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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hinauf und drückte auf den Klingelknopf. Drinnen rührte sich nichts. Als er ein Ohr an die polierte Teakholztür legte, konnte er im Haus Stimmen hören. Er drückte die Klinke herab und stellte fest, dass die Haustür nicht abgesperrt war.
    In seinem Kopf schrillten Alarmglocken los, er verharrte einen Augenblick lang hinter der halb geöffneten Tür und horchte auf die Geräusche im Haus. Es war ihm gleich, dass er sich hier auf dem Land befand, wo Verbrechen fast nicht vorkamen – alte Gewohnheiten waren nicht leicht abzulegen. Conklins übersteigertes Sicherheitsbewusstsein würde diktieren, dass diese Tür auch dann abgesperrt blieb, wenn er zu Hause war. Als er mit dem offenen Schnappmesser in der Hand über die Schwelle trat, war er sich nur allzu bewusst, dass dort drinnen ein Angreifer –
    jemand aus dem Team, das ihn liquidieren sollte –, lauern konnte.
    Hinter dem Eingangsbereich mit dem Kronleuchter
    lag eine breite, polierte Holztreppe, die zu einer Galerie hinaufführte, die um die Eingangshalle verlief. Rechts lag das Wohnzimmer, das fast ein Salon war. Links öffnete sich der behagliche Medienraum mit seiner Bar und tiefen, maskulinen Ledersofas. Unmittelbar dahinter lag der kleinere, intimere Raum, den Alex sich als Arbeitszimmer eingerichtet hatte.
    Bourne folgte dem Klang der Stimme in den Medienraum. Auf einem Großbild-Fernseher stand ein telegener CNN-Kommentator vor dem Hotel Oskjuhlid. Das unterlegte Kartenbild zeigte, dass er live aus der isländischen Hauptstadt Reykjavik berichtete. »… aber der unsichere Ausgang des bevorstehenden Terrorismusgipfels ist hier jedermann bewusst.«
    Das Zimmer war leer, aber auf dem Couchtisch standen zwei Old-Fashioned-Gläser. Bourne griff nach einem, roch daran. Speyside-Single-Malt-Whisky, in Sherryfässern gelagert. Der komplexe Duft von Conklins bevorzugtem Scotch verwirrte ihn, brachte eine Erinnerung, eine Vision aus Paris mit sich. Es war Herbst, über die Champs-Elysées trieb rostbraunes Kastanienlaub, und er sah aus dem Fenster eines Büros. Er kämpfte gegen diese Vision, die so stark war, dass sie ihn wirklich mit sich nach Paris zu ziehen schien, und er erinnerte sich grimmig daran, dass er in Manassas, Virginia, in Alex Conklins Haus war – in dem irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Er kämpfte, bemühte sich, seine Wachsamkeit, seine Konzentration zu bewahren, aber die durch den Duft des Single-Malt-Whiskys geweckte Erinnerung war überwältigend, und er verzehrte sich danach, mehr zu wissen , seine klaffenden Gedächtnislücken auszufüllen. Und so fand er sich in einem Büro in Paris wieder. Wessen Büro? Nicht Conklins – Alex hatte nie ein Büro in Paris gehabt. Dieser Duft, jemand war mit ihm hier. Er drehte sich um, sah für Bruchteile einer Sekunde ein Gesicht, an das er sich vage erinnerte.
    Er riss sich wieder los. Obwohl es zum Verrücktwerden war, ein Leben zu haben, an das man sich nur bruchstückhaft erinnern konnte, durfte er sich nach allem, was passiert war, und weil hier irgendetwas nicht stimmte, nicht ablenken lassen. Was hatte Mo über derartige Auslöser gesagt? Sie konnten Dinge sein, die er sah, hörte, roch oder sogar nur berührte, und sobald eine Erinnerung ausgelöst war, konnte er sie vertiefen, indem er den Stimulus, der sie hervorgerufen hatte, einfach wiederholte. Aber nicht jetzt. Er musste Alex und Mo finden.
    Er senkte den Blick, sah einen kleinen Notizblock auf dem Couchtisch liegen und griff danach. Der Block schien leer zu sein; das oberste Blatt war abgerissen. Als er es schräg ins Licht hielt, konnte er jedoch schwache Abdrücke erkennen. Irgendjemand – vermutlich Conklin
    – hatte NX 20 hingeschrieben. Er steckte den Notizblock ein.
    »Nun hat der Countdown also begonnen. In fünf Tagen wird die Welt wissen, ob eine neue Zeit, eine neue Weltordnung entstehen wird, ob die gesetzestreuen Völker der Welt in Frieden und Eintracht werden leben können …« Der Kommentator schwafelte weiter, dann folgte das übliche Gedudel als Überleitung zu einem Werbeblock.
    Bourne schaltete das Gerät mit der Fernbedienung
    aus, sodass Stille über den Raum herabsank. Es war denkbar, dass Conklin und Mo einen Spaziergang machten, weil das Panovs Lieblingsmethode war, um während eines Gesprächs Dampf abzulassen, und er bestimmt dem Alten ein wenig Bewegung verschaffen wollte. Aber dagegen sprach die Anomalie der nicht abgesperrten Haustür.
    Bourne ging zurück, wie er gekommen war,

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