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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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jetzt zu ihm hinübersah, wusste sie, dass sie nie an ihm hätte zweifeln dürfen. Er besaß den Mut, die Fähigkeiten und die weltweiten Verbindungen, um alles verwirklichen zu können – sogar diesen kühnen Handstreich, der ihm ungeheure Macht sichern würde. Sie musste sich eingestehen, dass sie skeptisch gewesen war, als er ihr erstmals erzählt hatte, was er plante, und sie war skeptisch geblieben, bis ihnen vorhin mühelos die Flucht durch einen alten Luftschutztunnel gelungen war, den Spalko entdeckt hatte, als er das Gebäude gekauft hatte. Bei der Renovierung hatte er jegliche Spur des Fluchttunnels aus den Bauplänen getilgt, sodass er bis zum heutigen Tag, an dem er ihn ihr gezeigt hatte, sein persönliches Geheimnis geblieben war.
    Am Tunnelausgang hatten Limousine und Fahrer im
    rötlichen Abendlicht auf sie gewartet, und jetzt waren sie in schnellem Tempo auf der Stadtautobahn zum Flughafen Ferihegy unterwegs. Annaka rückte etwas näher an Stepan heran, und als er ihr sein charismatisches Gesicht zuwandte, nahm sie kurz seine Hand in ihre. Die blutige Fleischerschürze und die Latexhandschuhe hatte er irgendwo im Tunnel abgestreift. Er trug Jeans, ein frisches weißes Hemd und italienische Slipper. Niemand hätte ihm angesehen, dass er eine durchwachte Nacht hinter sich hatte.
    Er lächelte. »Ich glaube, jetzt wäre ein Glas Champagner angebracht, findest du nicht auch?«
    Sie lachte. »Du denkst wirklich an alles, Stepan.«
    Er zeigte auf die Sektkelche in den Aussparungen der Türverkleidung neben ihr. Sie waren aus Glas, nicht aus unzerbrechlichem Kunststoff. Während sie sich zur Seite beugte, um die Gläser herauszunehmen, holte er eine Flasche Champagner aus dem Kühlfach. Draußen spiegelte sich die rote Scheibe der untergehenden Sonne in den Fenstern der Hochhäuser auf beiden Seiten der Autobahn.
    Spalko riss die Folie ab, ließ den Korken knallen, füllte erst einen, dann den anderen Kelch mit dem schäumenden Champagner. Er stellte die Flasche weg, und sie stie
    ßen wortlos miteinander an. Sie tranken einen Schluck, und Annaka sah ihm dabei in die Augen. Sie waren wie Bruder und Schwester, standen sich sogar noch näher, weil auf ihnen nicht die häufig auftretende Geschwisterrivalität lastete. Von allen Männern, die sie kannte, genügte Stepan am ehesten ihren Ansprüchen. Nicht dass sie sich jemals nach einem Gefährten gesehnt hätte. Als Mädchen hätte sie gern einen Vater gehabt, aber das hatte nicht sein sollen. Stattdessen hatte sie sich für Stepan entschieden: stark, kompetent, unbesiegbar. Er verkörperte alles, was eine Tochter sich von ihrem Vater wünschen konnte.
    Die Hochhäuser wurden weniger, als sie durch die äu
    ßeren Stadtbezirke fuhren. Das Abendlicht wurde schwächer, als die Sonne unterging. Hoch am Himmel standen rosa angestrahlte Wölkchen, und am Boden war es fast windstill – ideale Voraussetzungen für einen glatten Start des Privatjets.
    »Wie wär’s mit ein paar Takten Musik zum Champagner«, schlug Spalko vor. Seine erhobene Hand lag auf dem über ihren Köpfen in den Dachhimmel eingebauten CD-Wechsler. »Was möchtest du hören? Bach? Beethoven?
    Nein, natürlich Chopin.«
    Er wählte die entsprechende CD aus, und sein Zeigefinger drückte den Abspielknopf. Aber statt einer für ihren Lieblingskomponisten charakteristischen lyrischen Melodie hörte Annaka ihre eigene Stimme:
    »Für Interpol arbeiten Sie nicht – Sie haben nicht ihre Angewohnheiten. CIA? Nein, das glaube ich nicht. Stepan würde’s wissen, wenn die Amerikaner versuchen würden, seine Organisation zu unterwandern. Für wen also, hmmm?«
    Annaka, die ihr Sektglas gerade wieder an die Lippen heben wollte, erstarrte.
    »Starren Sie mich nicht so kreidebleich an, Ethan.«
    Zu ihrem Entsetzen sah sie, dass Stepan sie über den Rand seines Kelchs hinweg angrinste.
    »Mir ist das herzlich egal. Ich will nur eine Versicherungspolicefür den Fall, dass die Dinge hier schief gehen.
    Diese Versicherungspolice sind Sie.«
    Spalkos Finger drückte die Stopptaste. Damit trat Stille ein, in der das einzige Geräusch das gedämpfte Brummen des starken Motors der Limousine war.
    »Du fragst dich vermutlich, wie ich dir auf die Schliche gekommen bin.«
    Annaka merkte, dass sie vorübergehend die Fähigkeit, sich zu artikulieren, eingebüßt hatte. Ihr Verstand war an genau dem Punkt eingefroren, an dem Stepan sich sehr liebenswürdig erkundigt hatte, welche Musik sie hören wolle. Sie wünschte

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