Das brennende Land
erzählte mir Steapa später, «überall nur schrilles Gekreisch und Blut.»
Die Reiter hetzten ihre Tiere mitten unter die Dänen. Steapa führte Alfreds Haustruppen, ein paar von meinen Männern und kampfgestählte Krieger aus Wiltunscir und Sumorsæte. Sie alle erwarteten den Kampf begierig, saßen auf guten Pferden, waren mit den besten Waffen ausgerüstet, und ihr Angriff löste Entsetzen und Verwirrung aus. Die Dänen versuchten zu fliehen, doch die einzige Sicherheit lag auf der anderen Seite der Furt, und die Furt war von den Männern blockiert, die den Fluss überqueren wollten. Also drängte die angsterfüllte Nachhut gegen die eigenen Männer und machte es ihnen damit endgültig unmöglich, einen Schildwall aufzustellen. Steapas Männer hackten und stachen von ihren enormen Kampfpferden herunter auf die Menge ein. Ihnen schl ossen sich weitere Sachsen an, die aus dem Wald kamen. Bald standen die Pferde bis zu den Fesseln im Blut, und immer noch fuhren Äxte und Schwerter nieder. Alfred hatte den Pütt trotz seiner Schmerzen auf sich genommen. Er beobachtete das Geschehen vom Waldrand aus. Seine Priester und Mönche stimmten Lobgesänge auf ihren Gott an, der ihnen half, die Heiden abzuschlachten, deren Blut die Flussaue am südlichen Ufer des Wye rot färbte.
Edward kämpfte mit Steapa. Er war ein schmächtiger junger Mann, doch er gewann schnell Steapas Anerkennung. «Er hat Mut», berichtete er mir später.
«Geht er auch geschickt mit dem Schwert um?»
«Er hat eine flinke Hand.»
Æthelred begriff früher als Steapa, dass die Reiter bald durch die niedergemetzelten Feinde beim Kampf behindert werden würden, und er überzeugte Æthelnoth, den Aldermann von Sumorsæte, davon, hundert seiner Männer vom Pferd steigen und einen Schildwall aufstellen zu lassen. Dieser Schildwall rückte stetig weiter vor. Weil auch Pferde verwundet oder getötet wurden, schl ossen sich weitere Sachsen dem Schildwall an. Von weitem sah die Linie fast aus wie eine Reihe Erntearbeiter, die mit ihren Mähsicheln übers Feld zogen. Hunderte Dänen starben. Unter der Mittagssonne richteten wir ein Blutbad an, und dem Feind gelang es nicht, die notwendige Ordnung zu einer Gegenwehr herzustellen. Und so starben die Dänen, wenn sie nicht gefangen genommen wurden.
Doch ungefähr die Hälfte von Haralds Armee hatte die Furt bereits durchquert, und diese Männer waren entschlossen, uns trotz des Gemetzels in ihrem Rücken zu töten. Auch Harald selbst war dabei. Ein Diener führte ihm ein Packpferd hinterher, und dann trat Harald einige Schritte vor seinen Schildwall, damit er sicher sein konnte, dass wir zusahen. Er stellte sich mit dem Gesicht zu uns und wirkte gewaltig in seinem Umhang und der Kettenrüstung. Dann breitete er die Arme aus wie ein Gekreuzigter. In der rechten Hand hielt er eine schwere Kampfaxt, mit der er, nachdem er uns zugebrüllt hatte, dass wir alle zum Fraß der Totenwürmer würden, das Pferd tötete. Er tat es mit einem einzigen Hieb seiner Axt, und während das Tier noch zuckte, schlitzte er ihm den Bauch auf und wühlte seinen unbehelmten Kopf tief in die blutigen Eingeweide. Meine Männer sahen ihm schweigend zu. Harald hielt seinen Kopf, ohne auf die schlagenden Hufe zu achten, lange tief in dem Bauch des Pferdes. Dann richtete er sich auf und wandte sich uns zu, sein Gesicht eine Blutmaske, sein Haar und sein Bart blutgetränkt. Harald Bluthaar war zum Kampf bereit. «Thor!», rief er und hob das Gesicht dem Himmel entgegen, «Thor!» Er deutete mit der Axt auf uns. «Und jetzt töten wir euch alle!», brüllte er. Ein Diener brachte ihm seinen großen Schild.
Ich bin nicht sicher, ob Harald wusste, was genau auf der Flussseite geschah, die durch die Häuser von Fearnhamme vor seinen Blicken verborgen waren. Doch er musste gewusst haben, dass die Sachsen seine Nachhut angriffen, sogar, dass es schon den ganzen Morgen über Kämpfe gegeben hatte. Wie mir Steapa später erzählte, waren die nachrückenden Sachsen auf der Straße von Æscengum immer wieder auf Dänen getroffen. Doch Haralds Aufmerksamkeit war allein auf den Hügel von Fearnhamme gerichtet, wo seiner Überzeugung nach Alfred in der Falle saß. Er konnte die Schlacht auf der Südseite des Flusses verlieren und doch auf der Nordseite ein Königreich gewinnen. Und deshalb führte er seine Männer weiter nach vorn, ohne auf seine Nachhut zu achten.
Ich hatte geplant, auf den Angriff der Dänen zu warten und mich auf das
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