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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gewaltigen sächsischen Sklaven geschlagen geben, der mit einer Handvoll Silber belohnt wurde. Vor der großen Feier im Palas wurden nachmittags die Kampfhunde der Festung auf einen Bullen losgelassen. Dieses Spektakel war so unterhaltsam, dass Ragnar Tränen lachte. Der Bulle, ein sehniges, wildes Geschöpf, galoppierte zwischen den Gebäuden der Festung umher, griff an, wenn sich eine Möglichkeit ergab, und trampelte unvorsichtige Hunde zu einem Brei aus Gedärmen und Knochen, doch schließlich hatte er selbst zu viel Blut verloren, und die Hunde stürzten sich auf ihn. «Was ist eigentlich aus Nihtgenga geworden?», fragte ich Brida. Der brüllende Bulle ging in einem wimmelnden Knäuel rasender Hunde unter.
    «Er ist gestorben. Es ist schon sehr lange her.» «Er war ein guter Hund.»
    «Das war er», sagte sie und sah den Hunden dabei zu, wie sie den Bauch des ausschlagenden Bullen aufrissen. Skade stand auf der anderen Seite des Platzes und wich meinem Blick aus.
    Das Julfest war so verschwenderisch, weil Ragnar ebenso wie sein Vater nach diesen Winterfeiern verrückt war. Eine große Tanne war gefällt und in den Palas geschafft worden, wo sie wieder aufgerichtet und mit Silbermünzen und Schmuck behängt wurde. Skade war unter den Dienerinnen, die gebratenes Rind, Schwein, Wildbret, Schinken, Blutwurst, Brot und Ale hereinbrachten. Noch immer wich sie meinem Blick aus. Sie fiel den Männern auf, wie hätte es auch anders sein können? Ein Betrunkener versuchte sie zu packen und auf seine Knie zu ziehen, doch Ragnar schlug so heftig mit der Faust auf den Tisch, dass der Hieb ein    Horn mit Wein umkippen ließ. Das Geräusch reichte aus, um den Mann dazu zu bringen, Skade wieder loszulassen.
    Es waren Harfenisten und Skalden da. Die Skalden sangen gereimte Verse zum Lob Ragnars und seiner Familie, und Ragnar strahlte vor Zufriedenheit, als die Heldentaten seines Vaters besungen wurden. «Sag das noch einmal», brüllte er, wenn eine besonders große Tat beschrieben wurde. Er kannte viele der Lieder und sang mit, doch dann erschreckte er den Skalden mit einem neuerlichen Fausthieb auf den Tisch. «Was hast du da gerade gesungen?», fragte er.
    «Dass Euer Vater, Herr, dem großen Ubba gedient hat.»
    «Und wer hat Ubba getötet?»
    Der Skalde runzelte die Stirn. «Ein sächsischer Hund, Herr.»
    «Und zwar dieser sächsische Hund hier!», rief Ragnar und zog meinen Arm in die Höhe. Die Männer lachten. Einen Moment lang bemerkte niemand den großgewachsenen Dänen, der, wie sich herausstellte, gerade von Eoferwic nach Dunholm geritten war. Er war ein Bote, und zum Schutz vor Wegelagerern trug er ein Kettenhemd. Seine Stiefel und die reichverzierte Scheide seines Schwertes waren schlammbespritzt. Er musste müde sein, doch auf seinem Gesicht lag ein breites Lächeln.
    Ragnar bemerkte den Mann als Erster. «Grimbald!», brüllte er ihm zu. «Du hättest zu Beginn des Festes kommen sollen, nicht erst jetzt, wo es fast vorbei ist! Aber keine Sorge, es gibt noch Ale und Essen.»
    Grimbald verneigte sich vor Ragnar. «Ich bringe Euch Neuigkeiten, Herr.»
    «Neuigkeiten, die nicht warten können?» Es war still im Palas geworden, denn die Männer fragten sich, was Grimbald in diese feuchte Kälte und Dunkelheit hinausgetrieben hatte.
    «Neuigkeiten, die Euch gefallen werden, Herr.»
    «Ist der Preis für jungfräuliche Sklavinnen gesunken?»
    «Alfred von Wessex, Herr», Grimbald hielt inne, «ist tot.»
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann brach Jubel aus. Männer schlugen mit der Handfläche auf die Tische und brüllten vor Begeisterung. Ragnar war halb betrunken, doch er hatte noch genügend Verstand, um mit erhobener Hand für Ruhe zu sorgen. «Wie hast du das erfahren?»
    «Die Nachricht wurde gestern nach Eoferwic gebracht.»
    «Von wem?», wollte ich wissen.
    «Von einem westsächsischen Priester, Herr», antwortete Grimbald. Der hochaufgeschossene Bote gehörte zur Haustruppe des närrischen Königs Guthred, und obwohl er mich nicht kannte, brachte ihn mein Ehrenplatz an Ragnars Seite dazu, mich mit Herr anzusprechen.
    «Also ist sein Balg der neue König?», fragte Ragnar.
    «So heißt es, Herr.»
    «König Edmund?», erkundigte sich Ragnar. «Daran werden wir uns erst noch gewöhnen müssen.»
    «Edward», verbesserte ich.
    «Edmund oder Edward, wen kümmert das?», sagte Ragnar fröhlich. «Was für ein Junge ist er?» «Ängstlich.» «Also kein Krieger?»
    «Sein Vater war auch kein Krieger.

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