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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hieß Uhtred - eine Kränkung für mich. Über Generationen hinweg war der älteste Sohn unserer Familie Uhtred genannt worden, und    falls dieser Erbe starb, dann wurde, wie es mir geschehen war, dem nächstjüngeren Sohn dieser Name übertragen. Indem er seinen Ältesten Uhtred nannte, erklärte mein Onkel die Absicht, dass seine Nachfahren auf Bebbanburg herrschen sollten, und ihr größter Feind waren nicht die Dänen und nicht einmal die Schotten, sondern ich. Ælfric hatte versucht, mich zu töten, und solange er lebte, würde er es weiter versuchen. Er hatte eine Belohnung auf meinen Kopf ausgesetzt, aber ich war nicht leicht zu töten, und es waren Jahre vergangen, seit zuletzt ein Krieger den Versuch gemacht hatte. Jetzt ritt ich auf meinem ausgeliehenen Pferd zu Ælfric. Wir folgten einer kotbedeckten Trift, die von den Hügeln herabführte. Ich roch das Meer, und auch wenn die Wellen noch nicht zu sehen waren, erkannte man diese besondere Leere der Luft im Osten. «Er weiß wohl, dass wir kommen, oder?», sagte ich zu Ragnar.
    «Er weiß es. Er hat unausgesetzt Kundschafter in der Gegend.»
    Bestimmt waren Reiter zur Bebbanburg galoppiert und hatten von den Dänen berichtet, die über die Hügel kamen. Sogar in diesem Moment, das wusste ich, wurden wir beobachtet. Mein Onkel würde nicht wissen, dass ich einer der Reiter war. Seine Späher hatten sicherlich von Ragnars Banner mit dem Adlerflügel berichtet, doch meine eigene Flagge hatte ich nicht aufgezogen.
    Noch nicht.
    Unsere eigenen Kundschafter waren etwas voraus und seitlich von uns eingesetzt. So viele Jahre lang war dies mein Leben gewesen. Wann immer sich ein unternehmungslustiger ostanglischer Däne imstande geglaubt hatte, ein paar Schafe oder eine Kuh von einer Weide bei Lundene zu stehlen, hatten wir einen Vergeltungsritt unternommen.    Aber dies war eine ganz andere Landschaft. In der Gegend von Lundene war das Land flach, während hier niedrige Hügel einiges von dem verbargen, was hinter ihnen lag. Also hielten sich unsere Kundschafter in unserer Nähe. Sie entdeckten nichts Beunruhigendes und hielten schließlich auf einem bewaldeten Hügelkamm. Dort warteten sie, bis wir zu ihnen aufgeschlossen hatten.
    Unter mir lag meine Heimat.
    Die Festung war riesenhaft. Sie stand zwischen uns und der See auf ihrem gewaltigen Felsen und war mit der Landseite durch einen schmalen Sandstreifen verbunden. Nördlich und südlich von ihr lagen hohe Dünen, doch die Festung ragte weit aus der Küstenlinie hinaus. Ihre Steilklippe schützte eine weite, flache Bucht, in der ein paar Fischerboote vertäut waren. Das Dorf war gewachsen, wie ich feststellte, und die Festung ebenso. Als ich ein Kind gewesen war, musste ein Mann den Sandstreifen überqueren, um zu einer Holzpalisade mit einem großen Tor darin zu kommen, über dem sich eine Kampfplattform befand. Diesen Eingang, das Low Gate, gab es immer noch. Falls es einem Feind gelang, sich durch diesen Torbogen zu kämpfen, musste er früher noch zu einem zweiten Tor in einer weiteren Holzpalisade emporsteigen, die auf dem Felsen selbst stand. Doch diese zweite Palisade war vollständig verschwunden, und an ihrer Stelle erhob sich eine hohe Steinmauer ohne jegliches Tor. Das alte Haupttor, das High Gate, gab es also nicht mehr. Ein Angreifer, dem es gelang, eine Bresche in die äußere Palisade zu schlagen und damit die Schmiedewerkstatt und die Stallungen zu erreichen, musste die Steinmauer erklettern, um in die Festung zu gelangen. Aber diese Mauer war dick, hoch und mit eigenen Kampfumgängen ausgestattet, sodass die Verteidiger    Pfeile, Speere, kochendes Wasser, Steinbrocken und alles, was sie sonst noch fanden, auf die Angreifer herabregnen lassen konnten.
    Das alte Haupttor, das High Gate, hatte am südlichen Ende der Festung gelegen. Mein Onkel hatte einen Weg anlegen lassen, der dem Strand auf der Seeseite von Bebbanburg folgte. Nun mussten die Besucher auf diesem neuen Weg zu einem neuen Tor am nördlichen Ende der Festung gehen. Der Weg begann hinter der äußeren Umfriedung. Allein um diesen Weg zu erreichen, musste man die alte Palisade mit dem Low Gate zunächst überwinden. Dann musste man auf dem neuen Weg unter Bebbanburgs seewärts gelegenen Befestigungsanlagen weiter vorrücken. Angreifer konnte man von dort aus beschießen. Anschließend mussten sie sich irgendwie durch das neue Tor kämpfen, das ebenfalls von einer steinernen Brustwehr geschützt wurde. Und selbst wenn es

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