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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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tut’s nicht«, sagte der Direktor bissig. »Das kann es nicht. Dafür sind Sie zu ahnungslos.« Er starrte den Zinnsoldaten an, den er zerschmettert hatte, und fühlte sich von der Erinnerung an einstige Ruhmestaten verfolgt. »Was wollen Sie?«
    »Ich sollte Sie auf dem Laufenden halten, Sir.«
    »Wollte ich das?« Der Direktor stützte den Kopf in eine Hand. »Ja, das stimmt wohl. Was haben Sie denn rausgekriegt?«
    »Der dritte Wagen vor Conklins Haus gehört David
    Webb.«
    Das scharfe Ohr des Direktors registrierte den Unterton in Lindros’ Stimme. »Aber?«
    »Webb ist spurlos verschwunden.«
    »Natürlich ist er das.«
    »Aber er war eindeutig hier. Wir haben die Hunde in seinem Wagen herumschnüffeln lassen. Sie haben die Fährte auf dem Grundstück aufgenommen und in den
    Wald verfolgt, aber an einem Bach verloren.«
    Der Direktor schloss die Augen. Alexander Conklin und Morris Panov erschossen; Jason Bourne im Einsatz vermisst und auf freiem Fuß – und das fünf Tage vor dem Terrorismusgipfel, der wichtigsten internationalen Konferenz des Jahrhunderts. Ihn schauderte. Er verabscheute unerledigte Dinge, aber Roberta Alonzo-Ortiz, die nationale Sicherheitsberaterin, die heutzutage der Boss war, hasste Unerledigtes regelrecht. »Ballistische Untersuchung? Gerichtsmediziner?«
    »Morgen früh«, sagte Lindros. »Mehr konnte ich die Sache nicht beschleunigen.«
    »Was das FBI und sonstige Polizeibehörden angeht …«
    »Die habe ich schon neutralisiert. Wir haben freie Bahn.«
    Der CIA-Direktor seufzte. Natürlich war die Tatkraft seines jungen Stellvertreters anerkennenswert, aber er verabscheute es auch, unterbrochen zu werden. »Weitermachen!«, sagte er barsch und legte den Hörer auf.
    Danach starrte er noch lange in die Holzkiste, horchte auf die Atemgeräusche des Hauses. Es klang wie ein alter Mann. Über ihm knackten Fußbodendielen – ein Geräusch, das ihm vertraut war wie die Stimme eines alten Freundes. Madeleine bereitete sich offenbar ihre traditionelle Einschlafhilfe zu: eine Tasse heißer Schokolade. Er hörte den Corgi der Nachbarn bellen, und aus irgendeinem unerfindlichen Grund wirkte es wie ein klagender Laut, voller Trauer und unerfüllter Sehnsüchte. Zuletzt griff er in die Kiste und holte einen Torso in Bürgerkriegsgrau heraus, um einen neuen Zinnsoldaten zu erschaffen.
    Kapitel vier
    »Muss ein ziemlich übler Unfall gewesen sein, so wie Sie aussehen«, sagte Jack Kerry.
    »Eigentlich nicht, bloß ein Platter«, antwortete Bourne leichthin. »Aber der Reservereifen war auch platt, und dann bin ich über irgendwas gestolpert – eine Baumwurzel, denke ich. Dann bin ich mit dem Kopf voraus in den Bach geklatscht.« Er machte eine entschuldigende Handbewegung. »Mit meiner Körperbeherrschung ist’s leider nicht weit her.«
    »Willkommen im Club«, sagte Kerry. Er war ein gro
    ßer, grobknochiger Mann mit Doppelkinn und zu viel Fett um die Hüften. Er hatte Bourne vor einer Meile bei sich einsteigen lassen. »Mich hat meine Frau mal gebeten, den Geschirrspüler anzustellen. Ich hab ein gewöhnliches Waschmittel reingetan. Jesus, die Schaumberge hätten Sie sehen sollen!« Er lachte gutmütig.
    Die Nacht war pechschwarz, ohne Mond oder Sterne.
    Leichter Nieselregen setzte ein, und Kerry stellte die Scheibenwischer an. Bourne fröstelte in seiner nassen Kleidung. Er wusste, dass er sich konzentrieren musste, aber sobald er die Augen schloss, sah er Alex und Mo vor sich; er sah aus Schusswunden sickerndes Blut zwischen Knochensplittern und Gehirnmasse. Seine Finger verkrampften sich, und er ballte unwillkürlich die Fäuste.
    »Und was machen Sie beruflich, Mr. Little?«
    Nachdem Kerry sich vorgestellt hatte, hatte Bourne sich als Dan Little ausgegeben. Kerry war anscheinend ein Gentleman alter Schule, der noch großen Wert auf solche Formalitäten legte.
    »Ich bin Buchhalter.«
    »Ich plane Anlagen für die Entsorgung von Atommüll.
    Dabei kommt man ganz schön rum, das dürfen Sie mir glauben.« Kerrys Brillengläser glitzerten, als er zu Bourne hinübersah. »Teufel, Sie sehen aber nicht wie ein Buchhalter aus, wenn ich das bemerken darf.«
    Bourne rang sich ein Lachen ab. »Das sagen alle. Ich hab im College Football gespielt.«
    »Sie haben Ihren Körper nicht vernachlässigt wie viele ehemalige Sportler«, bemerkte Kerry. Er tätschelte seinen Schmerbauch. »Nicht wie ich. Bloß war ich nie ein Sportler. Einmal hab ich’s versucht. Wusste nie, wohin ich laufen sollte. Bin vom

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