Das brennende Land
Leben», sagte Constantin. Er berührte die Schulter seines Sohnes. «Cellach ist mein Ältester, und er ist mir sehr teuer. Ich gebe ihn Euch als Geisel. Wenn auch nur einer meiner Männer mit einem Schwert in der Hand über die northumbrische Grenze kommt, dann könnt Ihr Cellach töten.»
Ich musste daran denken, mit welchem Vergnügen uns Haesten einen falschen Sohn als Geisel ausgehändigt hatte. Aber es gab keinen Zweifel daran, dass Cellach Constantins Junge war. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Ich sah den Jungen an und bedauerte, dass mein ältester Sohn weder diese tapfere Haltung noch diesen festen Blick besaß.
Ragnar dachte einen Moment nach, doch er konnte keinen Haken an diesem Handel entdecken. Er trieb sein Pferd ein paar Schritte vor und streckte seine Hand aus. Constantin nahm sie. «Ich werde das Silber schicken», versprach Ragnar.
«Und es wird gegen Cellach ausgetauscht werden», versprach Constantin. «Erlaubt Ihr, dass ich den Jungen von Dienern und einem Lehrer begleiten lasse?»
«Sie sind alle willkommen», nickte Ragnar.
Constantin wirkte erfreut. «Unsere Geschäfte sind abgeschlossen, denke ich.»
Und so war es. Die Schotten ritten davon. Wir streiften den beiden Gefangenen sämtliche Kleider ab, und dann enthauptete sie Ragnar mit dem Schwert. Er tat es schnell. Ihre Leichen ließen wir am Zusammenfluss der beiden Ströme liegen. Nebel senkte sich langsam und still von den Hügeln herab. Wir stiegen in die Sättel und wandten uns südwärts.
Ragnar ritt mit der Zusage ab, dass es an dieser nördlichen Grenze friedlich bleiben würde, während er in Wessex kämpfte. Es war in der Tat eine günstige Vereinbarung, und dennoch fühlte ich mich unwohl. Ich hatte Constantin sofort gemocht, aber er hatte eine Schläue und Berechnung an sich, die verhieß, dass er einen schwierigen und respekteinflößenden Feind abgeben würde. Wie war es zu diesem geheimen Treffen mit Ragnar gekommen? Natürlich, indem er den schottischen Raubzug angestiftet und uns damit zu einem Vergeltungszug aufgehetzt hatte. Dann hatte Constantin die Männer betrogen, die den ersten Teil seines Plans ausgeführt hatten, und sie uns ausgeliefert. Er war schlau, und er war jung. Ich musste noch eine lange Zeit mit Constantin leben, und wenn ich damals gewusst hätte, was ich jetzt weiß, hätte ich sowohl ihm als auch seinem Sohn an Ort und Stelle die Kehle durchgeschnitten.
Aber er hielt sein Wort. Zumindest für die nächsten zwölf Monate.
Der Frühling kam spät, doch als er endlich da war, wurde das Land sehr bald grün. Lämmer wurden geboren, die Tage wurden länger und wärmer, und die Männer dachten an Krieg.
Die zwei mächtigsten Jarls Northumbriens, Sigurd Thorrson und Cnut Ranulfson, kamen gemeinsam nach Dunholm, und nach ihnen trafen noch viele weitere Herren ein. Alle waren Dänen, und auch der unbedeutendste von ihnen war in der Lage, mehr als einhundert erfahrene Krieger in die Schlacht zu führen. Sie kamen mit nur wenigen Kriegern, Dienern und Sklaven nach Dunholm, dennoch reichte der Platz in Ragnars geräumigen Wohnhallen nicht aus, sodass einige der weniger mächtigen Jarls in der Stadt unterhalb der Festung untergebracht wurden.
Es wurde getafelt, Geschenke wurden ausgetauscht, und tagsüber wurde geredet. Die Jarls hatten die Geschichte geglaubt, dass Männer gebraucht wurden, um Bebbanburg anzugreifen, doch Ragnar klärte sie schon am ersten Tag auf. «Alfred wird erfahren, dass wir einen Angriff auf Wessex planen, weil es einer von euch seinen Männern erzählen wird, und sie werden es anderen erzählen, und so wird diese Neuigkeit innerhalb von Tagen bei Alfred angekommen sein.»
«Also bewahrt Schweigen», knurrte Sigurd Thorrson.
Jarl Sigurd war ein großer, hartgesottener Mann, der seinen Bart zu zwei Zöpfen geflochten und sie sich um den dicken Hals gewickelt hatte. Sein Landbesitz erstreckte sich vom südlichen Northumbrien ins nördliche Mercien, und er hatte sein Handwerk im Kampf gegen Æthelreds Krieger erlernt. Sein Freund, Cnut Ranulfson, war schmächtiger, doch er besaß die gleiche sehnige Kraft wie Finan. Cnut stand in dem Ruf, der beste Schwertkämpfer Britanniens zu sein. Seine Klinge hatte ihm, gemeinsam mit den Kriegern, die ihm aufgrund seines Reichtums als Hausmacht unterstanden, weite Ländereien verschafft, die an den Besitz Sigurds angrenzten. Sein Haar war weiß wie gebleichte Knochen, obwohl er erst dreißig Jahre alt war, und er besaß
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