Das brennende Land
spritzend über ein Felsenbett strudelten, standen vierzehn Reiter. Sie warteten an der Stelle, an der aus den zwei Strömen einer wurde, und es war offensichtlich, dass sie auf uns warteten, und ebenso offensichtlich, dass es eine Falle sein musste. Die vierzehn Männer waren der Köder. In der Nähe mussten noch weitere Männer sein. Wir nahmen den Weg, den wir gekommen waren, genau in Augenschein, doch auf dem langen Bergrücken sahen wir keinen Feind, noch zeigte er sich auf den Hügeln in unserer Nähe. Die vier Schotten, die uns beschattet hatten, trieben ihre Pferde an und galoppierten den mit Heidekraut bewachsenen Hang hinunter.
Ragnar beobachtete die vierzehn Männer. «Was erwarten sie wohl von uns?» «Dass wir zu ihnen hinunterkommen?»
«Wir wären in jedem Fall dort unten entlanggeritten», sagte er langsam, «und das müssen sie gewusst haben, warum also haben sie sich die Mühe gemacht, uns dort hinunterzulocken?» Er runzelte die Stirn, warf dann einen schnellen Rundblick über die Hügel, doch noch immer war auf den Hängen kein einziger Feind zu sehen. «Sind das Schotten?», fragte er.
Finan war an unsere Seite gekommen. Er hatte Augen wie ein Jagdfalke. «Das sind Schotten», sagte er.
«Wie kannst du das wissen?», fragte ich.
«Einer von ihnen trägt das Zeichen einer Taube», antwortete er.
«Eine Taube?», fragte Ragnar angewidert. Nach seiner Überzeugung, und nach meiner ebenso, sollte ein Mann sich ein kriegerisches Symbol aussuchen, einen Adler oder einen Wolf.
«Es ist das Zeichen von Colum Cille», erklärte Finan.
«Wer ist das?»
«Sankt Columba. Ein irischer Heiliger. Er ist in das Land der Pikten gekommen und hat ein großes Untier vertrieben, das hier in einem See gelebt hat. Die Schotten verehren ihn.»
«Nützlich, diese Heiligen», sagte Ragnar zerstreut. Er sah sich erneut um, weil er immer noch erwartete, Feinde auf dem Berggrat auftauchen zu sehen, doch der Hügelkamm blieb leer.
«Zwei von ihnen sind Gefangene», sagte Finan mit einem weiteren Blick auf die Männer im Tal, «und einer ist ein kleiner Junge.»
«Eine Falle?», fragte Ragnar niemand Bestimmten und entschied dann, dass nur ein Narr den höher gelegenen Grat aufgeben würde und dass deshalb die vierzehn Männer, aus denen inzwischen achtzehn geworden waren, weil sich ihnen die vier Kundschafter angeschlossen hatten, nicht auf einen Kampf aus waren. «Wir reden mit ihnen», sagte er.
Achtzehn von uns ritten den steilen Hang hinunter. Als wir das flachere Gelände am Talgrund erreichten, kamen uns zwei Schotten auf Pferden entgegen. Ragnar hieß mit einer erhobenen Hand seine Männer anhalten und ritt mit mir als einzigem Begleiter weiter auf das Paar zu. Es waren ein Mann und ein Junge. Der Mann, der den mit einer Taube bestickten Waffenrock unter einem langen blauen Umhang trug, war ein paar Jahre jünger als ich. Er ritt stolz aufgerichtet und trug ein schweres Goldkreuz an einer Goldkette um den Hals. Er besaß ein anziehendes Gesicht, von dem er den Bart abgeschabt hatte, und strahlend blaue Augen. Sein Kopf war unbedeckt und sein Haar im sächsischen Stil kurz geschnitten. Der Junge saß auf einem Hengstfohlen, war vielleicht fünf oder sechs Jahre alt und trug die gleichen Gewänder wie der Mann, der vermutlich sein Vater war. Die beiden zügelten ihre Pferde ein paar Schritte vor uns, und der Mann, dessen Schwertgriff mit Juwelen besetzt war, sah von mir zu Ragnar hinüber und dann wieder zu mir. «Ich bin Constantin, Sohn des Aed, Prinz von Alba, und dies ist mein Sohn Cellach mac Constantin. Trotz seiner geringen Körpergröße ist er ebenfalls ein Prinz von Alba.» Er sprach Dänisch, wenn es auch offensichtlich war, dass er sich in dieser Sprache nicht sehr zu Hause fühlte. Er lächelte seinen Sohn an. Es ist merkwürdig, dass wir augenblicklich wissen, ob wir einen Menschen mögen oder nicht, und obgleich er Schotte war, mochte ich Constantin sofort. «Ich vermute, einer von Euch ist Jarl Ragnar, und der andere ist Jarl Uhtred, vergebt mir aber, wenn ich nicht weiß, welcher von Euch welcher ist.»
«Ich bin Ragnar Ragnarson», sagte Ragnar.
«Ich grüße Euch», gab Constantin freundlich zurück. «Ich hoffe, Ihr habt Eure Reise in unserem Land genossen.»
«So sehr, dass ich daran denke, erneut hierherzukommen, doch beim nächsten Mal werde ich mehr Männer mitbringen, damit sie die Freuden des Unterwegsseins mit mir teilen können.»
Darüber lachte Constantin, dann
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