Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
festgemacht. Dann hatte die Mannschaft feststellen müssen, dass Lundene inzwischen von der westsächsischen Armee gehalten wurde, die auf Dänen keineswegs gut zu sprechen war. Die Mannschaft floh aufs Schiff zurück, doch es musste noch gewendet werden, damit sie stromabwärts entkommen konnten. Dann hatte sie die Angst verwirrt, sodass die Ruder der Männer aneinanderstießen und das Schiff zum Kai zurücktrieb, wo wir es erstürmten. Es war ein jämmerliches Gefährt, es leckte, und in seinem Kielraum stank es erbärmlich. Ich wrackte das Schiff schließlich ab und benutzte seine Spanten für das Dachgebälk der Hütten, die wir auf der östlichen Seite Lundenes bauten.
    Ein fetter, bärtiger Mann in einem rostigen Kettenhemd stieg vom Landungssteg auf das Handelsschiff und zog sich, nachdem er unsere Erlaubnis erbeten hatte, an der Seite auf unser Schiff. «Guthlac», stellte er sich selbst vor, «Vogt von Dumnoc. Wer seid Ihr?» Er klang recht gebieterisch und ließ sich von einem Dutzend Männern unterstützen, die mit Schwertern und Äxten auf dem Landungssteg standen. Sie wirkten ängstlich, und das war auch kein Wunder, denn meine Mannschaft war ihnen zahlenmäßig weit überlegen.
    «Mein Name ist Uhtred», sagte ich.
    «Uhtred von wo?», fragte Guthlac. Er sprach Dänisch, gab sich streitlustig und wollte den Eindruck erwecken, dass    ihn die beeindruckende Erscheinung meiner Mannschaft nicht kümmerte. Er hatte einen langen Schnauzbart, dessen beide Enden mit geteertem Zwirn zusammengebunden waren und bis weit unter sein glattgeschabtes Kinn hingen. An einer Seite des Schnauzbartes zupfte er ständig herum. Er musste wohl doch ziemlich beunruhigt sein.
    «Uhtred von Bebbanburg», antwortete ich.
    «Und wo ist Bebbanburg?»
    «Northumbrien.»
    «Dann seid Ihr sehr weit von zu Hause weg, Uhtred von Bebbanburg», sagte Guthlac. Er spähte in unseren Kielraum, um herauszufinden, was wir geladen hatten. «Sehr weit von zu Hause», wiederholte er. «Betreibt Ihr Handel?»
    «Sehen wir wie Händler aus?», fragte ich. Immer mehr Männer sammelten sich auf dem schmalen Strand vor den nächsten Häusern. Die meisten von ihnen waren unbewaffnet, also waren sie vermutlich nur aus Neugierde gekommen.
    «Ihr seht wie Herumtreiber aus», sagte Guthlac. «Vor zwei Wochen gab es ein paar Meilen südlich einen Überfall. Ein Gehöft wurde niedergebrannt, Männer getötet, Frauen verschleppt. Woher soll ich wissen, dass nicht Ihr das gewesen seid?»
    «Das könnt Ihr nicht wissen», antwortete ich müde. «Vielleicht sollte ich Euch hier festhalten, bis Ihr den Beweis dafür oder dagegen erbracht habt.»
    «Und vielleicht solltet Ihr Euer Kettenhemd reinigen», entgegnete ich. Er warf mir einen zornigen Blick zu, den ich erwiderte, und nickte dann unvermittelt. «Also, was wollt Ihr hier?», fragte er. «Wir brauchen zu essen und Ale.»
    «Das haben wir», sagte er und wartete ab, weil sich über uns einige Möwen ohrenbetäubend laut kreischend stritten, «aber zuerst müsst Ihr die Kaigebühren des Königs bezahlen.» Er streckte die Hand aus. «Zwei Schillinge.»
    «Vielleicht zwei Pence.»
    Wir einigten uns auf vier Pence, von denen zweifellos zwei in Guthlacs Tasche wanderten. Danach konnten wir an Land gehen, wenn Guthlac auch vernünftigerweise darauf bestand, dass wir keine anderen Waffen als Kurzmesser mit auf den Landgang nahmen. «Die ist eine gute Schänke», sagte er und deutete auf ein großes Gebäude, an dem ein Schild mit einer aufgemalten Gans befestigt war. «Ihr könnt dort getrocknete Heringe, getrocknete Austern, Mehl, Ale und sächsische Huren kaufen.»
    «Gehört die Schänke Euch?», fragte ich.
    «Und wenn es so wäre?»
    «Ich hoffe nur, das Ale ist besser als der Willkommensgruß des Besitzers», sagte ich.
    Darüber lachte er. «Willkommen in Dumnoc», sagte er und stieg wieder auf das Handelsschiff zurück. «Ihr könnt hier eine Nacht in Frieden verbringen. Aber wenn einer von Euren Leuten eine Untat begeht, dann werde ich die ganze Mannschaft in Gewahrsam nehmen!» Er hielt inne und sah zu
Seolferwulfs
Heck hinüber. «Wer ist das?»
    Er starrte Skade an. Sie trug wieder ihren schwarzen Umhang, sodass ihr bleiches Gesicht an diesem trüben Spätnachmittag besonders hell wirkte. An ihrem Hals schimmerte es golden. «Ihr Name ist Edith», sagte ich, «und sie ist eine sächsische Hure.»
    «Edith. Soll ich sie Euch vielleicht abkaufen?»
    «Vielleicht», sagte ich. Wir sahen uns

Weitere Kostenlose Bücher