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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sie schweigend. Der Nieselregen war in einen heftigen Guss übergegangen, und man hörte das Platschen der dicken Tropfen, die bald schlammige Pfützen bilden würden.
    »Die Flinderlein, die du Frau Barbara gegeben hast - die hat dir dein Freund gegeben, nicht wahr?«, fragte sie unvermittelt und nahm einen Schluck Wein.
    »Ich trage solchen Flitter nicht.«
    »Nein, du nicht. Aber Franziska, die Adlerwirtin, überlegt, wie sie ihre Sonntagshaube damit aufputzen soll.«
    Aziza lächelte. »Du hast das Recht, es zu versuchen. Aber ich werde kein eifersüchtiges Blitzen in die Augen bekommen, Schwester.«
    »Nein, natürlich nicht. Du hast ihn an dich gefesselt, den schönen, reichen Mann, der großzügig goldenen Schmuck verschenkt. Gewiss hat er auch gute Beziehungen zum Hof des Erzbischofs.«
    »Wie giftig du werden kannst, Frau Begine. Doch verschwende das Gift nicht an mich. Was ich tun kann, werde ich tun. Aber auf meine Weise. Ich mag deinen Pater nämlich.«
    »Verzeih.«
    »Schon gut. Es ist schwer, wenn eine große Hoffnung zu scheitern droht.«
    Almut erhob sich. »Ich verlasse dich jetzt, Aziza. Ich habe noch viel zu tun.«
    »Warte, bis der Schauer nachlässt.«
    »Mairegen bringt Segen!«, murmelte sie aber nur und öffnete die Tür. Doch bevor sie ging, reichte Aziza ihr den Strauß aus Rosen und Ginster.
    Die Dornen stachen in ihre Finger, aber der kleine Blutstropfen wurde vom Regen fortgewaschen.
     
    Mit nassem Gebände und feuchtem Rocksaum trat die Begine kurz darauf in den Hof des Konvents. Grunzend näherte sich die fette Sau und begann, sich in einer der Pfützen zu suhlen. Almut raffte ihr Gewand, um dem Tier auszuweichen und strebte auf ihr Häuschen zu. Doch Elsa hatte sie kommen sehen und streckte ihren Kopf aus der Tür.
    »Ich habe dir einen Korb mit frischer Dachwurz nach oben bringen lassen, Almut. Bereite Clara heute wieder einmal einen Umschlag damit zu.«
    »Ja, danke!«
    Almut zerrte noch während sie die Stiege erklomm an den klammen Bändern ihrer Kopfbedeckung und warf das durchweichte Leinen auf die Bettdecke. Die Blumen legte sie auf ihre Truhe, dann zog sie mit beiden Händen die Nadeln aus dem Haar, und ihr langer, rotbrauner Zopf rollte sich über ihre Schulter. Der angekündigte Korb stand auf dem Tisch neben der Marienfigur und der kleinen Holzkatze, die Bertram geschnitzt hatte. Unentschlossen sah sie die Blätter der Dachwurz an. Sie wünschte sich, mit jemandem über all ihre verworrenen Fundstücke sprechen zu können, und derjenige, mit dem sie es am liebsten getan hätte, wäre Ivo vom Spiegel gewesen. Sein scharfer Verstand hätte ihr geholfen, die Dinge zu ordnen. Außerdem - ja, und außerdem sehnte sie sich nach ihm. Auf eine höchst unkeusche Weise, und das machte alles nicht besser. Ostern war es, da hatte er sie hoch oben auf den Zinnen geküsst. Und damit ein Verlangen geweckt, das sie bisher nicht hatte zugeben wollen. Zärtlichkeit hatte sie von ihrem ehemaligen Gatten nie erfahren. Er hatte ihre Aufgabe darin gesehen, seine Kinder zu gebären, und was er dazu beitragen konnte, hatte er mit herzloser Gewalt verrichtet. Dass sie dreimal empfangen hatte und dann die Kinder verlor, hatte ihn auf das Äußerste erbost. Nicht getröstet hatte er sie, sondern sie beschimpft und geschlagen. Doch Almut war nicht so dumm, das als ein normales Verhalten der Männer zu betrachten. Ihr Vater behandelte Frau Barbara immer freundlich, seine Blicke, mit der er ihre kleinen Eitelkeiten bemerkte, schienen ihr liebevoll. Franziska und Simon zeigten offen ihre zärtlichen Gefühle füreinander, und Aziza schien großen Gefallen an den Aufmerksamkeiten der Männer zu finden. Ivo vom Spiegel hatte es geschafft, sie in jenen wenigen Momenten, die ihnen an Zweisamkeit vergönnt waren, vollends zu betören. Mit seinen Küssen, in seinen Armen, mit den dunklen Flammen der Leidenschaft in seinen Augen.
    Es würde so sehr viel anders sein als mit dem alten Bossart, vermutete sie, und eine heiße Welle des Begehrens überschwemmte sie. Mit geradezu inbrünstigem Verlangen hoffte sie, dass es ihr irgendwann einmal vergönnt sein möge, sein Kind unter ihrem Herzen zu tragen. Doch nun war die Erfüllung ihres Wunsches durch die Bosheit eines Unbekannten in weite Ferne gerückt.
    Niedergeschlagen schaute sie in den Regen hinaus. Sie konnte so wenig tun. Für ihn, für sich, für seinen leidenden Vater. Die Einzige, für die sie überhaupt etwas tun konnte, war Clara. Entschieden straffte

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