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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Trainer angebrüllt worden. Und dann bin ich vom Gegner umgerannt worden.« Er schüttelte den Kopf. »Das hat mir gereicht. Ich bin ein Liebhaber, kein Kämpfer.« Er sah erneut zu Bourne hinüber.
    »Haben Sie Familie, Mr. Little?«
    Bourne zögerte kurz. »Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder.«
    »Und glücklich, was?«
    Ein Streifen schwarzer Bäume zog vorbei, dann ein windschiefer Telefonmast und eine verlassene kleine Hütte: mit Dornenranken überwuchert, von der Wildnis allmählich zurückerobert. Bourne schloss die Augen.
    »Sehr.«
    Kerry lenkte den Wagen durch eine weite Rechtskurve. Eines musste man ihm lassen: Er war ein ausgezeichneter Fahrer. »Ich selbst bin geschieden. Das war eine schlimme Sache. Meine Frau hat mich mit unserem
    Dreijährigen im Schlepptau verlassen. Das war vor zehn Jahren.« Er runzelte die Stirn. »Oder vor elf? Na, jedenfalls habe ich seither kein Wort mehr von den beiden gehört.«
    Bourne öffnete abrupt die Augen. »Sie haben die Verbindung zu Ihrem Sohn abreißen lassen?«
    »Nicht, dass ich’s nicht versucht hätte.« In Kerrys Stimme lag ein gereizter Unterton, als er sich zu rechtfertigen versuchte. »Anfangs habe ich jede Woche angerufen, Briefe geschrieben, ihm Geld für Dinge geschickt, die er sich vielleicht wünschen würde – ein Fahrrad und solche Sachen. Aber ich hab nie eine Antwort gekriegt.«
    »Warum haben Sie ihn nicht besucht?«
    Kerry zuckte mit den Schultern. »Irgendwann hab ich kapiert, dass er mich nicht sehen wollte.«
    »Das war die Botschaft Ihrer Frau«, sagte Bourne. »Ihr Sohn ist noch ein Kind. Er weiß nicht, was er will. Wie denn auch? Er kennt Sie kaum.«
    Kerry grunzte. »Sie haben leicht reden, Mr. Little. Sie haben ein behagliches Heim, eine glückliche Familie, zu der Sie jeden Abend heimkehren.«
    »Gerade weil ich Kinder habe, weiß ich, wie kostbar sie sind«, sagte Bourne. »Wäre er mein Sohn, würde ich mit Zähnen und Klauen dafür kämpfen, ihn wieder kennen zu lernen und in mein Leben zu integrieren.«
    Sie erreichten jetzt ein etwas dichter besiedeltes Gebiet, und Bourne sah ein Motel, eine Reihe von geschlossenen Läden. In der Ferne konnte er ein rotes Licht aufblitzen sehen, dann noch eines. Das war eine Straßensperre – allem Anschein nach eine große. Er zählte acht Streifenwagen, die zwei Reihen zu je vier Fahrzeugen bildeten und in einem Winkel von fünfundvierzig Grad zur Fahrbahn parkten, damit sie ihren Insassen maximalen Schutz gewähren und notfalls rasch die Straße sperren konnten. Bourne wusste, dass er nicht mal in die Nähe dieser Straßensperre kommen durfte – zumindest nicht deutlich sichtbar auf dem Beifahrersitz eines Autos. Er würde irgendeine andere Möglichkeit finden müssen, dort durchzukommen.
    Aus dem Dunkel tauchte plötzlich die Leuchtreklame eines die ganze Nacht geöffneten Tankstellshops auf.
    »Setzen Sie mich bitte dort vorn ab?«
    »Wollen Sie das wirklich, Mr. Little? Die Gegend ist noch ziemlich einsam.«
    »Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen. Ich lasse mich einfach von meiner Frau abholen. Wir wohnen
    nicht weit von hier entfernt.«
    »Dann sollte ich Sie ganz nach Hause bringen.«
    »Bis hierher genügt. Wirklich.«
    Kerry bremste, lenkte an den Straßenrand und hielt unmittelbar nach dem Tankstellenshop. Bourne stieg aus.
    »Vielen Dank fürs Mitnehmen.«
    »Gern geschehen.« Kerry lächelte. »Und, Mr. Little, vielen Dank für Ihren Rat. Ich werd darüber nachdenken, was Sie gesagt haben.«
    Bourne beobachtete, wie Kerry davonfuhr, dann
    wandte er sich ab und betrat den Tankstellenshop. Von der ultrahellen Neonbeleuchtung schmerzten ihm die Augen. Der Kassierer, ein pickeliger junger Mann mit langem Haar und blutunterlaufenen Augen, rauchte eine Zigarette und las ein Taschenbuch. Er sah kurz auf, als Bourne hereinkam, nickte ohne sonderliches Interesse und widmete sich wieder seiner Lektüre. Irgendwo lief ein Radio, in dem eine Frau mit weltverdrossener, melancholischer Stimme »Yesterday’s Gone« sang. Sie hätte eigens für Bourne singen können.
    Ein Blick in die Regale erinnerte ihn daran, dass er seit Mittag nichts mehr gegessen hatte. Er griff sich einen Korb und legte eine Plastikdose Erdnussbutter, eine Schachtel Kräcker eine Packung Salami, Orangensaft und Mineralwasser hinein.
    Proteine und Vitamine waren das, was er jetzt brauchte. Außerdem kaufte er ein T-Shirt, ein langärmeliges gestreiftes Hemd, Zahnputz- und Rasierzeug und weitere Kleinigkeiten, von

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