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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Möwen am Strand schreien. Ihr Ruf gehörte zu meiner Kindheit, niemals endend, ebenso wie das Rauschen des Meeres. Mein Onkel brach das gespannte Schweigen. «Als Kind warst du ungehorsam, dickköpfig und töricht. Wie es scheint, hast du dich nicht geändert.»
    «Frag Alfred von Wessex», sagte ich. «Ohne meine Dickköpfigkeit und Torheit wäre er jetzt nicht König.»
    «Alfred wusste sich deiner zu bedienen. Du warst sein Wachhund. Er hat dich gefüttert und dich an die Leine gelegt. Aber wie ein Tor bist du nun der Leine entwischt. Wer wird dich jetzt füttern?» «Ich werde es tun», sagte Ragnar fröhlich.
    «Aber Ihr, Herr», sagte Ælfric respektvoll, «habt nicht genügend Männer, um sie an meinen Wallmauern sterben sehen zu können. Uhtred wird seine eigenen Männer finden müssen.»
    «Es gibt viele Dänen in Northumbrien», sagte ich.
    «Und Dänen wollen Gold», sagte Ælfric. «Glaubst du wirklich, es gibt genug davon in meiner Festung, um die Dänen von Northumbrien nach Bebbanburg zu locken?» Er lächelte leicht. «Du wirst dein eigenes Gold finden müssen, Uhtred.» Er hielt inne, weil er eine Erwiderung von mir erwartete, doch ich schwieg. Ein Rabe, den unsere Gegenwart von dem Schafskadaver vertrieben hatte, schimpfte auf einem kahlen Baum. «Glaubst du, dein Aglæcwif wird dich zu dem Gold führen?»
    Ein Aglaecwif war ein Höllenweib, eine Hexe, und er meinte Skade. «Ich habe kein Aglaecwif», sagte ich.
    «Sie verlockt dich mit den Reichtümern ihres Gemahls.»
    «Tut sie das?»
    «Was sonst?», fragte er. «Aber Skirnir weiß es.» «Weil du es ihm gesagt hast?»
    Mein Onkel nickte. «Ich hielt es für angemessen, ihm einige Neuigkeiten über seine Frau zukommen zu lassen. Das gebietet die Höflichkeit, denke ich, gegenüber einem Nachbarn auf der anderen Seite des Meeres. Skirnir wird dir im Frühling sicher den rechten Empfang bereiten, ebenso wie ich dir den rechten Empfang bereiten werde, Uhtred, solltest du beschließen, hierherzukommen. Nach Hause.» Er betonte das letzte Wort, ließ es sich auf der Zunge zergehen, und dann straffte er die Zügel. «Ich habe dir nichts weiter zu sagen.» Er nickte Ragnar zu, dann seinen Begleitern, und die drei ritten zurück.
    «Ich werde dich töten!», rief ich ihm nach, «und deine Kohlscheißer-Söhne genauso!»
    Er hob nur die Hand und winkte nachlässig, ohne sich umzudrehen. Ich weiß noch, dass ich dachte, er habe bei dieser Begegnung den Sieg davongetragen. Ælfric war aus seiner Festung gekommen und hatte mich behandelt wie ein Kind, und nun ritt er zurück zu diesem wundervollen Ort am Meer, an dem ich ihm nicht beikommen konnte. Ich rührte mich nicht. «Was jetzt?», fragte Ragnar.
    «Ich knüpfe ihn an den Gedärmen seiner Söhne auf», sagte ich, «und ich pisse auf seine Leiche.»
    «Und wie willst du das machen?» «Ich brauche Gold.» «Skirnir?» «Wo sonst?»
    Ragnar ließ sein Pferd umdrehen. «In Schottland gibt es Silber. Und in Irland.» «Und Horden von Wilden, die es bewachen.» «Was ist mit Wessex?»
    Ich hatte mein Pferd nicht bewegt, und Ragnar musste sich zu mir umdrehen. «Was ist mit Wessex?», wiederholte ich seine Worte. «Es heißt, Alfreds Kirchen sind reich.»
    «Oh, das sind sie», sagte ich. «Sie sind so reich, dass sie Silber an den Papst schicken können. Sie ersticken in Silber. Auf den Altären ist Gold. Es gibt Geld in Wessex, mein Freund, viel Geld.»
    Ragnar gab seinen Männern ein Zeichen, und zwei von ihnen ritten uns mit unseren Schwertgürteln entgegen. Wir legten sie wieder an und mussten uns nicht länger nackt fühlen. Die beiden Männer drehten um. Wir waren wieder allein. Die Seebrise trug heimatlichen Geruch zu mir und milderte den Gestank des Kadavers. «Also greifst du nächstes Jahr an?», fragte ich meinen Freund.
    Er dachte einen Moment lang nach und zuckte dann mit den Schultern. «Brida findet, dass ich zu fett und zufrieden geworden bin.»
    «Das bist du auch.»
    Er lächelte flüchtig. «Warum kämpfen wir?» «Weil wir geboren wurden», antwortete ich wild.
    «Weil wir einen Ort finden wollen, den wir Heimat nennen können. Einen Ort, an dem wir nicht mehr kämpfen müssen.» «Dunholm?»
    «Es ist eine ebenso sichere Festung wie Bebbanburg», sagte er, «und ich liebe es.»
    «Und Brida will, dass du es verlässt?»
    Er nickte. «Sie hat recht», gestand er mit matter Stimme. «Wenn wir nichts tun, wird sich Wessex wie eine Seuche ausbreiten. Dann sitzen überall Priester.»
    Wir

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