Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
nicht imstande, die neue Welt zu begreifen, die vor ihnen lag. Aber jetzt wusste er, was Chalid Murat bestimmt gewusst hatte: dass diese neue Welt nur eine Illusion war, die der Mann, der sich mit dem Ehrentitel Scheich anreden ließ, erschaffen hatte.
    Arsenow hatte an dieses Hirngespinst geglaubt, weil er daran hatte glauben wollen. Und Spalko hatte diese Schwäche ausgenützt. Aber damit ist jetzt Schluss!, schwor Arsenow sich. Endgültig! Sollte er hier und heute sterben müssen, dann würde er das zu seinen eigenen Bedingungen tun, statt sich von Spalko wie ein Lamm zur Schlachtbank führen zu lassen.
    Er rückte dicht an den Türrahmen heran, holte tief Luft, atmete langsam aus und katapultierte sich gleichzeitig mit einem Hechtsprung an der offenen Tür vorbei.
    Der sofort einsetzende Kugelhagel sagte ihm alles, was er wissen musste. Nachdem er sich abgerollt hatte, blieb er auf dem Betonboden und kroch zur Tür zurück. Er sah den Wachposten mit einer Maschinenpistole im Hüftanschlag und traf ihn mit vier Schüssen in die Brust.
    Bourne lief ein kalter Schauder über den Rücken, als er die beiden Terroristen sah, die in ABC-Schutzanzügen hinter einem Betonpfeiler standen und abwechselnd Feuerstöße aus ihren Maschinenpistolen abgaben. Chan und er gingen hinter einer Abzweigung des Korridors in Deckung, und Bourne erwiderte das Feuer.
    »Spalko ist mit der Biowaffe in diesem Raum«, sagte er. »Wir müssen unbedingt dort rein.«
    »Aber nicht bevor diese beiden ihre Munition verschossen haben.« Chan sah sich um. »Hast du die Pläne im Kopf? Weißt du, was über der Deckenverkleidung liegt?«
    Bourne schoss erneut, dann nickte er.
    »Sechs, acht Meter hinter uns ist eine Luke in die Decke eingelassen«, sagte Chan. »Du musst mir hinaufhelfen.«
    Bourne gab einen weiteren Feuerstoß ab, bevor er sich mit Chan zurückzog.
    »Kannst du dort oben was sehen?«, fragte er.
    Chan nickte, indem er auf seine Jacke mit den vielen Taschen zeigte. »Ich habe eine kleine Stablampe … und noch einiges in petto.«
    Mit der MP unter dem Arm faltete Bourne die Hände, damit Chan einen Fuß hineinstellen konnte. Seine Knochen schienen unter Chans Gewicht zu knacken, und die gezerrten Bänder in seiner Schulter brannten wie Feuer.
    Dann schob Chan die Abdeckung zur Seite und stemmte sich durch die Luke nach oben.
    »Zeit?«, fragte Bourne.
    »Fünfzehn Sekunden«, antwortete Chan und verschwand.
    Bourne kehrte um. Er zählte langsam bis zehn, dann stürmte er schießend um die Ecke. Aber er machte fast augenblicklich wieder Halt. Er konnte spüren, wie sein Herz schmerzhaft gegen seine Rippen hämmerte. Die beiden Tschetschenen hatten ihre Schutzanzüge abgestreift. Sie waren hinter dem Betonpfeiler hervorgekommen und standen ihm auf dem Korridor gegenüber. Bourne erkannte jetzt, dass er Frauen vor sich hatte, die Gürtel mit untereinander verbundenen Sprengstoffpäckchen um die Taille trugen.
    »Jesus!«, sagte Bourne. »Chan! Sie tragen Sprengstoffgürtel!«
    Im nächsten Augenblick wurde es um sie herum
    schlagartig dunkel. Chan, der durch den Kabelkanal über ihm kroch, hatte die Leitung durchtrennt.
    Kaum war der letzte Schuss verhallt, da sprang Arsenow auf und spurtete los. Er war mit einem Satz in der Fernwärmezentrale und fing den Wachposten auf, als er zusammenbrach. Vor sich im Raum erkannte er zwei Gestalten: Spalko und Sina. Indem er den Toten als Schutzschild benützte, schoss er auf die Gestalt, die zwei Maschinenpistolen in den Händen hielt – Sina! Aber sie hatte bereits abgedrückt, und noch während sie zurücktaumelte, durchsiebte die Wucht zweier Feuerstöße den Körper des Wachpostens.
    Arsenow riss krampfhaft die Augen auf, als er den feurigen Schmerz in seiner Brust spürte, dem ein merkwürdig taubes Gefühl folgte. Dann fiel das Licht aus, und er lag mit Blut in der Lunge röchelnd auf dem Betonboden.
    Wie im Traum hörte er Sina schreien und weinte um alle Träume, die er gehabt hatte, um eine Zukunft, die nun verspielt war. Mit einem Seufzer verließ ihn das Leben, wie es über ihn gekommen war: in Not und Brutalität und Schmerzen.
    Auf dem Korridor herrschte schreckliches, tödliches Schweigen. Die Zeit schien still zu stehen. Bourne zielte mit seiner MP ins Dunkel und hörte das leise, flache Atmen der beiden menschlichen Bomben. Er konnte ihre Angst, aber auch ihre Entschlossenheit spüren. Wenn sie merkten, dass er sich auf sie zubewegte, oder auf Chan im Kabelkanal über ihnen

Weitere Kostenlose Bücher