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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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«Und darüber hinaus ist es eine sehr kleine Mannschaft!»
    «Ihr genießt großes Ansehen, Herr», sagte er und brachte es irgendwie fertig, nicht vor meinem sauren Ale-Atem zurückzuweichen.
    «Ich brauche Männer. Männer, Männer, Männer.»
    «Gute Männer», sagte Osferth.
    «Speer-Dänen, Schwert-Dänen», fügte Finan träumerisch hinzu.
    «Die Jarls haben genügend Männer, um die Schotten niederzuwerfen», sagte Offa mit Bedacht und ließ die Worte in der Luft hängen wie den Köder an einem Haken.
    «Die Schotten!», sagte ich höhnisch. «Warum sollte man auch nur eine einzige Mannschaft auf die Schotten verschwenden?» Finan berührte warnend meinen Ellbogen, doch ich tat so, als bemerkte ich nichts davon. «Was ist schon Schottland? Wilde Männer in einem öden Land, die kaum einen Fetzen Stoff besitzen, um ihre Schwänze zu bedecken. Das gesamte Königreich von Alba», ich zischte den Namen des größten schottischen Königreiches    verächtlich heraus, «kann sich mit seinen Erzeugnissen nicht einmal mit einem einfachen sächsischen Gutshof messen. Die Schotten sind nichts weiter als behaarte Bastarde, denen die Eier abfrieren. Wer sollte etwas von ihnen wollen?»
    «Und trotzdem würde Jarl Ragnar ihr Land erobern?», fragte Offa.
    «Das würde er», sagte Finan mit Entschiedenheit.
    «Er würde diese Plage aus der Welt schaffen», fügte Osferth hinzu, doch Offa beachteten sie alle beide nicht. Er sah mich an, und ich erwiderte seinen Blick. «Bebbanburg», sagte ich vertraulich. «Bebbanburg, Herr?», fragte er mit unschuldiger Stimme. «Ich bin der Herr von Bebbanburg, oder bin ich das etwa nicht?» «Das seid Ihr, Herr», sagte er.
    «Die Schotten!», sagte ich spöttisch, und dann ließ ich meinen Kopf auf die Arme sinken, so als würde ich auf der Stelle einschlafen.
    Innerhalb eines Monats wusste ganz Britannien, warum Jarl Ragnar Männer suchte. Alfred, der auf dem Krankenbett lag, wusste es, ebenso wie Æthelred, der Herr von Mercien. Vermutlich wussten sie es auch im Frankenreich. Offa war, wie ich hörte, dadurch reich genug geworden, um sich ein recht gutes Haus und ein Stück Weideland in Liccelfeld zu kaufen, wo er darüber nachdachte, sich ein junges Mädchen zur Frau zu nehmen. Das Geld dafür stammte selbstredend von meinem Onkel Ælfric, zu dem Offa unverzüglich geeilt war, sobald es das Wetter zuließ. Die Nachricht, die er ihm überbrachte, lautete, dass Jarl Ragnar seinen Freund, den Herrn Uhtred, darin unterstützte, Bebbanburg zurückzugewinnen, und dass es einen Sommerkrieg in Northumbrien geben würde.
    Unterdessen schickte Ragnar Spitzel nach Wessex.
    Es wäre möglicherweise kein schlechter Einfall gewesen, eine Armee aufzustellen, um in Schottland einzufallen. Die Schotten waren damals ein echtes Ärgernis, sie sind heute ein echtes Ärgernis, und ich wage zu behaupten, dass sie auch noch am Tag des Weltensterbens ein Ärgernis sein werden. Als dieser Winter zu Ende ging, fiel ein Trupp Schotten im Norden von Ragnars Land ein und tötete mindestens fünfzehn Männer. Sie stahlen Vieh, Frauen und Kinder. Ragnar unternahm einen Vergeltungszug, und ich nahm zwanzig von meinen Männern mit auf den Ritt, zu dem Ragnar mit hundert Kriegern aufbrach, doch es wurde ein enttäuschendes Unterfangen. Wir wussten nicht einmal genau, wann wir auf schottisches Gebiet gekommen waren, denn der Grenzverlauf war unsicher. Er änderte sich beständig, ebenso wie die Machtverhältnisse zwischen den Herren auf beiden Seiten der Grenze. Doch nach zwei Tagen im Sattel erreichten wir ein armes verlassenes Dorf. Die Leute hatten unser Kommen bemerkt und ihr Vieh mit auf die Flucht genommen. Ihre kleinen, niedrigen Häuser bestanden aus groben Steinmauern, gedeckt mit Grassoden, die beinahe bis zum Boden reichten. Ihre Misthaufen waren höher als die Wohnhäuser. Wir brachten die Dächer zum Einsturz, indem wir das Gebälk herausrissen, und schaufelten Pferdemist in die winzige Natursteinkirche, doch viel mehr Schaden konnten wir nicht anrichten. Vier Reiter beobachteten uns von einem Hügel nördlich des Dorfes. «Bastarde», brüllte Ragnar, obwohl sie viel zu weit entfernt waren, um ihn zu hören.
    Auch die Schotten setzten Reiter als Kundschafter ein, doch sie trugen niemals schwere Kettenrüstungen und mit Ausnahme eines Speeres gewöhnlich auch keine Waffen. Sie hatten zähe, flinke Pferde, und wir hätten sie niemals eingeholt, wenn wir die Verfolgung aufgenommen hätten. «Ich frage

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