Das brennende Land
und noch viel hässlicher als früher.»
«Also werde ich dir immer ähnlicher.» Ich grinste.
Er lachte. Er trat einen Schritt zurück, und ich sah, wie dick sein Bauch in den Jahren geworden war, in denen wir uns nicht gesehen hatten. Er war nicht fett, nur dicker, doch er wirkte immer noch genauso glücklich wie immer. «Ihr seid alle willkommen», rief er meiner Mannschaft zu. «Warum seid ihr erst jetzt gekommen?»
«Der Nebel hat uns aufgehalten», erklärte ich.
«Ich dachte schon, du wärst vielleicht tot. Aber dann habe ich gedacht, dass die Götter deine elende Gesellschaft bestimmt noch nicht ertragen wollen.» Plötzlich hielt er inne, und seine Miene wurde ernst. Er runzelte die Stirn und vermied es, mir in die Augen zu sehen. «Ich habe geweint, als ich das von Gisela gehört habe.»
«Danke.»
Er nickte unvermittelt, dann legte er mir den Arm um die Schultern und ging mit mir den Weg entlang. Seine Schildhand, die auf meiner Schulter lag, war in der Schlacht von Ethandun verstümmelt worden, als Alfred Guthrums große Armee schlug. Ich hatte an diesem Tag für Alfred gekämpft, und Ragnar, mein bester Freund, hatte für Guthrum gekämpft.
Ragnar war das Abbild seines Vaters. Er hatte ein breites Gesicht, strahlende Augen, und er lächelte so schnell und oft wie niemand sonst, den ich kannte. Sein Haar war hell wie meines, und wir waren oft für Brüder gehalten worden. Sein Vater hatte mich wie einen Sohn behandelt, und wenn ich einen Bruder hatte, so war es Ragnar. «Hast du von den Geschehnissen in Mercien gehört?», fragte er.
«Nein.»
«Alfreds Kräfte haben Harald angegriffen.» «Auf Torneie?»
«Wo auch immer. Ich habe gehört, dass Harald krank auf seiner Bettstatt lag und seine Männer hungerten. Sie waren in der Unterzahl, also haben die Mercier und die Westsachsen beschlossen, ihnen den Garaus zu machen.» «Also ist Harald tot?»
«Natürlich ist er nicht tot!», entgegnete Ragnar fröhlich. «Harald ist schließlich Däne! Er hat die Bastarde in die Flucht geschlagen!» Er lachte. «Alfred ist nicht gerade vom Glück begünstigt.»
«Das war er noch nie. Er wird von Gott verfolgt.»
Ragnar warf einen verstohlenen Blick auf Skade, die noch im Sattel saß. «Ist das Haralds Frau?» «Ja.»
«Sie bringt bestimmt nichts als Ärger. Sollen wir sie Skirnir zurückverkaufen?» «Nein.»
Er grinste. «Also ist sie im Moment doch nicht Haralds Frau?» «Nein.»
«Die Arme», sagte er und lachte.
«Was weißt du über Skirnir?», fragte ich.
«Ich weiß, dass er demjenigen Gold bietet, der sie ihm zurückbringt.»
«Und bietet auch Alfred demjenigen Gold, der mich zurückbringt?»
«Allerdings, das tut er!», sagte Ragnar gut gelaunt. «Ich habe überlegt, ob ich dich nicht wie eine Ziege zusammenschnüren soll, damit ich noch reicher werde.» Er hielt inne, weil wir in Sichtweite Dunholms angekommen waren, das auf seinem enormen Felsen in der Flussschleife lag. Die Standarte mit dem Adlerflügel flatterte über der Festung. «Willkommen daheim», sagte er voller Wärme.
Ich war wieder im Norden. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte ich mich frei.
Brida erwartete uns in der Festung. Sie war Ostanglierin und Ragnars Frau, und sie umarmte mich wortlos, und ich spürte, wie sehr sie um Gisela trauerte. «Das Schicksal», murmelte ich.
Sie wand sich aus der Umarmung, sah mich an und ließ ihren Zeigefinger an meinem Gesicht herabgleiten, um festzustellen, was all die Jahre aus mir gemacht hatten. «Ihr Bruder stirbt auch», sagte sie.
«Aber noch ist er König?»
«Hier regiert Ragnar, und er gestattet Guthred, sich König zu nennen.» Guthred, Giselas Bruder, regierte Northumbrien von seiner Hauptstadt Eoferwic aus. Er war ein gutmütiger Mann, aber nicht sehr durchsetzungsfähig, und er saß nur auf dem Thron, weil Ragnar und die anderen großen Jarls im Norden ihn ließen. «Er ist nicht mehr ganz gescheit im Kopf», sagte Brida niedergeschlagen, «er ist schwachsinnig und glücklich.»
«Besser als schwachsinnig und traurig.»
«Die Priester kümmern sich um ihn, aber er will nichts essen. Er wirft alle Speisen an die Wand und behauptet, Salomon zu sein.» «Also ist er immer noch Christ?»
«Er betet jeden Gott an», sagte sie spitz, «das hält er für sicherer.» «Will Ragnar selbst König werden?», fragte ich. «Er hat es nicht gesagt.» Brida senkte die Stimme. «Würdest du es denn wollen?»
«Ich will, dass Ragnar sein Schicksal erfüllt», sagte
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