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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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fair sein wirst.«
    Nachdem Ethan Hearn in Budapest angekommen war,
    hatte er einige Zeit gebraucht, um sich an die Tatsache zu gewöhnen, dass die Ungarn an alles, was sie taten, ebenso pragmatisch wie rational herangingen. Daher lag die Bar Underground im Stadtteil Pest im Keller des Hauses 30 Teréz Körúta unter einem Filmtheater. Auch ihre Lage unter einem Kino verdankte sie dieser ungarischen Geisteshaltung, denn Underground war eine Hommage an den bekannten ungarischen Filmemacher Emir
    Kusturica und seinen gleichnamigen Film. Aus Hearns Sicht war die Bar postmodern im hässlichsten Sinn des Wortes. Zwischen den nackten Stahlträgern der Deckenkonstruktion hingen riesige Ventilatoren, die die rauchgeschwängerte Luft auf die trinkenden und tanzenden Gäste hinabbliesen. Was Hearn im Underground jedoch am wenigsten gefiel, war die Musik: eine laute, kakophone Mischung aus zornigem Garagenrock und verschwitztem Funk.
    Seltsamerweise schien die Musik László Molar nicht zu stören. Er machte vielmehr den Eindruck, als wolle er möglichst lange in der Gesellschaft dieser Hüften schwenkenden Menschen bleiben – als widerstrebe es ihm, nach Hause zu fahren. In seiner Art lag etwas Zerbrechliches, fand Hearn, in seinem spröden Lachen, in der Art, wie seine Augen den Raum absuchten, ohne jemals etwas oder jemanden länger zu fixieren, als lauere dicht unter seiner Haut ein dunkles, quälendes Geheimnis. Durch seinen Beruf hatte Hearn viel Umgang mit reichen Leuten. Er fragte sich nicht zum ersten Mal, ob übermäßig großer Reichtum die menschliche Psyche schädigen konnte. Vielleicht war das der Grund dafür, dass er selbst nie nach Reichtümern gestrebt hatte.
    Molnar bestand darauf, ihn zu einem Drink einzuladen: einem scheußlich süßen Cocktail namens Causeway Spray, der aus Whisky, Gingerale, Triple Sec und Zitronensaft gemixt wurde. Sie fanden einen kleinen Ecktisch, an dem es so dunkel war, dass Hearn kaum die Getränkekarte lesen konnte, und diskutierten weiter über die Oper, was in dieser Umgebung absurd wirkte.
    Nach dem zweiten Drink wurde Hearn auf Spalko aufmerksam, der in dem bläulichen Dunst im rückwärtigen Teil des Clubs stand. Als sein Boss ihn zu sich heranwinkte, entschuldigte Hearn sich für einen Augenblick. In Spalkos Nähe lungerten zwei Männer herum. Sie schienen nicht ins Underground zu gehören, dachte Hearn, aber andererseits traf das auch auf László Molnar und ihn zu. Spalko führte ihn durch einen düsteren Gang, an dessen Decke kleine Spots wie Sterne leuchteten.
    Er öffnete die Tür eines Raums, den Hearn für das Büro des Clubmanagers hielt. Der Raum war leer.
    »Guten Abend, Ethan.« Spalko lächelte, als er die Tür hinter ihnen schloss. »Sie haben gehalten, was ich mir von Ihnen versprochen habe. Gut gemacht!«
    »Danke, Sir.«
    »Und nun«, sagte Spalko übertrieben jovial, »wird’s Zeit, dass ich die Sache übernehme.«
    Hearn konnte das Wummern elektronischer Bässe
    durch die Wände hören. »Sollte ich nicht noch bleiben, um Sie mit Molnar bekannt zu machen?«
    »Nicht nötig, das kann ich Ihnen versichern. Wird Zeit, dass Sie ein bisschen Schlaf bekommen.« Er sah auf seine Uhr. »Warum nehmen Sie sich nicht gleich den morgigen Tag frei, nachdem es heute so spät geworden ist?«
    Hearn reagierte ungehalten. »Sir, ich kann unmöglich …«
    Spalko lachte. »Doch, das können Sie, Ethan, und Sie werden es auch.«
    »Aber Sie haben selbst betont, dass …«
    »Ethan, es steht in meiner Macht, Vorschriften zu erlassen, und es steht in meiner Macht, sie außer Kraft zu setzen. Ist erst mal Ihr Schlafsofa da, dann können Sie tun, was Sie wollen, aber morgen haben Sie frei.«
    »Ja, Sir.« Der junge Mann nickte verlegen grinsend. Er hatte seit drei Jahren keinen Tag Urlaub mehr gehabt.
    Ein Morgen im Bett, an dem er nicht mehr zu tun
    brauchte, als die Zeitung zu lesen und Orangenmarmelade auf seinen Toast zu streichen – himmlische Aussichten! »Vielen Dank, Sir. Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    »Schön, dann gehen Sie jetzt. Bis Sie wieder ins Büro kommen, habe ich Ihren Brief an potenzielle Spender gelesen und kommentiert an Sie zurückgeschickt.« Er führte Hearn aus dem überheizten Büro. Als er sah, dass der junge Mann die Treppe zum Ausgang hinaufstieg, nickte er seinen beiden Begleitern zu, die sich sofort durch das hektische Treiben in der Bar drängten.
    László Molnar hatte angefangen, zwischen den von zuckenden bunten Lichtern erhellten

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