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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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eindeutig genug, Almodis der Zauberei zu überführen. Sie würde behaupten, man habe ihr die Münzen und die Mittelchen untergeschoben.
    Unzufrieden begab sie sich ins Refektorium, um sich mit einer der vielfältigen Handarbeiten die Zeit zu vertreiben, bis der Herr vom Spiegel sie abholte.
     
    Als die Glocken die neunte Stunde läuteten, klopfte er an die Pforte des Konvents. In seinem schwarzen Talar aus schimmernder Seide wirkte er weit düsterer als in der schwarzen Benediktinerkutte. Auch seine Züge drückten wieder tiefen Grimm aus, als Almut sich ihm anschloss, um mit ihm gemeinsam über seine erbitterte Feindin zu richten.
    »Ihr habt den Schöffen und den Dominikaner gesprochen?«
    »Sie und zwei Gewaltrichterboten warten bei dem Apotheker auf uns.«
    Mehr sagte er nicht, und wortkarg schritt er neben ihr einher. Auch Almuts Magen zog sich zusammen. Die Begegnung mit der Frau, die so viel Unheil angerichtet hatte, weckte nun doch Furcht in ihr.
    Krudener empfing sie ebenfalls sehr einsilbig und führte sie und die fünf strengen Männer die Treppe zu den tiefen Kellern hinab. Das geschnitzte Medusenhaupt an der Tür zu den Katakomben erwachte im tanzenden Schein der Fackeln zum Leben, und die Schlangen wanden sich drohend um ihren Kopf.
    »Öffnet!«, befahl Ivo vom Spiegel, und die Tür schwang auf.
    In einem steinernen Sarkophag lag eine fest zusammengeschnürte Gestalt, die sich bei dem plötzlichen Lichteinfall heftig zu winden begann und durch deren Knebel unartikulierte Laute drangen. Almut blieb zurück und ließ Ivo vortreten.
    »So sehen wir uns wieder, Almodis Rodriguez de Castra, Edle von Bilk. Ihr habt nicht erwartet, mir in diesem Leben noch einmal zu begegnen«, grollte die Stimme des Herrn vom Spiegel durch die Gruft. Er gab Krudener ein Zeichen, ihren Knebel zu lösen.
    »Ivo! Nein, das habe ich nicht erwartet.« Sie klang heiser, aber es lag keine Bosheit in ihrer Stimme. Stille Resignation vielleicht, und Almut bewunderte widerwillig ihre Schauspielkunst. Im unsteten Licht sah man Tränen in ihren dunklen Augen schimmern, und selbst in der misslichen Lage, in der sie sich befand, gelang es ihr noch immer, einen Rest Zauber zu entfalten.
    »Ich bin gekommen, um Anklage gegen Euch zu erheben, Almodis Rodriguez de Castra, Edle von Bilk. Ich klage Euch an der Giftmischerei, der Fälschung und der Brandstiftung. Ich klage Euch an der Anstiftung zum Mord an dem erzbischöflichen Kurier und dem Vergolder Thomas. Ich klage Euch an des Mordes an der Magd Maren. Ich klage Euch an der Zauberei und der Ausübung der Teufelskünste.«
    »Du klagst an? Ein Ketzer, ein Gottesleugner, ein Abtrünniger? Du klagst an, der du dich mit Bestechungen freigekauft hast? Du klagst an, der du selbst des Mordes schuldig bist?«
    Wild peitschten ihm die Worte entgegen, und Almut zuckte bei jedem einzelnen zusammen.
    »Ich habe nie einen Mord begangen, ich habe Ablass bezahlt und meine Buße getan. Ich klage Euch an, Almodis Rodriguez de Castra, Edle von Bilk.«
    »Dann klag, beweisen kannst du nichts.«
    Sie war klug, das gestand Almut ihr zu. Wie ihre Schwester richtig vermutet hatte, würde sie Listen anwenden, um die Taten zu leugnen.
    »Wer bezichtigt mich der Giftmischerei? Wer der Fälschung, und was soll ich gefälscht haben? Wer zeiht mich der Brandstiftung, wer der Anstiftung zum Mord? Wer unterstellt mir, eine Magd umgebracht zu haben? Und welcher verblendete Tor wagt es, mich der Zauberei und Teufelskünste anzuklagen?«
    »Ich, Weib, und meine Zeugen!«
    Ivo vom Spiegel setzte mit kalter Stimme seine Anklagerede fort, die Almodis mit glattzüngigen Einwürfen immer wieder unterbrach. Almut erkannte seine Absicht, aber viel zu oft gelang es der Listenreichen, seine Argumente zu entkräften. Der Schöffe und der Dominikaner wurden ungeduldig.
    »Mist, Maria!«, flüsterte Almut und langte nach dem Perlenanhänger an ihrem Hals.
    Und Maria, die gelegentlich für die höchst unfrommen Ausrufe ihrer bedrängten Tochter Verständnis hatte, gab ihrer Almut den entscheidenden Hinweis. Das, was sie vergebens in den Truhen gesucht hatte, wurde ihr daher plötzlich klar, trug Almodis noch immer bei sich.
    Darum trat sie vor in den Fackelschein.
    Almodis lachte bei ihrem Anblick auf und musste dann husten.
    »Hast du deine keusche Begine mitgebracht, damit sie mir mit ihrem faulen Zauber Angst einjagt, Ivo?«
    »Geht fort, Begine!«, herrschte der Herr vom Spiegel sein künftiges Weib an, aber sie schüttelte den

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