Das brennende Land
sagte er etwas zu seinem Sohn in ihrer eigenen Sprache, worauf uns der Junge mit aufgerissenen Augen anstarrte. «Ich habe ihm erklärt, dass Ihr beide sehr große Krieger seid und dass er eines Tages lernen muss, solche Krieger zu besiegen.»
«Constantin», sagte ich. «Das ist kein schottischer Name.»
«Dennoch ist es meiner. Und er ist eine Erinnerung daran, dass ich dem mächtigen römischen Imperator nacheifern muss, der sein Volk zum Christentum bekehrt hat.»
«Dann hat er seinem Volk einen schlechten Dienst erwiesen», sagte ich. «Er hat es getan, indem er die Heiden besiegt hat», sagte Constantin mit einem Lächeln, doch hinter seiner freundlichen Miene blitzte stählerne Härte auf. «Seid Ihr ein Neffe des Königs von Alba?», fragte Ragnar. «Von Domnal, ja. Er ist alt, er hat nicht mehr lange zu leben.» «Und dann werdet Ihr König?»
«So Gott will, ja.» Es klang sanft, doch ich hatte den Eindruck, dass der Wille seines Gottes ganz sicher mit Constantins eigenen Wünschen übereinstimmen würde.
Mein geliehenes Pferd schnaubte und tänzelte unruhig ein paar Schritte zur Seite. Ich beruhigte es. Unsere sechzehn Männer waren nicht weit hinter uns, alle hatten die Hand an den Griff ihres Schwertes gelegt, doch die Schotten zeigten keinerlei Feindseligkeit. Ich sah hinauf in die Hügel. Kein Feind.
«Das ist keine Falle, Herr Uhtred», sagte Constantin, «aber ich konnte der Gelegenheit, Euch kennenzulernen, nicht widerstehen. Euer Onkel hat Gesandte zu uns geschickt.»
«Weil er Hilfe braucht?», fragte ich höhnisch.
«Er will uns eintausend Silberschillinge zahlen, wenn wir ihm im Sommer Männer bringen, um Euch anzugreifen.»
«Und warum solltet Ihr mich angreifen?»
«Weil Ihr Bebbanburg belagern werdet.»
Ich nickte. «Also muss ich Euch ebenso töten wie Ælfric?»
«Das würde sicherlich zu Eurem Ansehen beitragen. Doch ich würde eine andere Regelung vorschlagen.»
«Und die wäre?», fragte Ragnar.
Constantin hielt den Blick auf mich gerichtet. «Euer Onkel ist nicht der großzügigste Mann auf Gottes Erdboden. Eintausend Silberschillinge sind mir gewiss willkommen, dennoch erscheint mir diese Zahlung für einen so großen Krieg sehr gering.»
Nun verstand ich, weshalb Constantin solche Mühen auf sich genommen hatte, um dieses Treffen geheim zu halten. Wenn er Boten nach Dunholm geschickt hätte, dann hätte mein Onkel davon erfahren und an Verrat gedacht. «Was also ist Euer Preis?», fragte ich.
«Dreitausend Schillinge werden dafür sorgen, dass Albas Krieger den gesamten nächsten Sommer friedlich zu Hause bleiben.»
Ich besaß diese Summe nicht annähernd, aber Ragnar nickte. Constantin glaubte offensichtlich, dass wir vorhatten, Bebbanburg anzugreifen, was freilich nicht der Fall war, doch Ragnar fürchtete einen schottischen Überfall auf sein Land, während er nach Wessex zog. Solch ein Überfall war jederzeit möglich, denn Alfred sorgte dafür, dass ihm die schottischen Könige freundlich gesinnt waren, um sie als Druckmittel gegen die Dänen in Nordengland einsetzen zu können. «Nehmen wir an», sagte Ragnar vorsichtig, «dass ich Euch dreitausend Silberschillinge zahle und dass Ihr schwört, Eure Krieger ein volles Jahr aus Northumbrien herauszuhalten.»
Constantin bedachte Ragnars Vorschlag, der sich kaum von Constantins eigenem unterschied. Aber der kleine Unterschied war bedeutsam. Constantin streifte mich mit einem Blick. In diesem Moment erkannte ich, wie gerissen er war. Er hatte sofort verstanden, dass Bebbanburg gar nicht unser Ziel war, und nickte. «Das könnte ich mir vorstellen», sagte er.
«Und König Domnal?», fragte ich. «Könnte er sich das ebenfalls vorstellen?»
«Er wird tun, was ich sage.»
«Aber woher sollen wir wissen, ob Ihr Euer Wort haltet?», sagte Ragnar.
«Ich bringe Euch ein Geschenk», sagte Constantin und hob eine Hand in Richtung seiner Männer. Darauf mussten die beiden Gefangenen aus den Sätteln steigen. Sie wurden mit gefesselten Händen über den Fluss bis vor Constantin gebracht. «Diese beiden Männer sind Brüder», sagte Constantin zu Ragnar, «und sie haben den Raubzug in Euer Land angeführt. Ich werde Euch auch die Frauen und Kinder zurückbringen, die sie geraubt haben, aber für den Moment gebe ich Euch diese beiden.»
Ragnar betrachtete die beiden bärtigen Männer. «Zwei Leben als Sicherheit? Und wenn sie tot sind, was hindert Euch dann daran, Euer Wort zu brechen?»
«Ich gebe Euch drei
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