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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Ruhe gekommen, und selbst die Schatten blieben ruhig an ihrem Platz. Mariens Miene war still und gefasst. Doch die kirschrote Glut zauberte eine verborgene Wildheit in ihre Augen. Es war, als erfülle eine neue Kraft das Abbild der ewigen Mutter. Aber es lag auch eine Mahnung darin, die Almut richtig deutete.
    »Ich werde vorsichtig sein, Herrin der Engel, ich verspreche es. Aber mit deiner Hilfe werde ich ihr die Maske abreißen und ihre Schlechtigkeit offenbar machen. Morgen. Morgen werde ich mit ihm sprechen. Morgen - ach, es ist schon heute, die Stunden verrinnen. Ich werde schon bald bei ihm sein.«
    Noch ein langer, recht glücklicher Seufzer schloss das Gebet, dann kroch Almut in das Bett und zog die Decke über sich.
    Das vielgeliebte Herz der Tochter des himmlischen Vaters wachte über den Schlaf einer mutigen Begine und schenkte ihr Träume... je nun, nicht eben jungfräuliche.

38. Kapitel
    Theodoricus nickte bedächtig.
    »Ja, Frau Almut, ich werde Euch die Beichte abnehmen, wenn es Euch denn ein Bedürfnis ist, Euer Gewissen zu erleichtern.«
    »Danke, ehrwürdiger Vater.«
    In der Stille der Abtswohnung schilderte Almut ihr sündiges Verhalten vom Vortag und erleichterte damit zunächst auch die Seele des ehrwürdigen Vaters.
    »Ich selbst habe mit dem Herrn vom Spiegel nur wenig gesprochen. Sein Sohn und sein Reitknecht sind um ihn, und mit ihnen hat er viele Dinge auszutauschen. Ich glaube, das Wiedersehen zwischen Hardwin und ihm hat beide sehr bewegt.«
    »Dann ist Ivo also in einigermaßen guter Verfassung. Das freut mich zu hören.«
    »Körperlich ja, ehrwürdiger Vater, doch er grollt wie der Drache auf den Rheinhöhen, und ich muss gestehen, auch ich war kurz davor, Feuer zu spucken, als ich hörte, dass diese Almodis im Besitz des echten Dispens’ ist.«
    »Was?«
    Der behäbige Theodoricus fuhr auf, als hätte ihn der Leibhaftige mit der Mistgabel gepiekst.
    »Sie hat es ihm voller Häme an der Klause mitgeteilt. Und das macht es für mich schwierig, in den Konvent zurückzukehren.«
    »Warum das? Was hat das damit zu tun?«
    Sie schilderte es ihm, und dem Abt quoll förmlich Rauch aus der Nase.
    »Seid Ihr ganz sicher? Sie ist bei Euch zu Gast?«
    »Ziemlich sicher. Wir haben beschlossen, dass wir alle nun sehr umsichtig verfahren müssen. Sie weiß hoffentlich nichts davon, dass der Herr vom Spiegel seine Klause verlassen hat. Sie hat ihm angedroht, sie beabsichtige, mir weitere Schwierigkeiten machen zu wollen. Also werde ich auf der Hut sein müssen, wenn ich weitere Nachforschungen anstelle. Das hat Ivo überhaupt nicht geschmeckt, aber selbst er musste zugeben, dass er gut daran täte, im Haus zu bleiben und uns das Handeln zu überlassen. Aber er schien darob äußerst unwirsch.«
    Theodoricus bemühte sich sichtlich, seine Erregung zu unterdrücken, und wurde nach einer Weile wieder der bedächtige Mann, der seine Gedanken und Worte sorgsam wägte. Schließlich fragte er: »Wie steht es um die Gesundheit Gauwins vom Spiegel, Frau Almut?«
    »Ich hörte, dass die kurze Aufwartung, die sein Sohn ihm gemacht hatte, ihn aufgemuntert hat. Sie haben gestritten. Herr Gauwin ist zwar weiterhin schwach, aber sein Geist ist klar.«
    »Ich werde ihm einen Besuch abstatten.«
    »Eine gute Idee. Eine weitere Bitte hätte ich an Euch, ehrwürdiger Vater.«
    Der Abt lächelte etwas verzerrt.
    »Was immer in meiner Macht steht. Das wisst Ihr doch‚ denn Ihr habt ›glühende Kohlen auf mein Haupt gehäuft‹, wie der weise Salomo sagt. Die Menge Kohlen auf meinem Haupt kann ich kaum noch tragen.«
    »Dann werdet jetzt einige davon los, indem Ihr den Abt der Minderbrüder fragt, ob sie einen unscheinbaren, grauhaarigen Mann bei sich aufgenommen haben, der sich der Ausgestoßenen in den Kanälen annimmt. Und der sich nach Ostern eine Weile am Hof des Erzbischofs aufgehalten hat.«
    »Dieser Mönch, der auch bei uns zu Gast war?«
    »Der nämliche. Ihr solltet Bertram mitnehmen, wenn Ihr die Brüder besucht. Er hat ein gutes Gedächtnis für Gesichter.«
    »Aber Ihr glaubt nicht, dass wir ihn dort finden oder von ihm hören?«
    »Richtig. Ich möchte nur sichergehen, dass es nicht doch einen echten braunen Mönch gibt. Dann muss auch Frau Lena verstehen, dass der Mann, der ihr von Ivos Verhalten in den Kanälen berichtet hat, ein Betrüger ist.«
    »Ich werde mich morgen früh darum kümmern.«
    »Danke.« Almut reckte sich und stand auf. »Ich werde jetzt zum Konvent zurückkehren und darauf achten,

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