Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
denen er aus langer Erfahrung wusste, dass er sie brauchen würde.
    Bourne trat an die Kasse, und der pickelige junge Mann legte das eselsohrige Buch weg. Dhalgren von Samuel R. Delany. Bourne erinnerte sich daran, dass er dieses Buch kurz nach seiner Heimkehr aus Vietnam gelesen hatte: ein Buch, das ebenso halluzinatorisch war wie der Krieg. Fragmente seines früheren Lebens stiegen in ihm hoch: das Blut, der Tod, die Wut, das rücksichtslose Töten – alles, um den unerträglichen, niemals endenden Schmerz darüber zu betäuben, was im Fluss vor seinem Haus in Phnom Penh geschehen war. »Sie haben ein behagliches Heim, eine glückliche Familie, zu der Sie jeden Abend heimkehren« , hatte Kerry gesagt. Wenn der wüsste!
    »Alles?«, fragte der pickelige junge Mann.
    Bourne blinzelte, kehrte in die Gegenwart zurück.
    »Haben Sie ein Ladegerät für ein Handy?«
    »Sorry, Kumpel, alle ausverkauft.«
    Bourne bezahlte seine Einkäufe bar, nahm sie in einer braunen Papiertüte mit und verließ den Laden. Zehn Minuten später erreichte er das Motel. Auf dem Gelände parkten nur wenige Autos. Am anderen Ende des lang gestreckten Gebäudes stand ein Sattelschlepper, dem Anbauaggregat nach zu urteilen ein Kühltransporter. An der Rezeption kam ein spindeldürrer Mann mit dem
    grauen Gesicht eines Leichenbestatters hinter dem Schreibtisch im rückwärtigen Teil des Raums hervorgeschlurft, an dem er vor einem uralten tragbaren Schwarz-Weiß-Fernseher gesessen hatte. Bourne trug sich unter falschem Namen ein und zahlte wieder bar. Jetzt besaß er noch genau siebenundsechzig Dollar.
    »Gottverdammt merkwürdige Nacht«, krächzte der
    Spindeldürre.
    »Wie das?«
    Die Augen des anderen leuchteten auf. »Sagen Sie
    bloß, dass Sie nichts von den Morden gehört haben?«
    Bourne schüttelte den Kopf.
    »Keine zwanzig Meilen von hier.« Der Spindeldürre beugte sich über die Theke. Sein Atem roch unangenehm nach Kaffee und Magensäure. »Zwei Männer – Staatsbedienstete –, ansonsten sagt niemand was über sie, und Sie wissen ja, was das hierzulande bedeutet: Schlapphüte, alles streng geheim, wer zum Teufel weiß, was diese Burschen getrieben haben? Schalten Sie CNN ein, wenn Sie in Ihrem Zimmer sind, wir haben Kabelanschluss und alles.« Er gab Bourne den Schlüssel. »Hab Ihnen das Zimmer gegeben, das am weitesten von Guy entfernt ist
    – er ist der Trucker. Bestimmt haben Sie draußen seinen Sattelschlepper gesehen. Guy ist regelmäßig zwischen Florida und D.C. unterwegs; er fährt immer um fünf Uhr los, und wir wollen nicht, dass Sie gestört werden, stimmt’s?«
    Das Zimmer war trostlos braun und schäbig. Selbst der Geruch eines gewerblich benützten Desinfektionsmittels konnte den Modergeruch des Verfalls nicht ganz überdecken. Bourne schaltete den Fernseher ein und suchte die Kanäle ab, bis er CNN gefunden hatte. Dann packte er Erdnussbutter und Kräcker aus und begann zu essen.
    »Zweifellos eröffnet diese kühne, visionäre Initiative des Präsidenten die Chance, Brücken in eine friedlichere Zukunft zu bauen«, sagte die CNN-Moderatorin gerade.
    DER TERRORISMUS-GIPFEL verkündete ein feuerrotes grafisches Banner im oberen Drittel des Bildschirms in der subtilen Art eines Londoner Boulevardblatts. »Au
    ßer dem Präsidenten selbst werden an dem Gipfeltreffen der russische Präsident und arabische Spitzenpolitiker teilnehmen. Im Lauf der kommenden Woche werden
    Wolf Blitzer, der den Präsidenten begleitet, und Christiane Amanpour, die Eindrücke bei den russischen und arabischen Delegationen sammelt, mit ausführlichen Kommentaren zu Wort kommen. Schließlich könnte der Terrorismusgipfel die Story des Jahres werden. Nun zu einem topaktuellen Lagebericht aus der isländischen Hauptstadt Reykjavik …«
    Auf dem Bildschirm erschien der Haupteingang des
    Hotels Oskjuhlid, in dem in fünf Tagen der Terrorismusgipfel stattfinden würde. Ein allzu ernster CNN-Reporter begann ein Interview mit Jamie Hull, dem für die Sicherheitsvorkehrungen der Amerikaner beim Gipfeltreffen zuständigen Mann. Bourne starrte Hulls Gesicht mit dem kantigen Kinn, seinem Bürstenhaarschnitt, dem ingwerfarbenen Schnurrbart und den kalten blauen Augen an und glaubte, Alarmglocken schrillen zu hören.
    Hull kam aus der Agency, er war ein hohes Tier im Zentrum für Terrorismusbekämpfung. Conklin und er waren schon mehr als einmal aneinander geraten. Hull agierte politisch sehr geschickt, war jedoch im Umgang mit wichtigen Leuten ein

Weitere Kostenlose Bücher