Das brennende Land
tat, würden sie alle sterben. «Schneidet sie los», sagte ich leise.
Das Seil um Skades Hals wurde durchschnitten. «Geh», befahl ich ihr.
Ich hoffte, sie würde sich die Beine brechen, wenn sie von der Palisade sprang, aber sie kam geschickt auf, erkletterte die gegenüberliegende Seite des Wallgrabens, und dann ging sie zum Ufer des Flusses. Harald ließ sein Pferd bis zu ihr galoppieren, streckte ihr eine Hand entgegen, und sie schwang sich hinter ihm aufs Pferd. Dann sah sie mich an, berührte mit einem Finger ihren Mund und hielt mir die Hand entgegen. «Ihr seid verflucht, Herr Uhtred», sagte sie und lächelte. Dann drückte Harald seinem Pferd die Fersen in die Flanken, und sie ritten zurück ans andere Ufer des Flusses, wo unsere Frauen und Kinder wieder zwischen den dichtbelaubten Bäumen standen. Harald hatte, was er wollte.
Aber Skade wollte Königin werden, und Harald wollte mein Augenlicht. «Was jetzt?», fragte Steapa mit seiner tiefen, grollenden Stimme.
«Wir töten den Bastard», sagte ich. Und wie einen schwachen Nebelhauch an einem trüben Tag spürte ich Skades Fluch.
An diesem Abend beobachtete ich Haralds Feuer. Nicht die nächstgelegenen in Godelmingum, sondern das schwächere Schimmern von entfernteren Feuern, und ich bemerkte, dass sich an weiten Streifen des Nachthimmels kein Widerschein zeigte. In den vorangegangenen Nächten waren die Feuer weit über das östliche Wessex verstreut gewesen, doch nun rückten sie näher. Das bedeutete, dass sich Haralds Männer sammelten. Er hoffte zweifellos, dass Alfred in Æscengum bleiben würde, deshalb zog er seine Armee zusammen. Nicht, um uns zu belagern, sondern vermutlich, um einen schnellen Angriff auf Alfreds Hauptstadt Wintanceaster zu führen.
Einige Dänen hatten den Fluss überquert und waren rund um Æscengums Befestigungsanlagen geritten, doch die meisten befanden sich noch auf der anderen Uferseite. Sie taten, was ich wollte, doch ich war verdrießlich an diesem Abend und musste dennoch Zuversicht heucheln. «Morgen, Herr», erklärte ich Alfreds Sohn Edward, «wird der Feind über den Fluss kommen. Sie werden mich verfolgen, und Ihr werdet sie alle an Æscengum vorbeiziehen lassen, eine Stunde abwarten und ihnen dann folgen.»
«Ich verstehe», sagte er aufgeregt.
«Folgt ihnen», sagte ich, «aber beginnt keinen Kampf, bevor Ihr nicht Fearnhamme erreicht habt.»
Steapa, der neben Edward stand, runzelte die Stirn. «Und wenn sie uns angreifen?»
«Das werden sie nicht», sagte ich. «Wartet einfach, bis seine Armee vorbeigezogen ist, dann folgt ihnen bis nach Fearnhamme.»
Das klang einfach genug, aber ich bezweifelte, dass es wirklich so einfach werden würde. Die meisten feindlichen Truppen würden den Fluss in einem großen Verbund überqueren, doch es würde den ganzen Tag Nachzügler geben. Edward musste beurteilen, wann der größte Teil von Haralds Armee eine Stunde Vorsprung hatte, und dann, ohne die Nachzügler weiter zu beachten, Harald nach Fearnhamme verfolgen. Es würde eine schwierige Entscheidung werden, aber er hatte Steapa als Ratgeber bei sich. Steapa mochte nicht sehr klug sein, aber er besaß ein Gespür für den Kampf, dem ich vollkommen traute.
«In Fearnhamme», begann Edward und verstummte wieder. Der Halbmond, der sich zwischen den Wolken zeigte, beleuchtete sein blasses, ängstliches Gesicht. Er sah aus wie sein Vater, doch er war unsicher. Das war keine Überraschung. Er war erst ungefähr siebzehn Jahre alt, und man hatte ihm die Verantwortung eines erfahrenen Mannes übertragen. Er würde Steapa bei sich haben, aber wenn er König werden wollte, dann musste er lernen, Entscheidungen zu treffen, und das war ein hartes Geschäft.
«In Fearnhamme wird es ganz einfach. Ich werde mit den Merciern auf der Nordseite des Flusses sein. Wir beziehen auf einem Hügel Stellung, der von einem Erdwerk geschützt wird. Haralds Männer werden die Furt überqueren, um uns anzugreifen, und Ihr werdet ihnen in den Rücken fallen. Während Ihr damit beginnt, greifen wir ihre Vorhut an», sagte ich.
«Einfach?» Ich konnte in Steapas Stimme einen Hauch Belustigung ausmachen.
«Wir zermalmen sie zwischen uns», erklärte ich. «Mit Gottes Hilfe», sagte Edward fest. «Und auch ohne sie», knurrte ich.
Edward befragte mich beinahe eine Stunde lang zu meinem Plan, bis ihn die Glocke zum Gebet rief. Er war wie sein Vater: Er wollte alles verstehen und am liebsten in wohlgeordnete Listen eintragen. Doch dies
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