Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
konnte es nicht lange dauern, bis das Brecheisen aus den Handgriffen rutschte. Aber Bourne hatte die zweiflüglige schräge Stahltür zum Gehsteig gefunden, hatte die kurze Betontreppe zu ihr hinauf erstiegen. Hinter ihm flog die Falltür auf. Er knipste die Stablampe aus, bevor die Agenten die Leiter heruntergeklettert kamen.
    Jetzt saß er in der Falle, das wusste er. Bei jedem Versuch, die Türflügel hochzustemmen, würde er so viel Tageslicht einlassen, dass sie ihn erschießen konnten, bevor er halb auf dem Gehsteig war. Bourne machte kehrt, schlich wieder die Treppe hinunter. Er hörte die beiden auf der Suche nach dem Lichtschalter durch den Keller tappen. Sie sprachen nur halblaut, bruchstückhaft miteinander, was sie als erfahrene Profis auswies. Er schlich zwischen aufgestapelten Kisten hindurch weiter. Auch er suchte etwas Bestimmtes.
    Als das Licht aufflammte, waren die beiden Agenten an den Längswänden des Kellers postiert.
    »Was für ein Dreckloch!«, sagte einer von ihnen.
    »Ist doch egal«, sagte der andere warnend. »Scheiße, wo steckt Bourne?«
    Mit ihren nüchtern leidenschaftslosen Mienen waren sie kaum voneinander zu unterscheiden. Die bei der Agency üblichen Anzüge trugen sie ebenso selbstsicher wie den bei der Agency üblichen Gesichtsausdruck. Aber Bourne hatte viel Erfahrung mit Leuten gesammelt, die bei der Agency angeheuert hatten. Er wusste, wie sie dachten, und konnte deshalb vorhersagen, was sie tun würden. Obwohl sie räumlich getrennt waren, bewegten sie sich im Gleichtakt. Sie würden kaum einen Gedanken daran verschwenden, wo der Gesuchte sich versteckt haben könnte. Stattdessen hatten sie den Keller in gleich große Abschnitte eingeteilt, die sie wie Roboter systematisch absuchen würden. Er konnte ihnen nicht mehr entkommen, aber er konnte sie überraschen.
    Sobald er sich zeigte, würde er blitzschnell handeln müssen. Darauf zählte er; deshalb war er entsprechend positioniert. Er hatte sich in einer Kiste verkrochen, und seine Augen brannten von den Dämpfen der starken Reinigungsmittel, mit denen die Kiste frei von Ungeziefer gehalten werden sollte. Mit einer Hand tastete er das Dunkel um sich herum ab. Als etwas gegen seinen Handrücken stieß, griff er danach. Es war eine Blechdose, die für seine Zwecke schwer genug war.
    Außer seinem Herzschlag konnte Bourne eine Ratte
    hören, die an der Wand kratzte, an der die Kiste lehnte; ansonsten herrschte Stille, während die Agenten ihre gewissenhafte Suche fortsetzten. Er wartete geduldig, zusammengerollt. Sein Ausguck, die Ratte, hatte zu kratzen aufgehört. Folglich war mindestens einer der Agenten in seiner Nähe.
    Totenstille. Dann hörte er plötzlich ein scharfes Luftholen, während direkt über ihm Stoff raschelte, und schnellte sich hoch, sodass der Kistendeckel wegflog. Der Agent prallte mit der Waffe in der Hand zurück. Sein Partner auf der anderen Seite des Kellers warf sich herum.
    Bourne packte den vor ihm stehenden Agenten mit der linken Hand am Hemd und riss ihn zu sich her. Als der Agent instinktiv zurückwich, seinen Körper versteifte, stürzte Bourne sich auf ihn und nützte den Schwung des anderen aus, um ihn mit Kopf und Rückgrat an die Kellerwand zu knallen. Er konnte die Ratte quieksen hören, als der Agent die Augen nach oben verdrehte und bewusstlos an der Wand zu Boden glitt.
    Der zweite Agent machte ein, zwei Schritte auf Bourne zu, entschied sich dagegen, es im Nahkampf mit ihm aufzunehmen, und zielte mit der Glock auf seine Brust.
    Bourne warf ihm die Blechdose ins Gesicht. Als er mit einem Aufschrei zurückwich, war Bourne bereits heran, traf den Agenten mit einem Handkantenschlag seitlich am Hals und fällte ihn.
    Im nächsten Augenblick hetzte Bourne die Treppe
    hinauf und stieß die Flügel der Stahltür auf, vor der frische Luft und blauer Himmel lagen. Er ließ sie hinter sich zufallen und folgte dem Gehsteig ohne erkennbare Eile bis zur Rosemont Avenue. Dort tauchte er in der Menge unter.
    Sobald Bourne sich davon überzeugt hatte, dass er nicht verfolgt wurde, betrat er eine halbe Meile weiter ein Restaurant. Von einem Ecktisch aus musterte er die Gesichter der anderen Gäste, hielt Ausschau nach Anomalien –
    gespielte Nonchalance, heimlich prüfende Blicke. Er bestellte sich ein Sandwich mit Schinken, Tomate und Salat und eine Tasse Kaffee, dann stand er auf und ging durchs Restaurant nach hinten. Auf der leeren Herrentoilette sperrte er sich in einer Kabine ein, setzte sich

Weitere Kostenlose Bücher