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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Gebete. Er verstreut sein Brot für die Vögel und hungert sich selbst zu Tode. Was treibt ihn, Frau Almut?«
    »Schatten aus der Vergangenheit, Meister Krudener. Die ich versuche zu finden. Und in ein paar Tagen werden wir ihn aus der Klause befreien. Gegen seinen Willen, fürchte ich, und dann werde ich Eure Hilfe benötigen.«
    »Zählt darauf!«
    »Wie geht es seinem Vater?«
    »Er ist schwach, aber er lebt. Ich habe Arzneien für ihn zubereitet, die sein Herz stärken, aber wie lange es noch schlägt, vermag ich nicht zu erraten.«
    Während sie sich unterhielten, hatte Trine sich an Clara gewandt, und war nun dabei, ihr die kleinen Beutel zu zeigen, die sie angefertigt hatte. Sie machte dem Apotheker ein Zeichen, und der rollte verzweifelt mit den Augen.
    »Manchmal ist sie noch ein richtiges Kind«, brummte er.
    »Lasst sie Clara das bunte Feuer vorführen. Vorhin hat uns Pater Henricus von seinem Ordensbruder berichtet, der ähnliche Experimente gemacht hat. Ich glaube, sie würde es gerne sehen.«
    »Na gut. Eins, Trine. Nur eins!«, gab er dem jungen Mädchen streng zu verstehen. Trine nickte, drückte Clara den Beutel in die Hand und wies mit einer werfenden Bewegung zum brennenden Kamin.
    »Soll ich wirklich?«
    »Nur zu, Clara. Es kracht, aber es sieht hübsch aus.«
    Das tat es, und blaue Funken stoben die Esse hoch, gefolgt von einem zweiten Knall und goldenen Lichtern.
    »Eins, hatte ich gesagt«, krächzte Krudener.
    »Heiß bist du Feuer, und viel zu hoch, weich Flamme, fort!«, krächzte der Papagei und verbreitete wütend graue Federchen. Die Katze hatte sich schon lange zuvor verkrochen.
    »Ich hab nur eins geworfen, das andere hatte Frau Clara«, signalisierte Trine, und Almut lachte.
     
    Bald darauf wanderten die Beginen zurück zum Eigelstein, Clara mit einem Topf frischer Salbe und einem Pulver, das möglicherweise die Schmerzen lindern würde. Mehr als die Arzneien aber hatte ihr der Besuch bei Krudener gutgetan, erschien es Almut. Mochte sie auch häufig zimperlich sein, wenn es um schwere oder unangenehme Arbeiten ging, die ihr von der Krankheit aufgezwungene Untätigkeit hatte sie niedergedrückt. Der Gang durch die Stadt aber munterte sie auf, und sie versprach, sich sogleich an die Entschlüsselung des Rätsels zu setzen.
    Almut hingegen wollte die letzte Helligkeit nutzen, um den gewachsten Boden der Kapelle zu polieren. Mit einem Korb voller Lumpen betrat sie den süß duftenden Raum und erfreute sich für einen kleinen Augenblick an dem Lichtspiel, das durch die roten und gelben Gläser in der Rosette fiel. Dann aber entdeckte sie das Bündel, das auf dem einfachen Steinsockel lag, auf den später der Altartisch gelegt werden sollte. Sie schlug das schmuddelige Tuch auf und erstarrte.
    »Nein. Es ist keine Einbildung. Nein.«
    Wie schon beim ersten Mal drehte sich ihr Magen um, und sie drückte fest die Hände gegen ihren Bauch. Mühsam atmete sie ein und aus, bis sich die Aufregung in ihrem Inneren einigermaßen gelegt hatte. Dann faltete sie das Tuch wieder um den kleinen Körper und legte es mit zittrigen Händen in den Korb. Diesmal würde sie Magda aufsuchen. Nicht Gertrud. Sie brauchte Hilfe. Dringend.
    Mit weichen Knien verließ sie die Kapelle, und als sie den Hof halb überquert hatte, trat eine der Mägde auf sie zu, die am Brunnen Wasser geholt hatte.
    »Heilige Jungfrau Maria, Ihr seht aus, als wäre Euch der Tod begegnet, Frau Almut. Gebt mir den Korb, gleich fällt er Euch aus den Händen.«
    Doch Almut hielt den Henkel umklammert und versuchte die Magd abzuschütteln. Die war ungeschickt und stieß dabei den Eimer um, sodass ihr das Wasser an den Rock spritzte.
    »Lass nur, es geht schon«, stieß sie hervor und eilte, so schnell es ging, ins Refektorium.
    Magdas Tür stand offen, sie saß am Fenster und schob ihren Lesestein über eine winzige Handschrift.
    »Heilige Mutter Gottes, wie siehst du aus, Almut!«, rief sie, als die Begine sich bleich und taumelnd an der Türzarge festhielt.
    »Hilf mir, Magda, bevor ich wahnsinnig werde.«
    Ungeachtet ihrer schmerzenden Hüfte eilte die Meisterin zu ihr, nahm ihr den Korb ab und führte sie mit festem Griff zu ihrem Sessel.
    »Was ist passiert?«
    »Im Korb. Ich fand es in der Kapelle.«
    Misstrauisch musterte Magda die Lappen und zog dann mit spitzen Fingern daran. Almut hatte den Blick abgewandt und drückte sich wieder die Hände gegen den revoltierenden Magen.
    »Ich verstehe nicht ganz, es ist zwar frevelhaft,

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