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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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vermissen.«
    »Sehr gut. Folgt mir, die Stunde ist weit fortgeschritten, und Ihr müsst müde sein. Und glaubt mir, für Herrn Ivo wird zuverlässig gesorgt.«
    Die kleine Stube war gemütlich, ein kleines Feuer brannte im Kamin, und die Decken und Laken rochen leicht nach Lavendel. Es war Frau Neldas eigener Raum, aber Almut erhob keine Einwände. Müde war sie jedoch nicht, viel eher aufgedreht und unruhig. Deshalb befreite sie aus ihrer Tasche die Marienstatue und stellte sie auf den Tisch neben dem Kamin.
     
    »Alma Redemptoris Mater«, begann Almut leise zu beten, und der Stern des Meeres leuchtete sanft in der roten Glut des Kaminfeuers. Die vertrauten Worte beruhigten ihre aufgewühlten Gefühle allmählich, und glücklich strich sie mit dem Zeigefinger über das kühle Metall der Statue.
    »Ich bin froh, dass du wieder bei mir bist, Maria. Und ich danke dir, dass du ihm beigestanden hast in den Tagen der Einsamkeit und Bitternis. Nun ist er frei, auch wenn noch nicht zur Gänze. Aber es wird ihn aufmuntern zu hören, dass Abt Theodoricus das Dokument wirklich als Fälschung im Verdacht hat. Zwar mag es ein Fehler des erzbischöflichen Schreibers gewesen sein, es auf einen Tag zu datieren, an dem Friedrich noch gar nicht in Poppelsdorf weilte, aber es kann auch sein, dass der Fälscher diesen Umstand nicht wusste, als er das Pergament anfertigte. Das Siegelwachs ist verwischt, auch das kann natürlich in der Eile geschehen und muss kein Beweis dafür sein, dass es ein nachgemachter Abdruck ist. Aber alles in allem gibt es zu Hoffnung Anlass.«
    Mariens mildes Gesicht strahlte Ruhe und Zuversicht aus, und dankbar seufzte ihre fromme Tochter.
    »Wir müssen natürlich den echten Dispens noch finden. Immerhin ist es Leon gelungen, die Wachen davon zu überzeugen, dass Ramon die Magd gekannt und vermutlich umgebracht hat.« Almut schickte einen dankbaren Gedanken an ihre Schwester, die ebenfalls eine Aussage zu den gefälschten Münzen gemacht hatte. »Wenn er die Stadt wieder betritt und erkannt wird, wird dieser Lump eine böse Überraschung erleben«, knurrte sie, und Maria, Schild der Streitenden, schien den Tonfall zu billigen.
    »Eine weitere Spur haben Pitter und die Novizen entdeckt. Schrecklich muss diese Begegnung mit der Sterbenden am Kanal gewesen sein. Aber so hat sich wenigstens bestätigt, dass es der falsche Mönch war, der Lena mit den Gerüchten um Schreinemakers Tod versorgt hat. Hoffentlich erwischen wir diesen Derich bald.« Viel war an diesem Tag geschehen, und die Gedanken entglitten Almut nun allmählich. Hardwins Bericht über den jungen Ivo vom Spiegel zauberte seine Gestalt vor ihre Augen. Ganz allmählich begann sie sich daran zu gewöhnen, ihn nicht in der schwarzen Kutte der Benediktiner zu sehen. Vielleicht hatte er damals auch eine kurze Schecke getragen und eng anliegende Beinkleider. Er musste prachtvoll ausgesehen haben. Groß, mit kräftigen Schultern und... Nein, besser sie stellte es sich nicht zu genau vor.
    »Ich könnte eifersüchtig werden, Maria, du Ursache unserer Freude.«
    Spielte da ein verständnisvolles Lächeln um die Lippen der himmlischen Königin?
    »Aber ich werde nicht eifersüchtig, nein. Es ist lange vorbei, und diese Almodis - Mist, Maria. Sie trägt sogar meinen Namen. Ich bin eifersüchtig!«
    Ein Scheit fiel in sich zusammen, und ein Funkenregen stob im Kamin auf. Doch unbeeindruckt fuhr Almut fort: »Wo mag sie heute stecken? Hat sie zusammen mit ihrem Bruder diese Untaten ausgeheckt? Lauert sie noch darauf, seiner wieder habhaft zu werden?«
    Das aufflackernde Feuer ließ Marias Schatten tanzen, und in dieser Bewegung huschte ein Mosaiksteinchen an seinen Platz.
    »Düsseldorf!«, keuchte Almut, und eine Stichflamme schoss auf. »Heilige Maria, bewahre uns. Kann es sein? Der Gedanke ist ungeheuerlich. Aber - verdammt, Maria...«
    Krachend barst das Holzscheit.
    »Entschuldige, liebreiches Herz, vergib mir meine wütenden Worte, aber ich bin ungehalten. Ja, richtig ungehalten. Wenn ich es recht überlege, Maria, du Schutz der Gepeinigten, dann würde es alles erklären. Wer sich mit Gaukeleien verjüngen und verschönern kann, der hat ebenso die Mittel, sich unauffällig zu machen. Ein sanftes Wesen vorzugeben, hilfreich und tröstend aufzutreten, die Ohren offen zu halten und sich in Kammern und Stuben zu schleichen. Die Edle von Bilk hat niemandem ihren Namen genannt, aber ich könnte drauf schwören, dass er Almodis lautet.«
    Die Flamme war zur

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