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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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die königlichen Wachen einen halbherzigen Versuch unternahmen, mir den Weg zu versperren. Finan knurrte drohend, und sie nahmen ihre Speere weg. Er zog mich in die Dunkelheit hinaus. «Komm jetzt», sagte er, «schnell!»
    Hastig rannten wir den Hügel hinunter auf den schwarzen Fluss zu.
    Wir ließen einen toten Mönch hinter uns - und einen Aufruhr.
     

Zweiter Teil

Wikingerfahrt
Fünf
     
    Wutentbrannt, erregt und ohne jede Reue durchmaß ich mit langen Schritten den größten Raum meines Hauses am Fluss, während die Diener ängstlich geduckt das Feuer in Gang brachten. Es ist merkwürdig, wie schnell sich in einer Stadt Neuigkeiten verbreiten. Innerhalb von Minuten hatte sich vor dem Haus eine Menschenmenge versammelt, weil die Leute begierig darauf waren mitzuerleben, wie dieser Abend enden würde. Sie standen schweigend da und beobachteten das Haus. Finan hatte die Hoftore geschlossen und befohlen, den Hof mit Fackeln zu erleuchten. Regentropfen fielen zischend in die Flammen und ließen den Ziegelboden rutschig werden. Die meisten meiner Männer wohnten in der Nähe, und sie kamen einer nach dem anderen, manche von ihnen betrunken, und Finan und Cerdic erwarteten sie am Hoftor und schickten sie noch einmal los, um ihre Kettenrüstungen und Waffen zu holen. «Rechnest du mit einem Kampf?», fragte ich Finan.
    «Es sind Krieger», sagte er einfach.
    Also legte auch ich meine Rüstung an. Ich kleidete mich als Kriegsherr. Ich kleidete mich für die Schlacht, mit Goldreifen an den Armen und beiden Schwertern an der Hüfte, und ich hatte gerade den Schwertgürtel angelegt, als Alfreds Gesandter erschien.
    Es war Pater Beocca. Mein alter Freund kam allein, seine Priesterrobe war nach dem Gang durch die verregneten Straßen schlammverklebt. Er zitterte, und ich stellte ihm    einen Stuhl neben die größte Feuerstelle und legte ihm einen Fellumhang über die Schultern. Er setzte sich und streckte seine gute Hand den wärmenden Flammen entgegen. Finan hatte ihn vom Tor hereinbegleitet und blieb im Saal. Auch Skade hatte sich in eine dunkle Ecke gehockt. Ich suchte ihren Blick und gab ihr mit einem kurzen Nicken zu verstehen, dass sie bleiben konnte.
    «Hast du schon einmal unter den Boden geschaut?», fragte Pater Beocca unvermittelt.
    «Unter den Boden?»
    «Die Römer haben diese Häuser mit einem Ofen beheizt, der seine Wärme in den Hohlraum unter dem Boden abgegeben hat.» «Ich weiß.»
    «Und wir hacken Löcher in ihre Dächer und bauen Feuerstellen in ihre Böden.»
    «Ihr werdet noch krank, wenn Ihr weiter in der Kälte und Nässe draußen herumlauft», sagte ich.
    «Natürlich sind viele dieser Böden eingebrochen», fuhr Beocca fort, als gäbe es gerade nichts Wichtigeres zu besprechen. Er nahm den Stock, den er mittlerweile zum Gehen benötigte, und klopfte auf die Fliesen. «Dein Boden hier scheint aber in einem guten Zustand zu sein.»
    «Ich sitze gern an einem Feuer.»
    «Ja, das ist sehr behaglich.» Er sah mich mit seinem guten Auge an und lächelte. «Im Kloster von Æscengum haben sie es fertiggebracht, den Hohlraum unter dem Boden mit Jauche zu fluten, und danach konnten sie nichts anderes tun, als das gesamte Haus abzureißen und neu aufzubauen! Das war ein wahrhaftiger Segen.»
    «Ein Segen?»
    «Sie haben ein paar Goldmünzen in all dem Kot gefunden,    also vermute ich, dass es Gott war, der ihre Abwässer unter den Boden gelenkt hatte, meinst du nicht auch?»
    «Meine Götter haben Besseres zu tun, als sich den Kopf über Scheiße zu zerbrechen.»
    «Deshalb findest du ja auch nie Gold in deiner Jauchegrube!», sagte er und lachte. «Siehst du, Uhtred, schließlich habe ich dir doch noch bewiesen, dass mein Gott mächtiger ist als deine falschen Götzen!» Er lächelte mich an, doch dann verblasste das Lächeln, und er sah wieder alt und müde aus. Ich liebte Beocca. Er war der Lehrer meiner Kindheit gewesen, und er brachte mich immer noch zur Verzweiflung und war immer noch so spitzfindig wie früher, aber er war ein guter Mann. «Du hast Zeit bis zur Morgendämmerung», sagte er. «Um was zu tun?»
    Er klang erschöpft. «Du wirst reuig zum König gehen», sagte er, «ohne Rüstung und ohne Waffen. Du wirst vor ihm niederknien. Du wirst ihm die Hexe übergeben. Und alles Land, das du in Wessex besitzt, ist verwirkt. Du wirst für Bruder Godwins Leben ein Wergeld an die Kirche bezahlen, und deine Kinder werden als Geiseln gehalten, bis die Zahlung geleistet ist.»
    Stille.
    Funken

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