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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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lasse es meine Männer tun.»
    Sie sah sich um, als suchte sie nach einem Fluchtweg, aber es gab keinen. Eine Träne schimmerte in ihrem Auge auf, doch sie hatte keine andere Wahl. Finan sah mich fragend an, denn es war nicht meine Art, grausam gegen Frauen vorzugehen, aber ich schwieg. Ich erinnerte mich an das, was mir Haesten über Haralds Unbeherrschtheit erzählt hatte. Ich wollte Harald Bluthaar reizen. Ich wollte seine Frau beleidigen, damit Harald in wildem Zorn und nicht nach kühler Überlegung handelte.
    Skades Miene war ausdruckslos, als sie ihr Kettenhemd, eine Lederjacke und die leinenen Hosen auszog. Ein oder zwei meiner Männer jubelten auf, als unter der Jacke hohe, feste Brüste zum Vorschein kamen, doch dann knurrte ich sie an, und sie verstummten. Ich warf Finan das Seil zu. «Bind es ihr um den Hals», sagte ich.
    Sie war so schön. Noch jetzt kann ich die Augen schließen und sehe diesen hochgewachsenen, schlanken Körper auf der Butterblumenwiese stehen. Die Dänen starrten vom Tal aus zu uns herauf, meine Männer gafften sie an, und Skade stand einfach da wie ein Geschöpf aus Asgard, das zur Mittelerde herabgestiegen war. Ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass Harald für sie bezahlen würde. Jeder Mann hätte sich in Armut gestürzt, um Skade zu besitzen.
    Finan gab mir das Ende des Seils in die Hand, und ich ließ meinen Hengst ein Stück den Abhang hinuntergehen. Sie ging neben mir her. «Ist Harald dabei?», fragte ich sie und nickte in Richtung der Dänen, die nun noch etwa zweihundert Schritte entfernt waren.
    «Nein», sagte sie. Ihre Stimme klang verbittert und angespannt. Sie schämte sich, und sie war wütend. «Dafür tötet er Euch.»
    Ich lächelte. «Harald Bluthaar ist eine erbärmliche, stinkende Ratte.» Ich drehte mich im Sattel um und winkte Osferth mit dem einzigen dänischen Gefangenen heran. Es war ein junger Mann, der mit angsterfüllten blauen Augen zu mir emporsah. «Das ist die Frau deines Anführers», sagte ich zu ihm. «Sieh sie dir an.»
    Er wagte es kaum, die Augen auf Skades Nacktheit zu richten. Er streifte sie nur mit einem kurzen Blick und sah dann wieder mich an.
    «Geh und sag Harald Bluthaar, dass Uhtred von Bebbanburg seine Hure hat. Sag Harald, dass sie nackt ist und dass ich sie für mein Vergnügen benutze. Geh und sag ihm das. Geh!»
    Der Mann rannte den Abhang hinunter. Die Dänen im Tal würden uns nicht angreifen. Wir waren etwa gleich stark, doch wir standen höher als sie, und das war ein Vorteil. Die Dänen achten immer darauf, möglichst wenige Männer im Kampf zu verlieren. Also beobachteten sie uns nur, und auch, wenn einer oder zwei von ihnen nahe genug heranritten, um Skade deutlich zu sehen, machte keiner den Versuch, sie zu befreien.
    Ich hatte Skades Lederjacke, ihre Hosen und Stiefel mitgenommen. Jetzt warf ich ihr die Kleidung vor die Füße, beugte mich aus dem Sattel und löste das Seil von ihrem Hals. «Zieh dich an», sagte ich.
    Es war deutlich zu sehen, dass sie überlegte, ob sie fliehen sollte. Sie dachte daran, mit ihren langen Beinen den Abhang hinunterzulaufen und bei den Dänen zu sein, bevor ich sie erwischte, doch ich stieß Smoka die Ferse in die Flanke und lenkte ihn vor sie. «Du würdest mit einem Schwert im Schädel sterben», erklärte ich ihr, «und zwar lange bevor du sie erreicht hättest.»
    «Und Ihr werdet ohne ein Schwert in der Hand sterben.» Sie bückte sich nach ihrer Kleidung.
    Ich berührte den Talisman, der um meinen Hals hing. «Alfred lässt gefangene Heiden hängen. Du hoffst besser darauf, dass ich dich am Leben halten kann, wenn wir ihm begegnen.»
    «Ich verfluche Euch und alle, die Ihr liebt.»
    «Und du hoffst besser darauf, dass meine Geduld nicht bald erschöpft ist, denn sonst übergebe ich dich meinen Männern, bevor Alfred dich hängt.»
    «Fluch und Tod», sagte sie, und ihre Stimme klang beinahe triumphierend. Ich wandte mich an Osferth: «Schlag sie, wenn sie den Mund noch einmal aufmacht.»
    Dann ritten wir nach Westen, um Alfred zu suchen.
     

Zwei
     
    Als Erstes bemerkte ich den Karren.
    Er war gewaltig, so groß, dass er die Ernte von einem Dutzend Felder hätte hereinbringen können, doch dieser Karren würde niemals eine so alltägliche Last wie Weizengarben tragen. Er hatte zwei dicke Achsen und vier große Scheibenräder, die mit Eisenbändern beschlagen waren. Ein grünes Kreuz auf weißem Grund zierte sie. Die Seitenwände des Karrens waren in Felder unterteilt, und

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