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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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weitere Bedingung gestellt, der ich nicht zustimmen konnte, und diese Bedingung hielt ich jetzt in den Armen. «Zeit zu gehen», sagte ich schließlich, weil ich Stimmen hörte. Später erfuhr ich, dass Finan uns gesehen und der Mannschaft befohlen hatte, am Ufer zu bleiben. Ich löste meine Umarmung, doch Skade hielt sich weiter an mir fest.
    «Ich weiß, wo du alles Gold der Welt finden kannst.» Ich sah ihr in die Augen. «Alles Gold der Welt?»
    Sie musste lächeln. «Genügend Gold», flüsterte sie. «Mehr als genug, ein drachenbewehrter Hort aus Gold.»
    Wyrd bið ful äraed.
    Ich nahm eine goldene Kette aus meiner Schatztruhe und legte sie Skade um den Hals, und das war Zeichen genug, um der Mannschaft ihre neue Stellung deutlich zu machen. Ich hatte geglaubt, dass meine Leute sie nun noch stärker ablehnen würden, doch das Gegenteil war der Fall. Sie schienen erleichtert. Sie hatten eine Bedrohung in ihr gesehen, doch nun war sie eine von uns. Und so segelten wir weiter nordwärts.
    Nordwärts an der niedrigen Küste Ostangliens entlang, unter grauen Himmeln und vorangetrieben von einem Wind aus Süden, der undurchdringlichen, hartnäckigen Nebel mitbrachte. Wir verkrochen uns in morastige Wasserläufe, wenn der dichte Nebel übers Meer auf uns zutrieb. Wenn uns eine Nebelbank überraschte, sodass wir nicht genügend Zeit hatten, uns einen sicheren Unterschlupf zu suchen, dann steuerten wir das Schiff vom Ufer weg, damit es im Nebel nicht auf eine Sandbank auflief.
    Der Nebel bremste unsere Fahrt. Wir brauchten sechs lange Tage, um Dumnoc zu erreichen. Wir kamen an einem dunstigen Nachmittag in diesem Hafen an, nachdem wir den
Seolferwulf
die Flussmündung hinaufgerudert hatten, zwischen feucht glänzenden Sandbänken, auf denen die Seevögel dicht an dicht saßen. Das Fahrwasser war gut mit Weidenruten gekennzeichnet, doch ich ließ trotzdem einen Mann vom Bug aus mit einem Ruder die Wassertiefe prüfen, für den Fall, dass uns Plünderer mit den Ruten in eine Untiefe locken wollten. Ich hatte zum Zeichen, dass wir in Frieden kamen, den Wolfskopf abgenommen, dennoch ließen die Wächter, die uns von einem baufälligen Turm aus beobachteten, einen Jungen eilig in die Stadt laufen, damit er unser Kommen ankündigte.
    Dumnoc war ein guter, wohlhabender Hafen. Er war    am Südufer des Flusses erbaut worden, und eine Palisade schützte die Stadt vor einem Angriff von der Landseite aus, während der Hafen selbst vor offenem Wasser lag, auf dem sich Fischerboote und Handelsschiffe drängten. Am Ufer war er von Landungsstegen gesäumt. Die Flut hatte nahezu ihren Höchststand erreicht, und die See drängte von den Sandbänken aus herein und überschwemmte den unteren Teil der Palisade. Einige Häuser in Ufernähe waren auf kurzen Pfählen errichtet, und alle Balken, die man in der Stadt verbaut hatte, waren silbergrau verwittert. Es war ein ansehnlicher Ort, über dem ein schwerer Geruch nach Salz und Schellfisch hing. Ein Kirchturm mit einem Kreuz war das höchste Gebäude, eine Erinnerung daran, dass der Däne Guthrum, der König von Ostanglien geworden war, sein Reich zum Christentum bekehrt hatte.
    Mein Vater hatte die Ostangeln nie gemocht, weil sich ihr Königreich vor langen Jahren mit Mercien zusammengeschlossen hatte, um Northumbrien anzugreifen. Später, viel später, während meiner Kindheit, hatten die Ostangeln die dänische Armee, die Northumbrien erobert hatte, mit Nahrung, Pferden und Unterkunft versorgt, doch dieser Verrat hatte sich später gerächt, als die Dänen zurückkehrten, um Ostanglien selbst zu erobern. Und nun war Ostanglien immer noch ein dänisches Königreich, auch wenn es inzwischen angeblich christlich geworden war, wie der Kirchturm bezeugen sollte. Nebelfetzen zogen um das Kreuz auf dem Turm, während ich den
Seolferwulf
etwas oberhalb der Landungsstege in die Mitte des Flusses steuerte. Dort drehten wir das Schiff um. Wir ließen es herumschwingen, indem wir auf nur einer Seite zurückruderten, und erst als sein wolfloser Bug Richtung Meer zeigte, ließ ich den
Seolferwulf
neben ein behäbiges, breites    Handelsschiff gleiten, das an dem größten der Landungsstege vertäut war. Finan grinste. «Bereit zu einer schnellen Flucht aufs Meer?», fragte er.
    «Jederzeit», sagte ich. «Erinnerst du dich an den
See-Raben?»
    Er lachte. Kurz nachdem wir Lundene erobert hatten, war der
See-Rabe,
ein dänisches Schiff, in aller Unschuld zur Stadt gekommen und hatte an einem Kai

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