Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
an, und keiner    traute dem anderen, und dann winkte mir Guthlac nachlässig zu und wandte sich ab.
    Wir zogen Lose, um zu entscheiden, wer an diesem Abend an Land gehen durfte. Ich brauchte Männer, die zum Wachdienst auf dem Schiff blieben, und Osferth bot sich an, den Befehl über diese Gruppe zu übernehmen. Wir legten dreiundzwanzig Trockenerbsen in eine Schale mit zwanzig Silbermünzen, dann nahm Finan die Schale und stellte sich mit dem Rücken zu mir, während ich die versammelte Mannschaft vor mir hatte. Dann nahm Finan entweder eine Münze oder eine Erbse aus der Schale und hielt sie hoch. «Wer will die hier haben?», fragte er, und ich wählte einen meiner Männer aus, ohne zu wissen, ob Finan eine Erbse oder eine Münze emporhielt. Diejenigen, die Erbsen bekamen, mussten mit Osferth auf dem Schiff bleiben, die Übrigen durften an Land gehen. Ich hätte auch einfach die Männer bestimmen können, die an Bord bleiben mussten, aber eine Mannschaft arbeitet besser zusammen, wenn sie ihren Herrn für gerecht hält. Die Kinder blieben alle auf dem Schiff, doch die Frauen derjenigen, die von Bord gehen durften, begleiteten ihre Männer. «Ihr bleibt in der Schänke», erklärte ich ihnen. «Diese Stadt ist uns nicht wohlgesinnt! Wir bleiben zusammen!»
    Die Stadt mochte uns nicht wohlgesinnt sein, doch die «Gans» war tatsächlich eine gute Schänke. Das Ale war frisch in den großen Bottichen im Hof des Wirtshauses gebraut worden und kräftig. Der weitläufige Gastraum hatte eine Balkendecke aus den Kielen abgewrackter Schiffe und wurde von einer in der Mitte des Gastraumes gelegenen Feuerstelle erwärmt, in der Treibholz flackerte. Die Einrichtung bestand aus einfachen Tischen und Bänken. Doch    bevor ich meine Männer mit dem Aletrinken beginnen ließ, handelte ich einen Preis für Räucherhering, ein paar Speckseiten, einige Fässchen Ale, Brot und geräucherten Aal aus und ließ sie all diese Vorräte zum
Seolferwulf
bringen. Guthlac hatte Wachen auf der Landseite des Kais aufgestellt. Sie sollten sicherstellen, dass niemand von uns Waffen trug. Doch Wespenstachel hing in seiner Scheide über meinem Rücken, wo er von einem Umhang verdeckt wurde, und ich bezweifelte keinen Augenblick, dass die meisten meiner Männer auf ähnliche Weise bewaffnet waren. Ich ging von Tisch zu Tisch und schärfte ihnen ein, keinen Streit anzufangen. «Es sei denn, ihr wollt Streit mit mir», warnte ich sie, und sie grinsten.
    In der Schänke ging es recht geruhsam zu. Ein Dutzend Männer aus der Stadt tranken etwas. Alle waren Sachsen. Keiner zeigte Interesse an der Mannschaft des
Seolferwulfs.
Sihtric hatte beim Losen einen Silberschilling gezogen, und ich befahl ihm, von Zeit zu Zeit in den Hof hinauszugehen. «Sieh dich nach bewaffneten Männern um», erklärte ich ihm. «Womit rechnet Ihr, Herr?», fragte er mich.
    «Heimtücke», sagte ich. Der
Seolferwulf
war so viel wert wie das jährliche Einkommen eines Thegn mit bedeutendem Grundbesitz, zudem musste Guthlac klar geworden sein, dass wir Geldmünzen an Bord hatten. Es würde seinen Männern schwerfallen, das Schiff zu besetzen, während Osferth und seine Gruppe das Ende des Landungsstegs verteidigten, doch betrunkene Männer in einer Schänke waren eine leichte Beute. Ich befürchtete, dass er uns als Geiseln nehmen und ein gewaltiges Lösegeld fordern würde, und deshalb schlüpfte Sihtric immer wieder durch die Hintertür hinaus. Doch jedes Mal kam    er mit einem Kopfschütteln wieder herein. «Hast du jetzt eine Schrumpfblase?», machte sich einer meiner Männer über ihn lustig.
    Ich saß mit Skade, Finan und seiner schottischen Frau Ethne in einer Ecke des Gastraums und achtete nicht auf das Gelächter und die Gesänge an den anderen Tischen. Ich fragte mich, wie viele Männer in Dumnoc lebten und warum nur so wenige von ihnen in der «Gans» waren. Ich fragte mich, ob in der Stadt gerade die Klingen gewetzt wurden. Ich fragte mich, wo alles Gold der Welt versteckt war. «Also», fragte ich Skade, «wo ist alles Gold der Welt versteckt?»
    «In Friesland», antwortete sie.
    «Friesland ist groß.»
    «Mein Gemahl hat eine Festung am Meer.» «Also erzähle uns von deinem Gemahl.» «Skirnir Thorson», sagte sie. «Ich kenne seinen Namen.»
    «Er nennt sich Seewolf.» Finan und Ethne hörten zu.
    «Er kann sich nennen, wie er will», sagte ich, «aber davon wird es noch nicht wahr.»
    «Er genießt großes Ansehen», sagte sie, und dann erzählte sie

Weitere Kostenlose Bücher