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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Blick trotzig erwiderte. «Eine außergewöhnliche Frau», sagte der König milde, «spricht sie Englisch?»
    «Sie gibt vor, es nicht zu tun. Aber sie versteht es recht gut.»
    Skade lohnte mir diese Wahrheit mit einem Blick voller Tücke. «Ich habe Euch verflucht», murmelte sie leise.
    «Der einfachste Weg, einen Fluch loszuwerden», sagte   ich ebenso leise, «ist, demjenigen, der ihn ausgesprochen hat, die Zunge herauszureißen. Und jetzt schweig, du stinkende Hure.»
    «Zum Sterben verflucht», sagte sie etwas lauter.
    «Was sagt sie?», fragte Alfred.
    «Sie steht in dem Ruf, eine Zauberin zu sein, Herr. Und sie behauptet, mich verflucht zu haben.»
    Alfred und die meisten Kirchenmänner berührten die Kreuze, die sie um den Hals hängen hatten. Das ist eine der Seltsamkeiten, die mir bei den Christen aufgefallen ist: Sie behaupten, dass unsere Götter keine Macht hätten, und doch fürchten sie die Flüche, die im Namen dieser Götter ausgesprochen werden. «Wie hast du sie gefangen?», fragte Alfred.
    Ich erzählte kurz, was bei Edwulfs Palas geschehen war. Alfred richtete einen kalten Blick auf Skade. «Hat sie Edwulfs Priester getötet?», fragte er.
    «Hast du Edwulfs Priester getötet, Hure?»
    Sie lächelte mich an. «Gewiss habe ich das getan. Ich töte alle Priester.» «Sie hat den Priester getötet, Herr», erklärte ich.
    Alfred erschauerte. «Bring sie hinaus», befahl er Steapa, «und bewache sie gut.» Dann hob er die Hand. «Sie soll nicht belästigt werden!» Er wartete, bis Skade die Kirche verlassen hatte, bevor er sich an mich wandte. «Du bist hier sehr willkommen, Herr Uhtred, du und deine Männer. Aber ich hatte gehofft, du würdest mehr Kämpfer bringen.»
    «Ich habe genügend gebracht, Herr König.»
    «Genügend wofür?», fragte Bischof Asser.
    Ich ließ meinen Blick auf dem Kümmerling ruhen. Er war ein Bischof, doch er trug immer noch eine Mönchsrobe, die er mit einem Gürtel um seine dürre Mitte zusammenzurrte.   Sein Gesicht erinnerte an ein hungriges Wiesel. Er hatte blassgrüne Augen und dünne Lippen. Die Hälfte seiner Zeit verbrachte er in der Einöde seines Geburtslandes Wales und die andere Hälfte damit, Alfred frömmlerisches Gift in die Ohren zu träufeln. Zusammen hatten die beiden einen Gesetzeskodex für Wessex geschrieben. Mir war es ein Vergnügen und eine Herausforderung, jedes einzelne dieser Gesetze zu brechen, bevor der König oder der walisische Kümmerling gestorben waren. «Genügend», sagte ich, «um Harald und seine Männer blutig zu vernichten.»
    Darüber lächelte Æthelflæd. Sie war die Einzige aus Alfreds Familie, mit der mich eine Freundschaft verband. Ich hatte sie seit vier Jahren nicht gesehen, und sie schien viel magerer als früher. Sie war zwar erst einundzwanzig oder zweiundzwanzig Jahre alt, doch sie wirkte viel älter und sehr traurig, auch wenn ihr Haar immer noch golden schimmerte und ihre Augen so blau waren wie der Sommerhimmel. Ich zwinkerte ihr zu, auch, weil ich ihren Ehemann und meinen Cousin noch mehr reizen wollte. Der stürzte sich wie erwartet sogleich auf den Köder und schnaubte: «Wenn Harald so einfach zu vernichten wäre, dann hätten wir es schon getan.»
    «Und wie?», fragte ich. «Indem ihr ihn von den Hügeln aus beobachtet?» Æthelred verzog das Gesicht. Gewöhnlich hätte er sich mit mir gestritten, denn er war ein angriffslustiger und stolzer Mann, aber an diesem Tag war er sehr bleich. Er litt an einer Krankheit, niemand wusste, was genau es war, und diese Krankheit ließ ihn manchmal wochenlang müde und schwach sein. Er war in diesem Jahr vielleicht vierzig Jahre alt, und sein rotes Haar war an den Schläfen von weißen Strähnen durchzogen. Dies musste   einer von seinen schlechten Tagen sein. «Harald hätte schon vor Wochen getötet werden müssen», sagte ich verächtlich.
    «Genug!» Alfred schlug mit der offenen Hand auf die Armlehne seines Stuhles und erschreckte damit einen Falken, der mit einer Lederhaube über dem Kopf auf einem Lesepult neben dem Altar saß. Der Vogel flatterte mit den Flügeln, doch die Lederbänder an seinen Beinen hielten ihn fest. Alfreds unmutige Miene sagte mir, was ich ohnehin schon wusste: Er brauchte mich, doch er wollte mich nicht brauchen. «Wir konnten Harald nicht angreifen, solange Haesten unsere nördliche Flanke bedrohte.»
    «Haesten könnte nicht einmal den kleinsten Welpen aus einem neuen Wurf bedrohen», sagte ich, «er hat zu große Angst vor einer

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