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Das Bourne-Vermächtnis

Das Bourne-Vermächtnis

Titel: Das Bourne-Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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um.
    »Hören Sie mir bitte gut zu, Inspektor«, sagte Lindros.
    »Ich fürchte, dass Monsieur Robbinet sich in akuter Lebensgefahr befindet. Jetzt hängt alles von Ihnen ab.«
    Stahlbetontürme, Bürogebäude mit Glasfassaden und Fabriken, die nach amerikanischen Begriffen niedrig und klobig waren – und im düsteren Licht des wolkenverhangenen Tages noch hässlicher wirkten –, flitzten draußen vorbei. Wenig später bog Robbinet von der Autobahn ab und fuhr auf der D47 in den von Westen aufkommenden Regen weiter.
    »Wohin fahren wir, Jacques?«, fragte Bourne. »Ich muss so schnell wie möglich nach Budapest.«
    »D’accord« , sagte Robbinet. Er sah immer wieder in seinen Rückspiegel und hielt Ausschau nach Fahrzeugen der Police Nationale. Mit der Sûreté sah die Sache anders aus; die Geheimdienstler fuhren neutrale Wagen, die alle paar Monate innerhalb der Abteilungen gewechselt wurden. »Ich hatte für dich einen Platz in einer Maschine gebucht, die vor fünf Minuten gestartet ist, aber während du in der Luft warst, hat die Situation sich dramatisch verändert. Die Agency heult nach deinem Blut, und dieses Heulen wird in allen Staaten der Erde gehört, in denen sie Einfluss hat – selbstverständlich auch in meinem.«
    »Aber es muss eine Möglichkeit geben …«
    »Natürlich gibt es eine, mon ami. « Robbinet lächelte.
    »Wo ein Wille, da ein Weg, das habe ich von einem gewissen Jason Bourne gelernt.« Er bog nochmals ab, fuhr dann auf der N17 nach Norden weiter. »Während du
    dich im Kofferraum ausgeruht hast, bin ich keineswegs untätig gewesen. Um sechzehn Uhr startet auf dem
    Flughafen Orly eine Militärmaschine mit dir an Bord.«
    »Warum so spät?«, fragte Bourne. »Was spricht dagegen, dass ich mit dem Auto nach Budapest fahre?«
    »Nun, das Risiko, dass du in eine Straßensperre der Police Nationale gerätst, ist viel zu groß. Und deine rachsüchtigen amerikanischen Freunde haben die Sûreté alarmiert und aufgestachelt.« Der Franzose zuckte mit den Schultern. »Alles ist vorbereitet. Ich habe die nötigen Genehmigungen für dich ausstellen lassen. Fliegst du mit einer Militärmaschine, wirst du nicht kontrolliert, und wir wollen, dass die heiße Spur, die du im Terminal drei hinterlassen hast, zügig kalt wird, non ?« Er überholte einen Lastwagen. »Bis dahin brauchst du ein sicheres Versteck.«
    Bourne drehte den Kopf zur Seite, starrte in die trostlose Industrielandschaft hinaus. Was seit seiner letzten Begegnung mit Chan geschehen war, traf ihn jetzt mit der Gewalt eines entgleisenden Zugs. Er konnte nichts anders, er musste den brennenden Schmerz in seinem Inneren erforschen, wie man gegen einen schmerzenden Zahn drückt, nur um festzustellen, wie tief der Schmerz wirklich sitzt. Ein scharf analysierender Teil seines Verstands hatte bereits festgestellt, dass Chan in Wirklichkeit nichts gesagt hatte, was tief greifende Kenntnisse über David oder Joshua Webb bewies. Gewiss, er hatte Andeutungen, Anspielungen, gemacht, aber worauf liefen sie letztlich hinaus?
    Als Bourne bemerkte, dass sein alter Freund ihn prüfend betrachtete, wandte er sich noch weiter dem Fenster zu.
    »Keine Sorge, mon ami «, sagte Robbinet, der sein trübseliges Schweigen falsch deutete, »kurz nach achtzehn Uhr bist du in Budapest.«
    » Merci , Jacques.« Bourne gab sich einen Ruck, um seine melancholischen Gedanken zu überwinden. »Danke für all deine Freundlichkeit und Hilfe. Was machen wir jetzt?«
    »Wir fahren nach Goussainville. Nicht die malerischste Stadt Frankreichs, aber dort wohnt jemand, der dich interessieren dürfte.«
    Die restliche Strecke legten sie schweigend zurück.
    Robbinet hatte Goussainville zutreffend geschildert: Es gehörte zu den ehemaligen Dörfern im Großraum Paris, die wegen ihrer Flughafennähe zu modernen Industriestädten geworden waren. Auch die farbenprächtigen Blumen, mit denen Gehsteigränder und Verkehrskreisel bepflanzt waren, machten die deprimierende Ansammlung von Hochhäusern, Bürogebäuden mit Glasfassaden und riesigen Einkaufszentren kaum erträglicher.
    Bourne fiel das unter dem Handschuhfach montierte Funkgerät auf, das normalerweise vermutlich von Jacques’
    Fahrer benützt wurde. Als Robbinet in eine Tankstelle abbog, fragte er seinen Freund nach den Einsatzfrequenzen von Police Nationale und Sûreté. Während Robbinet tankte, hörte Bourne beide Frequenzen ab, ohne etwas über den Vorfall am Flughafen oder über die laufende Fahndung mitzubekommen.

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