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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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König», sagte Godwin schließlich. «Es wird gut sein.»
    Alfred tätschelte seinen Kopf und lächelte mich an. «Wir werden tun, was du vorschlägst, Herr Uhtred», sagte er entschieden. «Und du wirst deine Männer nach Fearnhamme führen.» Das galt Æthelred. Dann richtete er den   Blick wieder auf mich. «Und mein Sohn», fuhr er fort, «wird die westsächsischen Kräfte befehligen.»
    «Ja, Herr», sagte ich pflichtschuldig. Edward, der jüngste Mann in der Kirche, wirkte verlegen. Sein beunruhigter Blick zuckte von mir zu seinem Vater.
    «Und du», Alfred sah seinem Sohn in die Augen, «wirst Herrn Uhtred gehorchen.»
    Æthelred konnte sich nicht länger beherrschen. «Und welche Bürgschaft haben wir dafür, dass die Heiden wirklich nach Fearnhamme gehen?»
    «Meine», entgegnete ich schroff. «Aber sicher kannst du nicht sein!»
    «Harald wird nach Fearnhamme gehen», sagte ich, «und er wird dort sterben.»
    Das war ein Irrtum.
    Kundschafter ritten zu Æthelreds Männern nach Silcestre und überbrachten ihnen den Befehl, in der Morgendämmerung des nächsten Tages nach Fearnhamme zu ziehen. Dort angekommen, sollten sie den Hügel nördlich des Flusses besetzen. Diese fünfhundert Männer waren der Amboss, während die Männer in Æscengum meinen Hammer bildeten. Doch Harald auf den Amboss zu locken, bedeutete auch, meine Kampftruppen zu teilen, und das widerspricht einer ehernen Regel der Kriegskunst. Wir hatten, gut geschätzt, etwa fünfhundert Männer weniger als die Dänen, und indem ich meine Armee teilte, lud ich Harald ein, die Truppenteile getrennt zu schlagen. «Aber ich verlasse mich darauf, dass Harald ein hitzköpfiger Narr ist», erklärte ich Alfred am Abend.
    Der König war zu mir auf den östlichen Festungswall von Æscengum gekommen. Er war mit seinem üblichen   Priestergefolge erschienen, hatte die Kleriker aber weggeschickt, sodass er allein mit mir sprechen konnte. Einen Moment lang betrachtete er nur den fernen Widerschein der Feuer, die dort leuchteten, wo Haralds Männer Dörfer geplündert hatten, und ich wusste, dass er um all die verbrannten Kirchen trauerte. «Ist er denn ein hitzköpfiger Narr?», fragte er milde.
    «Das müsst Ihr mir sagen, Herr.»
    «Er ist wild, unberechenbar und neigt zum Jähzorn.» Alfred bezahlte für Meldungen über die Nordmänner und führte pedantisch Aufzeichnungen über ihre Führer. Harald war auf Raubzug im Frankenreich gewesen, bevor man ihn dafür bezahlt hatte abzuziehen, und ich bezweifelte nicht, dass Alfreds Kundschafter ihm alles erzählten, was sie über Harald Bluthaar in Erfahrung bringen konnten. «Weißt du, warum er Bluthaar genannt wird?», fragte der König jetzt.
    «Weil er Thor vor jeder Schlacht ein Pferd opfert und sein Haar im Blut des Tieres badet.»
    «Ja», sagte er. Er lehnte sich an die Palisade. «Wie kannst du so sicher sein, dass er nach Fearnhamme gehen wird?»
    «Weil ich ihn dorthin locken werde, Herr. Ich lege ihn an die Leine und ziehe ihn auf unsere Speere zu.»
    «Die Frau?», fragte Alfred und erschauerte.
    «Es heißt, sie sei etwas Besonderes für ihn, Herr.»
    «Das habe ich auch gehört», sagte er nachdenklich. «Aber er hat sicherlich noch andere Huren.»
    «Sie ist nicht der einzige Grund, aus dem Harald nach Fearnhamme gehen wird, Herr. Aber sie ist schon Grund genug.»
    «Die Frauen haben die Sünde in diese Welt gebracht», sagte er so leise, dass ich ihn kaum hörte. Er sah zu dem Städtchen Godelmingum hinüber, das nur wenige Meilen   westlich lag. Den Leuten, die dort lebten, war die Flucht befohlen worden, und nun bestand die Bevölkerung nur noch aus fünfzig von meinen Männern, die Wache hielten, um uns zu warnen, falls die Dänen vorrückten. «Ich hatte gehofft, die Dänen hätten ihren Wunsch begraben, dieses Königreich erobern zu können», seufzte er schließlich. «Sie werden Wessex immer wollen.»
    «Alles, was ich von Gott erbitte», fuhr er fort, ohne auf meine Binsenweisheit einzugehen, «ist, dass Wessex sicher ist und von meinem Sohn regiert wird.» Ich schwieg. Es gab kein Gesetz, nach dem ein Sohn seinem Vater als König folgen sollte, und wenn es eines gegeben hätte, wäre Alfred nicht der Führer von Wessex geworden. Er war seinem Bruder im Amt gefolgt, und dieser Bruder hatte einen Sohn, Æthelwold, der nichts sehnlicher begehrte, als König von Wessex zu sein. Æthelwold war zu jung gewesen, um den Thron zu übernehmen, als sein Vater gestorben war, doch nun war er

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