Das brennende Land
sagte Alfred mit gütiger Stimme. «Wer also könnte uns vernichten?»
«Die Hure kann uns vernichten», sagte Bischof Asser, und ich glaubte, dass er mich dabei ansah, obwohl ich nicht sicher war, weil ich tief in den Schatten saß.
«Die Hure!», brüllte Godwin Alfred an. «Du Narr! Die Hure!»
Niemand rügte ihn dafür, dass er den König einen Narren genannt hatte.
«Gott wird uns gewiss beschützen!», sagte Bischof Erkenwald.
«Die Hure war unter uns, und die Hure ist gestorben, und Gott hat sie ins Höllenfeuer geschickt, und der Teufel hat sie wieder daraus erhoben, und sie ist hier», sagte Godwin eindringlich. «Sie ist hier! Ihr Odem verseucht Gottes auserwähltes Volk! Sie muss getötet werden! Sie muss in Stücke gehackt und ihre fauligen Glieder müssen in die unergründlichen Tiefen des Meeres versenkt werden! Gott Will es! Gott im Himmel weint, weil wir seinen Geboten nicht gehorchen, und er gebietet, dass die Hure sterben muss! Gott weint! Er wird uns strafen! Gott weint! Die Tränen Gottes fallen wie Feuerstropfen auf uns herab, und es ist die Hure, die ihn solche Tränen weinen lässt!»
«Welche Hure?», fragte Alfred.
«Sie hieß Gisela!», zischte Godwin. Finan legte mir warnend die Hand auf den Arm.
Zuerst glaubte ich, mich verhört zu haben. Männer warfen mir Blicke zu, aber ich war sicher, mich verhört zu haben, doch dann begann Godwin wieder zu singen. «Gisela, die große Hure, ist jetzt Skade. Sie ist Unrat in menschlichem Gewand, eine Hure der Verdorbenheit, ein Teufelsschiss mit Brüsten, eine Hure, Gisela! Gott hat sie getötet, weil sie nichts als Unrat war, und jetzt ist sie zurück!»
«Nein», sagte Finan zu mir, doch sehr überzeugend klang es nicht. Ich war aufgestanden.
«Herr Uhtred!», rief Alfred scharf. Bischof Asser beobachtete mich und lächelte beinahe. Sein kleines Lieblingsmönchlein krümmte sich erneut schreiend zusammen. «Herr Uhtred!», rief Alfred wieder und schlug auf den Tisch.
Ich war mit langen Schritten in die Mitte des Raumes gegangen, hatte Godwin an den Schultern gepackt und ihn zu mir herumgedreht.
«Herr Uhtred!» Alfred hatte sich erhoben.
«Du lügst, Mönch», sagte ich.
«Sie war nichts als Unrat», zischte mir Godwin ins Gesicht. Dann begann er mit seinen Fäusten auf meine Brust zu trommeln. «Eure Frau war die Hure des Teufels, eine von Gott verhasste Hure, und Ihr seid das Werkzeug des Teufels, der Hurengemahl, der Heide, der Sünder!»
Im Saal herrschte Aufruhr. Ich nahm nichts davon wahr, nur, dass sich ein lodernder Zorn in mir ausbreitete und meine Ohren mit einem betäubenden Rauschen erfüllte. Ich hatte keine Waffen. Dies war ein königlicher Palas, und Waffen waren verboten, doch der Mönch schlug mich und jaulte mir ins Gesicht, und da holte ich mit der rechten Hand aus und schlug ihn.
Ich traf ihn nicht richtig. Vielleicht hatte er gespürt, dass der Schlag kommen würde, denn er war nach hinten gezuckt, sodass meine Hand sein Kinn erwischte und es ausrenkte. Von seinen Lippen tropfte Blut. Er spuckte einen Zahn aus und versetzte mir einen wütenden Hieb.
«Genug!», rief Alfred. Endlich erhoben sich ein paar Männer von ihren Plätzen, doch auf mich wirkte es, als bewegten sie sich mit übertriebener Langsamkeit, während mir Godwin noch immer Blut entgegenspuckte.
«Hurenbock», knurrte er, oder jedenfalls verstand ich das.
«Genug! Ich befehle es!», rief Alfred.
«Hurengemahl», sagte der blutige Mund in aller Deutlichkeit. Also schlug ich ihn noch einmal, und mit diesem zweiten Schlag brach ich ihm das Genick.
Ich hatte ihn nicht töten, sondern nur zum Schweigen bringen wollen, doch ich hörte, wie seine Halsknochen knirschend brachen. Dann knickte sein Kopf unnatürlich zur Seite, und schließlich brach er über einer der Kohlenpfannen zusammen. Sein kurzes schwarzes Haar loderte hell auf. Er fiel auf die beschädigten Mosaike des Fußbodens. Überall verbreitete sich der Gestank von verbranntem Haar und versengtem Fleisch.
«Nehmt ihn fest!», hörte ich Bischof Asser schreien.
«Er muss sterben!», rief Bischof Erkenwald.
Alfred starrte mich voller Entsetzen an. Seine Frau, die mich seit je hasste, kreischte, dass ich nun für meine Sünden bezahlen müsse.
Finan nahm mich am Arm und zog mich zur Tür des Saales. «Nach Hause», sagte er.
«Steapa! Halt ihn fest!», rief Alfred.
Doch Steapa mochte mich. Er bewegte sich zwar gehorsam auf mich zu, aber so langsam, dass ich die Tür erreichte, an der
Weitere Kostenlose Bücher