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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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habe sich reichlich bezahlt gemacht.
    »Und vorgestern Abend hat er mich aufgefordert, in die Oper zu gehen«, fuhr Hearn fort. »Angeblich wollte er mit meiner Hilfe einen reichen Geldgeber namens László Molnar ködern.«
    »Was ist daran so seltsam?«, fragte Chan.
    »Zwei Dinge«, sagte Hearn. »Erstens hat Spalko mich mitten am Abend abgelöst. Er hat mir praktisch befohlen, den nächsten Tag freizunehmen. Zweitens ist Molnar seitdem verschwunden.«
    »Verschwunden?«
    »Spurlos verschwunden, als habe er nie existiert«, bestätigte Hearn. »Spalko hält mich für zu naiv, um das zu überprüfen.« Er lachte halblaut.
    »Bloß kein übertriebenes Selbstbewusstsein«, warnte Chan ihn. »Dann fängt man an, Fehler zu machen. Und denken Sie daran, was ich gesagt habe: Unterschätzen Sie Spalko nicht! Sobald Sie das tun, sind Sie so gut wie tot.«
    »Schon verstanden, Chan. Jesus, ich bin schließlich kein Dummkopf.«
    »Wären Sie einer, stünden Sie nicht auf meiner Gehaltsliste«, erinnerte Chan ihn. »Wissen Sie, wo dieser László Molnar wohnt?«
    Ethan Hearn gab ihm die Adresse.
    »Jetzt«, sagte Chan, »brauchen Sie nur noch Augen und Ohren offen zu halten und in Deckung zu bleiben.
    Ich will alles, was Sie über ihn in Erfahrung bringen können.«
    Jason Bourne beobachtete, wie Annaka Vadas die Leichenhalle verließ, in die sie vermutlich von der Polizei gebracht worden war, um ihren erschossenen Vater und seine drei Begleiter zu identifizieren. Der Attentäter war beim Sturz vom Dach mit dem Kopf voraus aufgeschlagen, was eine Identifizierung mit Hilfe seines Zahnschemas ausschloss. Die Polizei war vermutlich dabei, Interpol seine Fingerabdrücke zu übermitteln. Bourne hatte Gesprächsfetzen in der Matthiaskirche mitbekommen, und die Polizei fragte sich nun völlig zu Recht, weshalb ein Profikiller auf János Vadas angesetzt worden war, aber Annaka gab vor, sie könne sich das auch nicht erklären, sodass die Polizei schließlich kapitulierte. Sie ahnte natürlich nichts von Bournes Verwicklung in diese Sache.
    Er hatte notwendigerweise einen weiten Bogen um die Ermittler gemacht – schließlich war er ein international gesuchter Verdächtiger –, aber er empfand eine gewisse Beklemmung. Er wusste nicht, ob er Annaka trauen
    durfte. Dass sie ihm eine Kugel durch den Kopf hatte jagen wollen, lag noch nicht lange zurück. Aber er hoffte, dass sein Verhalten nach der Ermordung ihres Vaters sie davon überzeugen würde, dass er auf ihrer Seite war.
    Das war wohl auch der Fall, denn Annaka hatte der Polizei nichts von ihm erzählt. Stattdessen hatte er seine Stiefel in der Kapelle gefunden, die Annaka ihm gezeigt hatte; dort lagen sie zwischen den Sarkophagen von König Béla III. und Anne de Châtillon. Bourne hatte einen Taxifahrer mit einem guten Trinkgeld geködert und war ihr zum Polizeirevier und zur Leichenhalle nachgefahren.
    Jetzt beobachtete er, wie die Polizeibeamten zum Abschied grüßend an ihre Mützenschirme tippten und ihr eine gute Nacht wünschten. Sie hatten angeboten, Annaka nach Hause zu fahren, aber sie hatte dankend abgelehnt. Stattdessen zog sie auf dem Gehsteig ihr Handy heraus – um ein Taxi zu rufen, vermutete er.
    Als er bestimmt wusste, dass sie allein war, trat er aus den Schatten, in denen er versteckt gewesen war, und überquerte rasch die Straße, um zu ihr zu gelangen. Sie sah ihn und steckte das Handy ein. Ihr besorgter Blick stoppte ihn abrupt.
    »Sie! Wie haben Sie mich gefunden?« Annaka sah sich um – ziemlich wild, wie Bourne fand. »Sind Sie mir die ganze Zeit nachgefahren?«
    »Ich wollte sichergehen, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist.«
    »Mein Vater ist vor meinen Augen erschossen worden«, sagte sie knapp. »Wie soll da alles in Ordnung sein?«
    Ihm war bewusst, dass sie unter einer Straßenlampe standen. Nachts dachte er immer in Ziel- und Sicherheitskategorien; das war ihm zur zweiten Natur geworden – dagegen war er machtlos. »Die hiesige Polizei kann unangenehm sein.«
    »Wirklich? Und woher wollen Sie das wissen?« Seine Antwort interessierte sie anscheinend nicht, denn sie begann von ihm wegzugehen. Ihre Absätze klackten auf den Pflastersteinen.
    »Annaka, wir brauchen einander.«
    Sie hielt sich sehr gerade, trug den Kopf auf ihrem langen, schlanken Hals hoch erhoben. »Was veranlasst Sie zu dieser absurden Behauptung?«
    »Sie ist nicht absurd, sie ist wahr.«
    Die junge Frau machte auf dem Absatz kehrt, sah ihm ins Gesicht. »Nein, sie ist nicht

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