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Das brennende Gewand

Das brennende Gewand

Titel: Das brennende Gewand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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vorausschauendes Handeln. Und tiefstes Vertrauen in ihre Fähigkeit, das Richtige zu tun. Mochten seine Feinde auch mit Heimtücke und Ruchlosigkeit vorgehen, sie konnten nicht wissen, auf welchen verschlungenen Wegen seine Begine zu denken und zu handeln bereit war, wenn sie sich ein Ziel gesetzt hatte.
    Er konnte nur hoffen, dass die Anschläge, die man für sie vorgesehen hatte, ihr keinen so großen Schaden zufügten, dass sie an der Ausführung ihrer Pläne gehindert wurde.
    Wenn Lodewig das nächste Mal mit dem Brot kam, würde er ihm eine Warnung an sie mitgeben. Mit diesem Vorsatz setze er sich nieder, um sein Gespräch mit Maria aufzunehmen.
    Der süße Wecken lag zu ihren Füßen.
    Ihn hatte er nicht angerührt.
    Aber die barmherzige Mutter musste sich in dieser Nacht einige höchst martialische Gebete anhören.

37. Kapitel
    Selbst Leon musste zugeben, dass Hardwin ein Mann von großer praktischer Begabung war. Er hatte für allerlei kniffelige Fragestellungen Lösungen bei der Hand, die sich auch durchführen ließen. Unvergleichlich vor allem war sein Vorschlag, wie man die Nachtwächter und sonstige Neugierige von der Umgebung der Kirche fernhalten konnte.
    Überhaupt hatten sich alle Beteiligten nach und nach heimlich im Hause vom Spiegel eingefunden und nicht nur Ideen, sondern auch die absonderlichsten Hilfsmittel zusammengetragen. Es galt, so wenig wie möglich Aufsehen zu erregen und die Klause nach der Befreiung des Insassen so wieder herzurichten wie zuvor, damit niemand bemerkte, dass sie nunmehr unbewohnt war. Eingeweiht in das Vorhaben waren zudem Meister Krudener und Trine, Pitter und Fredegar, Frau Nelda und der Majordomus. Letztere hatten die wichtigste Aufgabe, die Rückkehr Ivos vor den anderen Hausbewohnern geheim zu halten.
    Trine erklärte mit Almuts Hilfe Fredegar und Pitter das Geheimnis der kleinen Pergamentbeutelchen, und sprachlose Bewunderung stand in den Augen der jungen Männer, als das erste bunte Feuer versteckt im Keller explodierte. Der Gassenjunge sprudelte geradezu über vor Ideen, was man mit diesem Zauberwerk alles anrichten konnte, und es bedurfte vieler mäßigender Worte von Hardwin und der Begine, um ihn auf die Ernsthaftigkeit der Lage hinzuweisen. Aber Almut hatte den Verdacht, dass Trine in der nächsten Zeit recht eindringlich hofiert werden würde.
    Dann galt es irgendwann nur noch, auf die Dunkelheit zu warten.
     
    Die Glocken hatten zur Komplet gerufen, die Sonne war untergegangen, und die Stundenkerze hatte zwei weitere Ringe verzehrt, als Almut die Kleidung eines Maurergesellen anlegte und zu ihren Helfern und Freunden trat.
    »Wollen wir es angehen?«
    »Ja, Frau Almut.«
    »Pitter, Trine und Fredegar. Ihr beginnt.«
    Mit einem breiten Grinsen schulterte Pitter den Sack mit den kleinen Beutelchen, die Trine gefertigt hatte. Fredegar hatte Zunder und Stahl in ausreichender Menge dabei, und Trine umarmte ihre Freundin noch einmal heftig.
    »Es wird ein mächtiger Spaß werden«, gestikulierte auch sie grinsend.
    »Lasst euch nur nicht erwischen!«
    »Ihr auch nicht, Frau Almut.« Fredegar hatte ebenfalls ein breites Grinsen im Gesicht.
    Die drei zogen los, und Almut packte den Eimer mit frisch angerührtem Mörtel auf den Schürreskarren, auf dem eine in Decken gehüllte, schauerlich anzusehende Gestalt ruhte.
    »Wenn er auch nur den kleinsten Widerstand leistet, schlagt Ihr ihn nieder, Leon, Hardwin.«
    Leon zeigte ein schiefes Lächeln.
    »Er wird mich hinterher zur Hölle schicken.«
    »Darauf müsst Ihr es ankommen lassen. Meister Krudener, Euch obliegt der Kleiderwechsel.«
    »Ja, Frau Almut. Ich hoffe, er widersetzt sich nicht.«
    »Puh, wir werden sehen. Und nun!«
    Das erste scharfe Knallen war zu hören, und im Schutze der Nacht eilten die vier die Lintgasse hinunter, bogen Richtung Sankt Brigiden ab und hielten an der Klause.
     
    Ivo vom Spiegel hörte das Krachen und Knattern und wunderte sich darüber. Auch ferne Schreie und Warnrufe ertönten. Vermutlich war irgendwo in den eng bebauten Gassen ein Feuer ausgebrochen. Dann aber nahm er die leisen Geräusche vor der Mauer wahr und wappnete sich. An diesem Abend war sein Quälgeist noch nicht vorbeigekommen, um ihn mit neuen Bösartigkeiten zu bedenken. Jetzt war es wieder so weit. Er lehnte sich zurück, um nicht gesehen zu werden.
    »Ivo vom Spiegel, ich bin es, Almut. Hört Ihr mich?«
    Das war tatsächlich der Gipfel der Hinterlist. Nein, er würde nicht darauf reagieren.
    »Herr Ivo, wacht

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