Das brennende Land
Eure Unterstützung suchen wird, Herr.»
«Das denke ich auch», sagte ich.
Offa streckte seine langen mageren Beine unter den Tisch. Einer der Terrier winselte, und Offa schnippte mit den Fingern, worauf der Hund augenblicklich still war. «Jarl Haesten», sagte er verhalten, «wird Euch Gold anbieten, damit Ihr Euch ihm anschließt.»
Ich lächelte. «Ihr seid nicht als Bote hierhergekommen, Offa. Wenn mir Alfred einen Brief schicken will, kann er es tun, ohne dass ich dafür Eure Gier befriedigen muss.» Offa wirkte von dem Wort Gier etwas beleidigt, legte aber keinen Widerspruch ein. «Und es war Alfred, der Pater Beocca befohlen hat, mir zu schreiben, war es nicht so?», fragte ich, und er nickte leicht. «Also hat Alfred Euch geschickt, damit Ihr herausfindet, was ich vorhabe.»
«Was dies betrifft, herrscht in Wessex eine gewisse Neugierde», sagte er zurückhaltend.
Ich legte zwei Silbermünzen auf den Tisch. «Also sagt es mir.» «Euch was sagen, Herr?» Er betrachtete die Münzen. «Sagt mir, was ich vorhabe.»
Er lächelte, weil er für eine Antwort bezahlt wurde, die ich sicher schon kannte. «Sehr freigebig, Herr.» Seine langen Finger schl ossen sich um die Münzen. «Alfred glaubt, dass Ihr Euren Onkel angreifen werdet.»
«Das ist eine Möglichkeit.»
«Aber dafür, Herr, braucht Ihr Männer, und Männer brauchen Silber.» «Ich habe Silber.»
«Nicht genügend, Herr», sagte Offa mit Überzeugung. «Also werde ich mich vielleicht doch Haesten anschließen?» «Niemals, Herr, Ihr verabscheut ihn.» «Und wo werde ich dann das Silber finden?»
«Bei Skirnir selbstredend», sagte er und sah mir direkt in die Augen.
Ich bemühte mich, meine Miene ausdruckslos zu halten. «Gehört Skirnir auch zu den Männern, die Euch bezahlen?»
«Ich kann keine Reisen mit dem Schiff ertragen, Herr, also vermeide ich sie. Ich habe Skirnir noch nie gesehen.»
«Also weiß Skirnir nichts von meinem Vorhaben?»
«Nach allem, was ich höre, glaubt Skirnir ohnehin, dass jeder Mann vorhat, ihn zu berauben, und weil er demnach auf alle vorbereitet ist, wird er auch auf Euch vorbereitet sein.»
Ich schüttelte den Kopf. «Er ist auf Diebe vorbereitet, Offa, nicht auf einen Kriegsherrn.»
Der Mercier hob eine Augenbraue zum Zeichen, dass er mehr Silber brauchte. Ich legte eine Münze auf den Tisch und beobachtete, wie sie in seinem geräumigen Beutel verschwand. «Er wird auf Euch vorbereitet sein, Herr, weil ihn Euer Onkel warnen wird.»
«Weil Ihr meinem Onkel davon erzählen werdet?»
«Wenn er mich dafür bezahlt, ja.»
«Ich sollte Euch jetzt töten, Offa.»
«Ja, Herr», sagte er, «das solltet Ihr. Aber Ihr werdet es nicht tun.» Er lächelte.
Also würde Skirnir erfahren, dass ich kam, und Skirnir hatte Schiffe und Männer, doch das Schicksal ist unerbittlich. Ich würde nach Friesland gehen.
Sieben
Ich versuchte Ragnar dazu zu bringen, mit mir nach Friesland zu kommen, aber er lachte nur. «Denkst du, ich will mir um diese Jahreszeit einen nassen Hintern holen?» Es war kalt, und auf dem Land stand noch die Nässe von zwei Tagen heftigen Regens, der vom Meer aus herübergezogen war. Inzwischen regnete es nicht mehr, aber die Erde war morastig. Es herrschte winterliche Düsternis, und die Luft war feucht.
Wir ritten über die Hügel, dreißig von meinen und vierzig von Ragnars Männern. Wir alle trugen Kettenhemden, Helme und Waffen. Schilde hingen an unseren Seiten oder über unsere Rücken, und an unseren Hüften hatten wir Langschwerter in ihren Scheiden befestigt. «Ich mache es im Winter, weil Skirnir vor dem Frühling nicht mit mir rechnet», erklärte ich.
«Das hoffst du. Aber vielleicht hat er ja erfahren, dass du ein Schwachkopf bist.»
«Also komm mit. Lass uns wieder gemeinsam kämpfen!»
Er lächelte, vermied jedoch meinen Blick. «Ich gebe dir Rollo», sagte er und meinte damit einen seiner besten Kämpfer, «und jeden, der freiwillig mit dir gehen will. Erinnerst du dich an Rollo?»
«Gewiss.»
«Ich habe Verpflichtungen. Ich sollte hierbleiben.» Es war keine Feigheit, die ihn dazu brachte, mein Angebot abzulehnen. Niemand konnte Ragnar je Ängstlichkeit vorwerfen. Stattdessen, so vermutete ich, war es Faulheit. Er war glücklich und wollte nichts an diesem Glück ändern. Auf dem Rücken einer Erhebung zügelte er sein Pferd und deutete auf den breiten Streifen Küstenland, der sich unter uns erstreckte. «Da ist es, das englische Königreich.»
«Das was?»,
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