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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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steckte zweifellos in einer Notlage, aber man durfte trotzdem nicht versuchen, ihn zu übervorteilen. Die Kikuju waren ein stolzes Volk, und ihr Stolz war ihnen umso wichtiger, weil er so ziemlich das einzig Wertvolle war, was sie besaßen.
    Spalko beugte sich nach links, öffnete einen Humidor, bot Jomo eine kubanische Cohiba an und nahm sich
    selbst eine. Als ihre Zigarren brannten, standen die beiden Männer auf und gingen über den Teppich ans Fenster, um auf die stille Donau hinabzusehen, die in der Sonne glänzte.
    »Ein herrliches Bild«, sagte Spalko im Plauderton.
    »In der Tat«, bestätigte Jomo.
    »Und so friedlich.« Spalko blies eine duftende bläuliche Rauchwolke in Richtung Decke. »Da fällt’s schwer, sich den richtigen Begriff von dem vielen Leid in anderen Teilen der Welt zu machen.« Er wandte sich an Jomo.
    »Mr. President, Sie täten mir einen großen persönlichen Gefallen, wenn Sie mir für sieben Tage unbeschränkten Zugang zum kenianischen Luftraum gewähren würden.«
    »Unbeschränkt?«
    »Ein- und Ausflüge, Landungen und dergleichen. Keine Zollabfertigung, keine Passkontrollen, keine Inspektionen. Nichts, was uns hinderlich sein würde.«
    Der Präsident überlegte demonstrativ. Er paffte seine Cohiba, aber Spalko merkte ihm an, dass er sie nicht genoss. »Ich kann Ihnen nur drei Tage gewähren«, sagte Jomo schließlich. »Sonst würden die Leute anfangen zu tratschen.«
    »Dann werden drei reichen müssen, Mr. President.«
    Spalko hatte ohnehin nur drei gewollt. Er hätte auf den sieben Tagen bestehen können, aber damit hätte er Jomos Stolz verletzt. Angesichts der kommenden Ereignisse wäre das ein dummer und wohl auch kostspieliger Fehler gewesen. Außerdem war Humanistas, Ltd. nicht dazu da, Ressentiments zu schüren, sondern Goodwill zu verbreiten. Er streckte die Hand aus, und Jomo legte seine trockene, sehr schwielige Rechte hinein. Diese Hand gefiel Spalko; es war die Hand eines Arbeiters, die Hand eines Mannes, der sich nicht davor scheute, sich die Hände schmutzig zu machen.
    Nachdem Jomo und sein Gefolge abgefahren waren,
    wurde es Zeit für einen Orientierungsrundgang mit Ethan Hearn, dem neuen Mitarbeiter. Diese Aufgabe hätte Spalko an einen seiner vielen Assistenten delegieren können, aber er setzte seinen Stolz darein, jeden neuen Angestellten persönlich einzuweisen. Hearn war ein aufgeweckter junger Mann, der bisher in der Klinik Eurocenter Bio-I am anderen Ende der Stadt gearbeitet hatte.
    Dank guter Verbindungen zum europäischen Geldadel war er ein überaus erfolgreicher Geldbeschaffer. Spalko hatte ihn als redegewandt, liebenswürdig und empathisch kennen gelernt – kurz gesagt als geborenen Menschenfreund von der Art, wie er sie brauchte, um den überragenden Ruf von Humanistas, Ltd. zu erhalten. Außerdem mochte er den Neuen wirklich. Hearns erinnerte ihn an den jungen Mann, der er vor dem Unfall gewesen war, bei dem er sich das halbe Gesicht verbrannt hatte.
    Er führte Hearn durch die sieben Geschosse der Zentrale mit Labors, der Abteilung Statistik, deren Zahlen die Entwicklungsabteilung nutzte, um Spenden zu beschaffen – der Lebenssaft von Organisationen wie Humanistas, Ltd. –, der Buchhaltung, der Einkaufsabteilung, der Personalabteilung, der Reisestelle und der Abteilung Wartung, die für die gesamte Firmenflotte von Passagierflugzeugen, Frachtmaschinen, Hubschraubern und Schiffen zuständig war. Die letzte Station war die Entwicklungsabteilung, in der Hearns neues Büro auf ihn wartete.
    Vorläufig war es noch leer bis auf Schreibtisch, Drehstuhl, Computer und Telefonkonsole.
    »Ihre restlichen Möbel«, erklärte Spalko ihm, »kommen in ein paar Tagen.«
    »Kein Problem, Sir. Ich brauche eigentlich nur einen Computer und Telefone.«
    »Eine Warnung«, fügte Spalko hinzu. »Unsere Bürostunden sind lang, und es kann vorkommen, dass Sie die Nacht durcharbeiten müssen. Aber wir sind keine Unmenschen. Das Sofa, das Sie bekommen, ist ein Klappbett.«
    Hearn lächelte. »Keine Sorge, Mr. Spalko. Ich bin solche Arbeitszeiten gewöhnt.«
    »Nennen Sie mich Stepan.« Spalko drückte dem jungen Mann die Hand. »Das tut hier jeder.«
    Der CIA-Direktor lötete einem bemalten Zinnsoldaten –
    einem britischen Rotrock aus dem Unabhängigkeitskrieg
    – den Arm an, als der Anruf kam. Zuerst spielte er mit dem Gedanken, ihn zu ignorieren, und ließ bockig das Telefon klingeln, obwohl er wusste, wer der Anrufer sein würde. Vielleicht tat er das, weil er

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