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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wirbelten vom Feuer auf. Ein paar meiner Wolfshunde trotteten in den Raum. Einer roch an Beoccas Gewändern, winselte kurz auf, und dann legten sich beide ans Feuer und sahen mich einem Moment lang trübselig an, bevor sie die Augen schl ossen.
    «Das Wergeld», fragte Finan an meiner statt, «wie viel?»
    «Eintausendundfünfhundert Schilling», sagte Beocca.
    Ich grollte: «Für einen schwachsinnigen Mönch?» «Für einen Heiligen», sagte Beocca.
    «Einen verblödeten Schwachkopf», knurrte ich.
    «Einen heiligen Schwachkopf», sagte Beocca milde.
    Das Wergeld ist der Preis, den wir für den Tod zahlen müssen. Wenn ich schuldig gesprochen werde, zu Unrecht einen Mann oder eine Frau getötet zu haben, muss ich der Sippe einen Preis bezahlen, und dieser Preis hängt von der Stellung des Getöteten ab, und das ist gerecht. Aber Alfred hatte Godwins Wergeld auf eine beinahe königliche Höhe festgesetzt. «Um das zu bezahlen», sagte ich, «müsste ich nahezu alles verkaufen, was ich besitze, und all mein Land hat mir der König ohnehin schon genommen.»
    «Und du musst auch einen Treueid auf den Thronfolger leisten», fügte Beocca hinzu. Gewöhnlich machte ich ihn rasend, und dann rügte er mich erbittert, doch an diesem Abend war er sehr ruhig.
    «Also will mich der König arm machen und mich auch noch an seinen Sohn fesseln.»
    «Und er wird die Zauberin ihrem Ehemann zurückgeben», sagte Beocca. Er sah zu Skade hinüber, die mit glitzernden Augen in der dunkelsten Ecke des Raumes saß. «Skirnir hat eine Belohnung angeboten, wenn sie ihm zurückgebracht wird.»
    «Skirnir?», fragte ich. Der Name sagte mir nichts.
    «Skirnir ist ihr Ehemann. Ein Friese.»
    Ich sah Skade an, die unvermittelt nickte.
    «Wenn Ihr sie zurückbringt, dann stirbt sie.»
    «Kümmert dich das?»
    «Ich töte nicht gerne Frauen.»
    «Das Gesetz Mose sagt uns, dass wir Hexen nicht leben lassen sollen», sagte Beocca. «Darüber hinaus ist sie eine Ehebrecherin, und daher hat ihr Ehemann das gottgegebene    Recht, sie zu töten, wenn das sein Wunsch sein sollte.»
    «Ist Skirnir denn ein Christ?», fragte ich, doch weder Skade noch Pater Beocca antworteten. «Wird er dich töten?», fragte ich Skade, und sie nickte. «Also», ich wandte mich wieder an Beocca, «bis ich das Wergeld gezahlt, meinen Eid auf Edward geleistet und Skade in den Tod geschickt habe, hält er meine Kinder als Geiseln fest?»
    «Der König hat verfügt, dass für deine Kinder im Hausstand der Herrin Æthelflæd gesorgt wird», sagte er. Er sah zu mir auf. «Warum bist du für den Kampf gerüstet?» Ich antwortete nicht, und Beocca zuckte mit den Schultern. «Hast du gedacht, der König würde seine Wachmannschaft schicken?»
    «Das wäre eine Möglichkeit gewesen.»
    «Und dann hättest du gegen sie gekämpft?» Er sah erschrocken aus. «Ich hätte sie spüren lassen, wen sie verhaften wollen.»
    «Du hast einen Mann getötet!» Beocca legte nun doch noch ein bisschen Feuer in seine Stimme. «Der Mann hat dich beleidigt, das weiß ich, aber es war der Heilige Geist, der durch ihn gesprochen hat! Du hast ihn geschlagen, Uhtred! Der König hat dir den ersten Hieb verziehen, aber nicht den zweiten, und dafür musst du bezahlen!» Er lehnte sich zurück und sah plötzlich wieder sehr müde aus. «Die Höhe des Wergeldes entspricht sehr wohl deinen Möglichkeiten. Wenn es nach Bischof Asser gegangen wäre, dann hättest du noch viel mehr zahlen müssen, aber unser König ist ein gnädiger Mann.» Ein Holzscheit im Feuer zerbarst krachend und schreckte die Hunde auf. Sie erschauerten und begannen leise zu jaulen. Das Feuer    flammte neu auf, erhellte den Raum und warf zuckende Schatten.
    Ich sah Beocca über die Flammen hinweg an. «Bischof Asser», zischte ich wütend.
    «Was ist mit ihm?»
    «Godwin war sein Schoßhündchen.»
    «Der Bischof hat einen Heiligen in ihm gesehen, das stimmt.»
    «Er hat in ihm eine Möglichkeit gesehen, seinen Ehrgeiz zu befriedigen», knurrte ich. «Nämlich mich aus Wessex loszuwerden.» Ich hatte unausgesetzt über die Geschehnisse bei dem Fest nachgedacht, seit ich Godwin getötet hatte, und ich war zu dem Schluss gekommen, dass Asser hinter den Worten des Mönchs gestanden haben musste. Bischof Asser glaubte, dass Wessex jetzt sicher war. Harald war besiegt, und Haesten hatte seine Familie taufen lassen. Also brauchte Wessex keinen heidnischen Kriegsherrn mehr, und Asser hatte Godwin benutzt, um Alfred gegen mich einzunehmen.

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