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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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aufmerksam wurden, würden sie keinen Augenblick zögern, die Sprengladungen um ihre Taille zu zünden.
    Dann, weil er angestrengt horchte, vernahm er über seinem Kopf ein sehr leises zweimaliges Klopfen, das sofort wieder verhallte, und glaubte zu hören, wie Chan durch den Kabelkanal weiterkroch. Er wusste, dass ungefähr über dem Eingang der Fernwärmezentrale eine weitere Wartungsöffnung lag, und konnte sich denken, was Chan beabsichtigte. Dazu würden sie beide Nerven wie Stahlseile und eine sehr sichere Hand brauchen. Die AR-15, mit der er bewaffnet war, hatte einen kurzen Lauf, aber was ihr an Zielsicherheit fehlte, machte sie durch gewaltige Feuerkraft mehr als wett. Sie verschoss ihre .223-Geschosse mit einer Mündungsgeschwindigkeit von über 730 Metern in der Sekunde. Bourne setzte lautlos einen Fuß vor den anderen, dann erstarrte er, weil er in der Dunkelheit vor sich eine leichte Bewegung wahrzunehmen glaubte.
    Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Hatte er etwas gehört: ein Zischen, ein Flüstern, Schritte? Wieder völlige Stille. Er hielt den Atem an und konzentrierte sich darauf, die AR-15 im Anschlag zu halten.
    Wo war Spalko? Hatte er die Biowaffe schon geladen?
    Würde er bleiben, um sein Unternehmen zu Ende zu
    führen, oder die Flucht ergreifen? Weil Bourne wusste, dass er diese beängstigenden Fragen nicht beantworten konnte, schob er sie vorerst beiseite. Konzentrier dich!, ermahnte er sich. Entspann dich, atme tief und gleichmä
    ßig, bis du in den Alpharhythmus gelangst und mit der Waffe eins wirst.
    Dann flammte der Lichtstrahl von Chans Stablampe
    auf, er traf das Gesicht einer Frau und blendete sie. Bourne reagierte, ohne zu zögern oder nachzudenken. Sein Zeigefinger lag gekrümmt am Abzug, und jetzt ließ sein Instinkt ihn auf natürliche Weise augenblicklich in Aktion treten. Mündungsfeuer erhellte den Korridor, und er beobachtete, wie der Kopf der Selbstmordattentäterin in einer Wolke aus Blut, Knochen und Gehirnmasse zerplatzte.
    Bourne kam aus seiner gebückten Haltung hoch,
    rannte los, hielt Ausschau nach der zweiten Frau. Im nächsten Augenblick flammte die Deckenbeleuchtung wieder auf, und er sah die zweite Attentäterin mit durchschnittener Kehle neben der Erschossenen liegen. Dann hangelte Chan sich aus der Wartungsöffnung, und sie drangen miteinander in die Fernwärmezentrale ein.
    Kurze Zeit zuvor, in dem nach Pulverdampf und Blut und Tod stinkenden Dunkel, war Spalko auf allen vieren umhergekrochen und hatte blindlings nach Sina getastet.
    Die Dunkelheit hatte seinen Plan durchkreuzt. Ohne Licht konnte er die diffizile Verbindung zwischen der Mündung des NX 20 und dem Ventil des Heizungsrohrs nicht herstellen.
    Mit ausgestrecktem Arm tastete er den Betonboden
    vor sich ab. Er hatte nicht auf sie geachtet, er wusste nicht sicher, wo sie zuletzt gestanden hatte, und außerdem hatte sie sich bewegt, sobald Arsenow hereingestürmt war. Es war clever von ihm gewesen, den Wachposten als Schutzschild zu benützen, aber Sina war noch cleverer gewesen und hatte ihn erschossen. Und sie musste noch leben. Er hatte sie schreien gehört.
    Jetzt verharrte er lauschend, weil er wusste, dass die von ihm scharf gemachten menschlichen Bomben ihn
    vor dem Angreifer schützten, der dort draußen lauerte.
    Bourne? Chan? Er gestand sich beschämt ein, dass er sich vor dem Unbekannten auf dem Korridor fürchtete. Wer immer dort sein mochte, er hatte sein Ablenkungsmanöver durchschaut und war zu demselben Schluss gekommen, was die Verwundbarkeit des Heizungssystems betraf. Er fühlte Panik in sich aufsteigen, die sich vorübergehend abschwächte, als er Sinas rasselnde Atemzüge hörte. Er kroch rasch durch eine Lache aus klebrigem Blut zu ihr hinüber.
    Ihr Haar war feucht und strähnig, als er ihre Wange küsste. »Schöne Sina«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Starke Sina.«
    Er spürte eine Art Schauder, die ihren Körper durchlief, und sein Herz zog sich vor Angst zusammen. »Nicht sterben, Sina. Du darfst nicht sterben.« Dann schmeckte er die salzige Nässe, die über ihre Wange lief, und wusste, dass sie weinte. Während sie lautlos schluchzte, hob und senkte ihre Brust sich unregelmäßig.
    »Sina …« Spalko küsste ihre Tränen weg. »… du
    musst stark sein, jetzt mehr als je zuvor.« Er umarmte sie zärtlich und fühlte, wie ihre Arme sich langsam um ihn schlossen.
    »Dies ist der Augenblick unseres größten Triumphs.«
    Er richtete sich kniend auf und legte ihr den NX 20 in

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