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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Festung?»
    «Einen Palas», sagte sie, «er steht auf einer Warft, umgeben von einer Ringpalisade.»
    «Aber um zu dem Palas zu kommen», wandte ich ein, «müssen wir an den anderen Inseln vorbei.» Jedes Schiff, das sich in die sicherlich seichte und von den Gezeiten abhängige Fahrrinne wagte, würde von Skirnirs Männern verfolgt werden, und ich stellte mir vor, wie ich schließlich mit zwei feindlichen Schiffsmannschaften auf den Fersen in Zegge ankam.
    «Aber in dem Palas ist ein Loch im Fußboden, und unter dem Boden ist eine Kammer mit Wänden aus Ulmenbalken, und in der Kammer ist Gold.» Skade hatte ihre Stimme gesenkt.
    «In der Kammer war Gold», berichtigte sie Finan.
    Sie schüttelte den Kopf. «Er kann sich nicht davon trennen. Er ist großzügig zu seinen Männern. Er kauft Waffen, Rüstungen, Schiffe, Ruder und Verpflegung. Und er kauft Sklaven. Aber er behält trotzdem, was er nur kann. Er liebt es, die Falltür aufzuziehen und sich seine Schatzkammer anzuschauen. Dann überlaufen ihn Schauer. Er liebt das. Einmal hat er uns eine Bettstatt aus lauter Goldmünzen gemacht.»
    «Haben sie sich in deinen Rücken gebohrt?», fragte Ethne belustigt.
    Skade beachtete diesen Einwurf nicht und sah mich an. «In der Kammer liegen Gold und Silber. Genug, um alle deine Träume zu erfüllen.»
    «Es müssen schon andere Männer versucht haben, sich dieses Gold zu holen», sagte ich.
    «Das stimmt. Aber Wasser, Sand und die Gezeiten sind ein ebenso guter Verteidigungswall wie Steinmauern, und seine Wachen sind ihm treu. Er hat drei Brüder und sechs Cousins, und sie alle dienen ihm.»
    «Söhne?», fragte Ethne.
    «Von mir hat er keine Kinder. Aber von vielen seiner Sklavinnen.» «Warum hast du ihn geheiratet?», fragte Ethne.
    «Ich wurde ihm verkauft. Ich war zwölf Jahre alt, meine Mutter hatte kein Geld, und Skirnir wollte mich.»
    «Und er will dich immer noch», mutmaßte ich, weil mir einfiel, dass Skirnir demjenigen eine Belohnung zahlen wollte, der ihm Skade zurückbrachte.
    «Der Bastard hat sehr viele Männer», gab Finan zu bedenken.
    «Ich kann auch Männer finden», entgegnete ich sanft, und dann drehte ich mich um, weil Sihtric zur Hintertür hereinstürmte.
    «Männer», erklärte er, «es sind mindestens dreißig da draußen, Herr, und sie sind alle bewaffnet.»
    Mein Argwohn war berechtigt gewesen. Guthlac wollte mich, meinen Schatz, mein Schiff und meine Frau.
    Und ich wollte Skirnirs Gold.
     
Sechs
     
    Ich riss die Vordertür der Schänke auf und sah, dass sich inzwischen noch mehr Männer auf dem Kai versammelt hatten. Sie wirkten erschrocken, als ich auftauchte, sogar so sehr, dass die meisten unwillkürlich einen Schritt zurückwichen. Es waren mindestens fünfzig. Einige waren mit Speeren und Schwertern bewaffnet, die meisten jedoch nur mit Äxten, Sicheln oder Knüppeln. Das bedeutete, dass es Leute aus der Stadt sein mussten, die Guthlac zur Erfüllung seines tückischen Plans zusammengerufen hatte. Doch das Beunruhigendste an ihnen war, dass eine Handvoll von ihnen Bögen trug. Sie hatten keinen Versuch gemacht, den
Seolferwulf
zu besetzen, der am Ende des Landestegs im schwachen Widerschein der Trocknungsfeuer für die Heringe lag, die am schmalen Strand brannten. Der Feuerschein spiegelte sich auch auf den Rüstungen, die Osferth und seine Männer trugen, und auf den Klingen ihrer Speere, Schwerter und Äxte. Osferth hatte den Landungssteg mit einem Schildwall abgesperrt, und dieser Schildwall sah höchst respekteinflößend aus.
    Ich zog die Tür wieder zu und ließ den Verschlussbalken in seine Halterung fallen. Es lag auf der Hand, dass Guthlac nicht darauf aus war, Osferths Männer anzugreifen, und das bedeutete, dass er zuerst uns gefangen nehmen und uns dann als Geiseln benutzen wollte, um das Schiff an sich zu bringen.
    Ich wandte mich an meine Männer. «Wir haben einen Kampf am Hals.» Ich zog Wespenstachel aus seinem Versteck    und sah belustigt mit an, wie fast alle anderen ebenfalls ihre Waffen herausholten. Es waren zumeist Kurzschwerter wie Wespenstachel. Rorik, einem Dänen, den ich bei einem der Vergeltungszüge durch Ostanglien gefangen und der lieber mir seinen Eid geleistet hatte, als zu seinem Herrn zurückzugehen, war es sogar irgendwie gelungen, eine Kriegsaxt mit in die Schänke zu bringen. «Dort stehen Männer», erklärte ich ihnen und deutete auf die Vordertür, «und dort auch», fuhr ich mit einer Handbewegung in Richtung des Brauhauses

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