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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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kann?«
    Bourne schüttelte den Kopf, aber dann überlegte er sich die Sache sofort anders. Er dachte daran, was Conklin über den stellvertretenden Direktor gesagt hatte
    – dass er nicht nur fair sei, sondern auch selbstständig denke. »Martin Lindros«, sagte er.
    Chan nickte und gab den Namen an Hearn weiter;
    dann beendete er das Gespräch und gab das Handy zurück.
    Bourne befand sich in einem Dilemma. Er wollte mit Chan in Verbindung treten, wusste aber nicht, wie er das anstellen sollte. Schließlich kam er auf die Idee, ihn zu fragen, wie er die Folterkammer entdeckt hatte. Zu seiner Erleichterung begann Chan zu reden. Er erzählte Bourne von seinem Versteck in dem Schlafsofa, der Detonation im Aufzugschacht und seinem Entkommen aus der Gaskammer. Annakas Verrat erwähnte er jedoch mit keinem Wort.
    Obwohl Bourne ihm zunehmend fasziniert zuhörte,
    blieb ein Teil seines Ichs merkwürdig unbeteiligt, als höre ein anderer diesen Bericht. Er schreckte vor Chan zurück; die psychischen Wunden waren noch zu frisch. Er erkannte, dass er in seinem geschwächten Zustand mental außerstande war, die Fragen und Zweifel, die ihm zusetzten, aufzuarbeiten. Und so sprachen die beiden stockend und unbeholfen miteinander und vermieden stets das Hauptthema, das zwischen ihnen lag wie eine Burg, die sie belagerten, aber nicht einnehmen konnten.
    Nach ungefähr einer Stunde kam Oszkar mit dem Lieferwagen seiner Firma mit Handtüchern, Wolldecken und neuer Kleidung sowie einem Antibiotikum für Bourne. Als Erstes gab er ihnen eine Thermosflasche mit heißem Kaffee. Sie stiegen hinten ein, und während sie sich umzogen, machte Oszkar ein Bündel aus ihren nassen und zerrissenen Sachen, nur aus Chans bemerkenswerter Jacke nicht. Dann packte er Sandwichs aus, die sie verschlangen und mit Mineralwasser hinunterspülten.
    Falls er sich über Bournes Verletzungen wunderte, ließ er sich nichts anmerken, und Chan vermutete, er habe sich ausgerechnet, sein Unternehmen sei erfolgreich gewesen. Oszkar gab Bourne ein leichtes, ultraflaches Notebook.
    »Die Grundrisse der Hotelgebäude und die Einzelheiten aller Versorgungssysteme sind auf der Festplatte gespeichert«, sagte er. »Außerdem ein Stadtplan von Reykjavik, Karten der näheren Umgebung und sonstige Informationen, die vielleicht nützlich sein könnten.«
    »Ich bin beeindruckt.« Das sagte Bourne zu Oszkar, aber sein Lob war auch für Chan bestimmt.
    Martin Lindros erhielt den Anruf kurz nach elf Uhr vormittags. Er sprang in seinen Wagen und legte die fünfzehnminütige Fahrt zum George Washington Hospital in knapp acht Minuten zurück. Detective Harry Harris war noch in der Notaufnahme. Lindros benützte seinen Dienstausweis, um sich Zutritt zu verschaffen, und erreichte, dass ein gestresster Assistenzarzt ihn zu dem Bett führte. Er zog den Vorhang auf, der das Bett in der Notaufnahme von drei Seiten umgab, und schloss ihn hinter sich.
    »Was zum Teufel ist mit Ihnen passiert?«, fragte er.
    Harris lag halb sitzend im Bett und betrachtete ihn, so gut er konnte. Sein Gesicht war verfärbt und geschwollen. Die Oberlippe war aufgeplatzt, und eine Platzwunde unter dem linken Auge hatte genäht werden müssen.
    »Ich bin rausgeflogen – das ist mir passiert.«
    Lindros schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
    »Die Nationale Sicherheitsberaterin hat meinen Boss angerufen. Persönlich. Sie hat verlangt, dass mir fristlos gekündigt wird. Dass ich ohne Abfindung oder Altersversorgung entlassen werde. Das hat er mir erklärt, als er mich gestern bei sich hat antreten lassen.«
    Lindros ballte unwillkürlich die Fäuste. »Und dann?«
    »Was denken Sie? Er hat mich rausgeschmissen. Nach untadeligen zwanzig Dienstjahren mit Schimpf und
    Schande davongejagt.«
    »Ich meine«, sagte Lindros, »wie Sie hier gelandet sind.«
    »Oh, das.« Harris drehte den Kopf weg. »Ich hab mich betrunken, nehme ich an.«
    »Das nehmen Sie an?«
    Harris wandte sich ihm mit funkelnden Augen wieder zu. »Ich hab mich ziemlich betrunken, okay! Wenigstens das hat mir doch zugestanden, oder nicht?«
    »Aber dann ist etwas schief gegangen.«
    »Yeah. Soviel ich mich erinnere, hab ich Streit mit ein paar Bikern bekommen – und dann gab’s eine Schlägerei.«
    »Sie glauben vermutlich, Sie hätten’s verdient, zu Brei geschlagen zu werden.«
    Harris sagte nichts.
    Lindros fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich weiß, dass ich versprochen habe, diese Sache zu regeln, Harry. Ich dachte, ich

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