Das Bourne-Vermächtnis
Gebete, und ihre Bewegungen verschmolzen miteinander, bis sie in Gegenwart Allahs ein ekstatisches Ganzes bildeten …
Später, viel später führte Spalko sie durch einen rückwärtigen Korridor zu einem kleinen Aufzug mit Edelstahlkabine, der sie noch unterhalb der Kellergeschosse in den gewachsenen Fels brachte, auf dem das Gebäude stand.
Sie betraten einen von Stahlstreben durchzogenen riesigen Raum mit hoher Decke. Hier unten war nur das leise Rauschen der Klimaanlage zu hören. Entlang einer Wand waren Holzkisten aufgestapelt, zu denen Spalko sie führte. Er drückte Arsenow ein Brecheisen in die Hand und beobachtete zufrieden, wie der Terroristenführer die erste Kiste öffnete und die fabrikneuen AK-47, die sie enthielt, sichtlich beeindruckt anstarrte. Sina nahm ein Sturmgewehr heraus, inspizierte es rasch und sorgfältig. Sie nickte Arsenow zu, der eine weitere Kiste öffnete, die von der Schulter abzufeuernde Raketen enthielt.
»Das modernste Material aus russischen Beständen«, sagte Spalko.
»Aber zu welchem Preis?«, fragte Arsenow.
Spalko breitete die Hände aus. »Welcher Preis wäre angemessen, wenn diese Waffen euch helfen würden, die Freiheit zu erkämpfen?«
»Wie soll man den Wert der Freiheit beziffern?«, erkundigte Arsenow sich stirnrunzelnd.
»Das kann man nicht, Hassan. An der Freiheit hängt kein Preisschild. Sie wird mit dem Blut und den unbeugsamen Herzen von Menschen wie uns bezahlt.« Nun sah er zu Sina hinüber. »Sie gehören euch – alle –, damit ihr eure Grenzen sichern und dafür sorgen könnt, dass eure Nachbarn aufmerken.« Endlich sah Sina durch lange Wimpern zu ihm auf.
Ihre Blicke hielten einander fest, bis es zwischen ihnen funkte, obwohl ihre Gesichter ausdruckslos blieben.
Wie als Antwort auf Spalkos forschenden Blick sagte Sina: »Selbst mit diesen Waffen kommen wir nicht zum Gipfeltreffen in Reykjavik.«
Spalko nickte, zog die Mundwinkel nach unten. »Das stimmt leider. Die internationalen Sicherheitsmaßnahmen sind viel zu umfangreich. Ein bewaffneter Überfall würde nur mit unserem Tod enden. Aber ich habe einen Plan, der uns nicht nur Zugang zum Hotel Oskjuhlid verschafft, sondern auch die Möglichkeit gibt, alle Menschen im Gebäude zu töten, ohne dass wir uns selbst exponieren müssen. Wenige Stunden später ist alles, wovon ihr seit Jahrhunderten träumt, endlich euer.«
»Chalid Murat hatte Angst vor der Zukunft, Angst davor, was wir als Tschetschenen erreichen können.« Das Fieber der Selbstgerechtigkeit färbte Arsenows Gesicht rosig. »Die Welt hat uns allzu lange ignoriert. Die Russen bekämpfen uns mit allen Mitteln, während die Amerikaner, ihre Waffenbrüder, untätig zuschauen und nichts zu unserer Rettung unternehmen. In den Mittleren Osten fließen Milliarden US-Dollar – aber nach Tschetschenien kein einziger Rubel!«
Spalko hatte die zufriedene Miene eines Lehrers aufgesetzt, der Zeuge einer guten Leistung seines Lieblingsschülers wird. Seine Augen glitzerten hasserfüllt. »Das wird sich alles ändern. In fünf Tagen wird euch die Welt zu Füßen liegen. Dann habt ihr Macht und genießt den Respekt derer, die auf euch gespuckt und euch im Stich gelassen haben. Dazu gehören Russland, die islamische Welt und der gesamte Westen, vor allem die Vereinigten Staaten!«
»Hier geht’s darum, die Weltordnung auf den Kopf zu stellen, Sina!«, schrie Arsenow fast.
»Aber wie?«, fragte Sina. »Wie ist das möglich? «
»Trefft euch in drei Tagen mit mir in Nairobi«, antwortete Spalko, »dann werdet ihr’s sehen.«
Das Wasser, dunkel, tief, von namenlosen Schrecken erfüllt, schlägt über ihm zusammen. Er geht unter. Obwohl er mit aller Kraft kämpft, sich verzweifelt anstrengt, wieder an die Oberfläche zu gelangen, fühlt er sich wie mit Blei belastet in Spiralen in die Tiefe sinken. Dann blickt er nach unten und sieht ein dickes, von Wasserpflanzen schleimiges Tau, das um seinen linken Fußknöchel geknotet ist. Er kann nicht erkennen, was am Ende dieses Taus hängt, denn es verschwindet im Dunkel unter ihm. Aber die Last muss schwer sein, weil das Tau straff ist. Er krallt verzweifelt nach unten, seinen geschwollenen Fingern gelingt es endlich, den Knoten zu lösen, sich von der Buddhastatue zu befreien, die, sich überschlagend, ins unermessliche Dunkel sinkt …
Chan schrak wie jedes Mal mit dem Bewusstsein hoch, einen schrecklichen Verlust erlitten zu haben. Er lag in Schweiß gebadet in einem zerwühlten Bett. Dieser oft
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