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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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atmete. Als Magomet sich jetzt abwandte, sprach sie rasch, um ihren Plan zu befördern. »Wenn du schon Kaffee holst«, sagte sie,
    »dann hol dir auch einen.«
    Als er zurückkam, nahm sie den Kaffee entgegen und kostete einen kleinen Schluck, ohne Magomet aufzufordern, Platz zu nehmen. Er blieb stehen, stützte die Ellbogen auf die Sessellehne und hielt seinen Pappbecher zwischen den Händen.
    »Erzähl mir von ihm«, sagte Magomet. »Wie ist er?«
    »Der Scheich? Warum fragst du das nicht Hassan?«
    »Hassan Arsenow erzählt einem nichts.«
    »Vielleicht«, sagte sie und sah Magomet über den
    Rand ihres Bechers hinweg an, »hütet er seinen bevorzugten Status eifersüchtig.«
    »Du etwa nicht?«
    Sina lachte leise. »Nein, ich teile mein Wissen gern.«
    Sie trank noch einen Schluck Kaffee. »Der Scheich ist ein Visionär. Er sieht die Welt nicht, wie sie ist, sondern wie sie in einem Jahr, in fünf Jahren sein wird. Es ist eine erstaunliche Erfahrung, mit einem Mann zusammen zu sein, der alle Aspekte seines Wesens so vollständig beherrscht, der weltweit so ungeheure Macht ausübt.«
    Magomet atmete erleichtert auf. »Dann sind wir
    wahrhaft gerettet.«
    »Ja, gerettet.« Sina stellte ihren Becher weg und holte den Klingenrasierer und die Rasiercreme, die sie in der gut ausgestatteten Bordtoilette gefunden hatte, aus ihrer Umhängetasche. »Komm, setz dich mir gegenüber.«
    Magomet zögerte nur einen Augenblick. Als er saß, berührten ihre Knie sich fast.
    »Mit diesem Bart kannst du in Island nicht aus dem Flugzeug steigen, das musst du verstehen.«
    Seine dunkelbraunen Augen beobachteten sie, während er sich mit den Fingern durch den Bart fuhr. Ohne den Blickkontakt abreißen zu lassen, griff Sina nach seiner Hand und zog sie vom Bart weg. Dann drückte sie etwas Rasiercreme auf seine rechte Wange und verrieb sie. Die Klinge kratzte über seine Haut. Magomet zitterte leicht; als sie ihn zu rasieren begann, schloss er die Augen.
    Irgendwann merkte sie, dass Achmed sich aufgesetzt hatte und sie beobachtete. Unterdessen war Magomets Gesicht schon zur Hälfte bartlos. Auch als Achmed aufstand und herankam, arbeitete sie gelassen weiter. Er sagte nichts, sah nur staunend zu, wie unter dem abgenommenen Bart allmählich Magomets Gesicht zum Vorschein kam.
    Schließlich räusperte Achmed sich und fragte mit seiner sanften Stimme: »Bin ich als Nächster dran?«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Kerl eine so lausige Waffe tragen würde«, sagte Kevin McColl, als er Annaka aus dem Skoda zerrte. Er schnaubte verächtlich, als er sie einsteckte.
    Annaka, die keinen Widerstand leistete, war froh, dass er ihre Pistole für Chans Waffe hielt. Ein geheimes kleines Lächeln erfüllte sie, als sie mit hängendem Kopf und gesenktem Blick unter einem bleigrauen Nachmittagshimmel auf dem Gehsteig stand. Wie so viele Männer konnte er sich nicht vorstellen, dass sie eine Waffe tragen und sogar damit umgehen könnte. Was McColl nicht wusste, würde ihn bald sehr wundern – dafür würde sie sorgen.
    »Als Erstes möchte ich Ihnen versichern, dass Sie absolut nichts zu befürchten haben. Sie brauchen nur meine Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten und meine Befehle genau auszuführen.« Mit dem Daumen drückte er auf einen Nervenknoten auf der Innenseite ihres linken Ellbogens. Nur genug, damit sie wusste, dass er’s ernst meinte. »Verstehen wir uns?«
    Sie nickte, dann schrie sie leise auf, als sein Daumen den Druck verstärkte.
    »Wenn ich Sie etwas frage, erwarte ich eine Antwort.«
    »Ja, ich verstehe«, sagte sie.
    »Gut.« Er trat mit ihr in den Schatten des Eingangs von Gebäude 106–108 Fo utca. »Ich suche Jason Bourne.
    Wo ist er?«
    »Keine Ahnung.«
    Ihre Knie gaben vor Schmerz nach, als er etwas
    Schreckliches mit der Innenseite ihres Ellbogens anstellte.
    »Versuchen wir’s noch mal?«, fragte McColl. »Wo ist Jason Bourne?«
    »Oben«, sagte sie, während ihr Tränen über die Wangen flossen. »In meiner Wohnung.«
    Sein harter Griff ließ merklich nach. »Sehen Sie, wie einfach das war? Kein Wirbel, keine Aufregung. So, jetzt gehen wir gemeinsam rauf.«
    Annaka benützte ihren Schlüssel, um die Haustür aufzusperren. Sie machte Licht, dann gingen sie nebeneinander die breite Treppe hinauf. Oben im dritten Stock hielt er sie kurz an. »Okay, passen Sie auf«, sagte er leise.
    »Sie benehmen sich, als wäre alles in bester Ordnung, kapiert?«
    Sie hätte beinahe nur genickt, aber dann bestätigte sie

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