Das brennende Land
wahrscheinlich.»
«Ich muss mich mit dem Vogt beraten», sagte er mit dem bisschen Würde, das ihm noch geblieben war, und rannte beinahe zurück zur Tür. Ich nickte Skade zu, die den Priester gehen ließ, und nahm dann mein Schwert wieder in Empfang.
«Sollen wir einen Ausbruch zum Schiff machen?», schlug Finan vor. Er hatte sich gebückt, um durch ein Astloch in der Vordertür zu spähen. Offenkundig hielt er wenig von den kämpferischen Fähigkeiten der Männer, die uns dort auflauerten.
«Hast du die Bögen gesehen?», fragte ich.
«Ah, so wollen sie es also machen», sagte er, «damit haben wir einen schönen Scheißhaufen im Bierfass, was?» Er richtete sich wieder auf. «Also warten wir, bis sie müde werden?»
«Oder bis ich einen besseren Einfall habe», sagte ich. Dann klopfte es erneut und dieses Mal noch lauter an die Hintertür, und wieder nickte ich Sihtric zu, damit er die Tür entriegelte.
Jetzt stand Guthlac an der Tür. Er trug immer noch sein Kettenhemd und dazu noch einen Helm und einen Schild als weiteren Schutz. «Waffenstillstand, solange wir reden?», fragte er.
«Wollt Ihr damit sagen, dass wir im Krieg sind?», entgegnete ich.
«Ich will damit sagen, dass Ihr mich anhört und anschließend gehen lasst», sagte er aufsässig und zog an der einen Seite seines langen Schnurrbartes.
«Wir reden», stimmte ich zu, «und dann könnt Ihr gehen.»
Misstrauisch betrat er den Raum und wirkte etwas überrascht, als er feststellte, wie gut meine Männer bewaffnet waren. «Ich habe nach der Haustruppe meines Herrn geschickt», sagte er.
«Das war vermutlich eine weise Entscheidung. Denn Eure Männer können meine nicht besiegen.»
Er runzelte die Stirn. «Wir wollen keinen Kampf!»
«Wir aber. Wir hoffen auf eine schöne Keilerei. Es gibt keinen besseren Abschluss für einen Abend in der Schänke als einen ordentlichen Streit, findet Ihr nicht?»
«Oder eine Frau», warf Finan ein und grinste Ethne an.
«Das stimmt», sagte ich. «Zuerst Ale, dann ein Kampf, dann eine Frau. Wie in Walhalla. Also sagt uns, wann Ihr bereit seid, Guthlac, dann können wir anfangen, uns zu schlagen.»
«Ergebt Euch, Herr», sagte er. «Man hatte uns gesagt, dass Ihr kommen werdet, und wie es scheint, will Alfred von Wessex Euch haben. Er will nicht Euer Leben, sondern einfach nur Eure Leiche. Eure und die Leiche der Frau.»
«Ich habe aber etwas dagegen, dass Alfred meine Leiche bekommt», sagte ich.
Guthlac seufzte. «Wir werden Euch daran hindern, Dumnoc zu verlassen, Herr. Draußen warten vierzehn Jäger mit Bögen auf Euch. Ihr werdet sicher einige Männer töten, Herr, und damit werdet Ihr Euren Vergehen ein weiteres Verbrechen hinzufügen, aber meine Bogenschützen werden auch einige Eurer Männer töten, und das wollen wir nicht. Eure Männer und Euer Schiff sind frei, doch Ihr seid es nicht. Und ebenso wenig die Frau.» Er sah zu Skade hinüber. «Edith.»
Ich lächelte ihn an. «Also packt mich! Aber denkt daran, dass ich der Mann bin, der an einem Meeresstrand Ubba Lothbrokson getötet hat.»
Guthlac warf einen Blick auf mein Schwert, zupfte erneut an seinem Schnurrbart und tat dann einen Schritt zurück. «Ich werde nicht unter dieser Klinge sterben, Herr. Ich warte auf die Truppen meines Herrn. Sie werden Euch holen und die Übrigen von Euch töten. Mein Rat ist also, Herr, dass Ihr Euch ergebt, bevor sie hier sind.»
«Ihr wollt, dass ich mich ergebe, damit Ihr die Belohnung bekommt?»
«Und was stimmt daran nicht?», fragte er streitlustig.
«Wie viel ist es?»
«Genug. Also ergebt Ihr Euch?»
«Wartet draußen. Dann werdet Ihr es herausfinden.»
«Und was ist mit ihnen?», fragte er mit einem Nicken in Richtung der Männer aus der Stadt, die mit uns zusammen in der Falle saßen. Keiner von ihnen besaß einen Wert als Geisel, also schickte ich sie mit Guthlac fort. Sie stolperten eilig in den Hinterhof hinaus, sichtlich erleichtert, dass sie nicht an dem Gemetzel teilnehmen mussten, das ihrer Meinung nach bald den Fußboden der Schänke in Blut tauchen würde.
Guthlac war ein Narr. Er hätte uns in dem Gasthaus angreifen und überwältigen sollen. Und wenn er uns nur festsetzen wollte, bis die Truppen ankamen, hätte er mit ein paar der riesigen Ale-Bottiche aus dem Hof die Türen verrammeln sollen. Stattdessen hatte er seine Leute in zwei Gruppen eingeteilt. Ich schätzte, dass etwa fünfzig Männer zwischen der Schänke und dem
Seolferwulf
aufgestellt waren und dass noch
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