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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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aufs WC und riss den für Conklin bestimmten Umschlag auf, den Fine ihm gegeben hatte.
    Der Umschlag enthielt ein auf Conklin ausgestelltes Flugticket erster Klasse nach Budapest und den Schlüssel eines Zimmers im Grandhotel Danubius. Bourne saß einen Augenblick da, betrachtete die beiden Dinge und fragte sich, weshalb Conklin nach Budapest hatte fliegen wollen – und ob diese Reise etwas mit seiner Ermordung zu tun hatte.
    Er zog Conklins Handy aus der Tasche, tippte eine Nummer im Ortsbereich ein. Seit er ein Ziel hatte, fühlte er sich besser. Deron meldete sich nach dem dritten Klingeln.
    »Friede, Liebe und Verständnis.«
    Bourne lachte. »Ich bin’s, Jason.« Wie Deron sich am Telefon melden würde, wusste man nie. Deron war
    buchstäblich ein Künstler seines Fachs. Zufällig war er von Beruf Kunstfälscher. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich damit, dass er Alte Meister kopierte, die in den Häusern reicher Protze an den Wänden hingen. Derons Arbeiten waren so detailgetreu, so penibel ausgeführt, dass seine Werke immer wieder bei großen Kunstauktionen versteigert wurden oder in Museen landeten.
    Und nebenbei fälschte er nur so aus Spaß andere Dinge.
    »Ich habe die Meldungen über dich verfolgt, und sie klingen entschieden bedrohlich«, sagte Deron mit seinem leichten britischen Akzent.
    »Erzähl mir was, das ich nicht weiß.« Als die Toilettentür aufging, machte Bourne eine Pause. Er stand auf, stieg aufs WC und warf einen Blick über den oberen Rand der Kabine. Ein grauhaariger, bärtiger Mann, der leicht hinkte, trat an eines der Urinale. Er trug eine Bomberjacke aus dunklem Wildleder, eine schwarze Hose, nichts Besonderes. Und trotzdem hatte Bourne plötzlich das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Er musste sich beherrschen, um nicht sofort hinauszustürmen.
    »Verdammt, ist der Mann hinter deinem Arsch her?«
    Es war immer amüsant, wenn ein kultivierter Mensch wie Deron amerikanischen Slang benützte.
    »Das war er, bis ich ihn abgeschüttelt habe.« Bourne betätigte die Wasserspülung, verließ die Toilette, ging ins Restaurant zurück und suchte dabei wieder alle Tische ab. Das Sandwich war unterdessen gekommen, aber sein Kaffee war kalt. Er winkte die Bedienung heran und bat sie, ihm einen frischen Kaffee zu bringen. Als sie gegangen war, sprach er leise ins Handy: »Hör zu, Deron, ich brauche das Übliche: einen Pass und Kontaktlinsen in meiner Sehstärke – und ich brauche beides bis gestern.«
    »Nationalität?«
    »Ich möchte Amerikaner bleiben.«
    »Gute Idee. Damit wird der Mann nicht rechnen.«
    »Irgendwas in dieser Art. Und der Pass soll auf den Namen Alexander Conklin lauten.«
    Deron stieß einen leisen Pfiff aus. »Das ist deine Entscheidung, Jason. Lass mir zwei Stunden Zeit.«
    »Bleibt mir was anderes übrig?«
    Derons eigenartiges kleines Kichern explodierte in seinem Ohr. »Du kannst’s natürlich auch bleiben lassen.
    Ich habe alle deine Fotos. Welches willst du?«
    Als Bourne es ihm sagte, fragte er: »Im Ernst? Auf dem ist dein Kopf fast kahl geschoren. So siehst du jetzt überhaupt nicht aus.«
    »Aber demnächst wieder, wenn meine Verwandlung
    fertig ist«, antwortete Bourne. »Die Agency hat mich auf ihre Abschussliste gesetzt.«
    »Dich erwischen sie nicht – hoffentlich. Wo sollen wir uns treffen?«
    Bourne sagte es ihm.
    »Wird gemacht. He, hör mal, Jason …« Derons Tonfall klang plötzlich ernster. »Das muss schlimm gewesen sein. Ich meine, du hast sie doch gesehen, stimmt’s?«
    Bourne starrte seinen Teller an. Hatte er dieses Sandwich bestellt? Die Tomatenscheiben sahen roh und blutig aus. »Ich habe sie gesehen, ja.« Was wäre, wenn er die Zeit zurückdrehen und Alex und Mo wieder ins Leben zurückrufen könnte? Das wäre ein toller Trick gewesen!
    Aber die Vergangenheit blieb vergangen; sie schwand mit jedem Tag mehr aus der Erinnerung.
    »Schließlich war’s nicht bloß eine Szene aus Butch Cassidy. «
    Bourne sagte kein Wort.
    Deron seufzte. »Ich habe Alex und Mo auch gekannt.«
    »Natürlich hast du das. Ich habe dich ihnen vorgestellt«, sagte Bourne und klappte das Handy zu.
    Er blieb eine Zeit lang an seinem Tisch sitzen und dachte nach, denn etwas machte ihm Sorgen. In seinem Kopf hatten Alarmglocken geschrillt, als er die Toilette verlassen hatte, aber sein Gespräch mit Deron hatte ihn so abgelenkt, dass er nicht weiter darauf geachtet hatte.
    Was hatte ihn beunruhigt? Er suchte das Restaurant langsam nochmals ab. Dann hatte

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