Montserrat einen Sinn machte!
Die Schwester war mehr als nur eine Überbringerin der Befehle aus Argenteuil. Der Engel des Erbarmens war ein Engel des Todes, sie war selbst eine Mörderin. Warum also wurde er Tausende Kilometer weit geschickt, um eine Arbeit zu tun, die ein anderer genausogut tun konnte? Ohne eine so ausgeklügelte Inszenierung? Ein alter Held Frankreichs, wahrlich... es war alles so überflüssig. Und wo er an sein Alter dachte, da war noch ein anderer alter Mann, der keineswegs ein Killer war. Vielleicht, dachte der falsche Jean Pierre Fontaine, habe ich einen furchtbaren Fehler gemacht. Vielleicht ist der andere nicht gekommen, um mich zu töten, sondern um mich zu warnen!
»Mon Dieu«, flüsterte der Franzose. »Die alten Männer von Paris, die Armee des Schakals! Zu viele Fragen!« Fontaine lief schnell zur Tür des Zimmers, in dem die Schwester untergebracht war, und öffnete sie. Mit einer Geschwindigkeit, die er in lebenslanger Praxis erworben hatte, begann er, den Raum methodisch auseinander zu nehmen - Koffer, Schrank, Kleider, Kissen, Matratze, Sekretär, Toilettentisch, Schreibtisch... der Tisch! Ein verschlossenes Schubfach - ein verschlossenes Schubfach im Nebenzimmer. Die Ausrüstung. Jetzt kam es darauf nicht mehr an! Seine Frau war tot, und es gab zu viele Fragen! Eine schwere Lampe auf dem Tisch mit einem massiven Messingständer, er nahm sie und schleuderte sie gegen das Schubfach. Wieder und wieder und immer wieder, bis das Holz splitterte und das Schloss zerbrach. Er zerrte das Fach auf und starrte gleichermaßen mit Entsetzen und Verstehen auf das, was er sah.
In einer gepolsterten Plastikschachtel lagen zwei Spritzen nebeneinander, deren Ampullen mit einer identischen gelblichen Flüssigkeit gefüllt waren. Die chemische Zusammensetzung brauchte er nicht zu wissen. Es gab zu viele, die er nicht kannte, die aber effektiv waren, flüssiger Tod in die Venen.
Ihm musste nicht gesagt werden, für wen sie vorgesehen waren. Côte à côte dans le lit. Zwei Körper nebeneinander im
Bett. Er und seine Frau in endgültiger Hingabe vereint. Wie sorgfältig hatte Monseigneur alles ausgeklügelt! Er selbst tot! Ein toter alter Mann aus der Armee der alten Männer des Schakals, der alle Sicherheitsvorkehrungen überlistet und die liebsten Angehörigen von Carlos’ letztem Feind, Jason Bourne, getötet und verstümmelt hatte. Und hinter all diesen brillanten Manipulationen stand natürlich der Schakal. Persönlich! Ce n’est le contrat! Ich, ja, aber nicht meine Frau! Das hast du mir versprochen!
Die Schwester. Kein Engel des Erbarmens, sondern des Todes! Der Mann, der im Tranquility Inn als Jean Pierre Fontaine bekannt war, ging, so schnell er
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