Das brennende Land
als wir in der Straße hinter dem Gasthaus auftauchten.
Ich hatte mich mit einem brennenden Holzscheit bewaffnet. Jetzt holte ich damit aus und schmetterte es seitlich an Guthlacs Helm, sodass er zu Boden ging wie ein Ochse, dem man einen Spieß zwischen die Augen rammt. Dann packte ich ihn an seinem Kettenhemd und zerrte ihn daran in die Gasse und anschließend bis zum Landungssteg hinunter. Er war schwer. Drei meiner Männer waren notwendig, um ihn über das Händlerschiff auf den
Seolferwulf zu
bringen. Schließlich ließ ich, zufrieden, dass alle meine Leute in Sicherheit waren, die Vertäuung lösen. Das Schiff drehte sich mit der hereinkommenden Flut stromaufwärts, und wir hielten mit Ruderschlägen gegen die Strömung. So warteten wir darauf, dass die Ebbe einsetzte.
Wir sahen Dumnoc brennen. Inzwischen standen sechs oder sieben Häuser in Flammen, das Feuer loderte brüllend wie in einem Schmelzofen empor und spie Funken hoch hinauf in den Nachthimmel. Der Brand beleuchtete die Umgegend und warf zuckendes Licht über den Fluss. Wir sahen, wie die Männer Häuser einrissen in der Hoffnung, dass die Flammen diese Gebäudelücken nicht überspringen würden, und wir sahen Leute, die das Flusswasser in Kübeln weiterreichten, und wir sahen alldem belustigt zu. Als Guthlac wieder zur Besinnung kam, fand er sich auf der kleinen Bugplattform wieder, ohne sein Kettenhemd, an Händen und Füßen gefesselt. Ich hatte den Wolfskopf wieder auf den Bug setzen lassen. «Genieß den Anblick, Guthlac», sagte ich.
Er stöhnte. Dann fiel ihm der Beutel wieder ein, der an seinem Gürtel gehangen und in den er das Silber gesteckt hatte, das meine Bezahlung für unsere Vorräte gewesen war. Er versuchte danach zu tasten und fand nichts. Erneut stöhnte er und sah zu mir auf, und dieses Mal erkannte er den Krieger, der an einem Meeresstrand Ubba Lothbrokson getötet hatte. Ich stand in voller Kampfausrüstung vor ihm, mit Kettenhemd, Helm und Schlangenhauch, das in seiner Scheide an meinem silberbeschlagenen Schwertgürtel hing.
«Ich habe meine Pflicht getan, Herr», sagte Guthlac.
Ich sah Bewaffnete am Ufer und vermutete, dass es die Haustruppen von Guthlacs Herrn waren, wer immer das sein mochte. Doch sie konnten uns nichts anhaben, es sei denn, sie beschlossen, eines der vertäuten Schiffe zu bemannen, doch das taten sie nicht. Sie starrten einfach nur auf die brennende Stadt. «Sie könnten wenigstens in die Flammen pissen», sagte Finan vorwurfsvoll. «Dann würden sie immerhin irgendetwas Nützliches tun!» Finster blickte er auf Guthlac hinab. «Und was sollen wir mit dem hier machen?»
«Ich habe überlegt, ob wir ihn Skade geben sollen», sagte ich. Guthlac sah sie an, und als sie lächelte, überlief ihn ein Schauer. «Als ich sie zum ersten Mal sah», sagte ich zu Guthlac, «folterte sie gerade einen Thegn. Das war wirklich nicht schön, und er ist daran gestorben.»
«Ich wollte wissen, wo sein Gold war», erklärte sie.
«Es war ganz und gar nicht schön», bekräftigte ich. Guthlac zuckte zusammen.
Inzwischen war die Gezeitenumkehr herangerückt. Wir lagen mit dem
Seolferwulf
auf dem Stillwasser. Durch den Höchststand der Flut wirkte der Fluss breit, doch das Bild trog, denn unter der schimmernden Oberfläche, auf der sich rot das Feuer spiegelte, lagen Untiefen und Sandbänke. Bald würde uns die Strömung helfen, doch ich wollte abwarten, bis wir genügend Tageslicht hatten, um die Fahrwassermarkierungen zu sehen. Meine Männer setzten sich an die Ruder, um zu verhindern, dass wir von der brennenden Stadt flussabwärts getrieben wurden. Ich wandte mich an Guthlac. «Was du hättest tun sollen, ist, mit deinen Männern die Schänke zu stürmen, während wir getrunken haben. Du hättest ein paar Leute verloren, aber du hättest wenigstens eine Hoffnung auf den Sieg gehabt.»
«Werdet Ihr mich ans Ufer bringen?», fragte er flehend.
«Gewiss werde ich das. Aber jetzt noch nicht. Sieh dir das an!» Gerade war ein Haus in sich zusammengestürzt, und aus den zerberstenden Balken und schweren Dachsparren sch ossen gewaltige Flammenzungen zu den Wolken empor. Das Dach der «Gans» hatte nun ebenfalls Feuer gefangen, und als die Flammen hell in den Nachthimmel schlugen, begannen meine Männer zu jubeln.
Wir glitten im ersten fahlen Tageslicht unbehelligt den Fluss hinab. Wir ruderten bis zum Ende des Wasserlaufs, wo die Wellen breit und mit weißen Schaumkronen auf die langen Sandbänke liefen,
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